Industrie 4.0 – ein revolutionäres Potenzial30 | 03 | 16

Industrie 4.0

Andreas Altena und Sabine Roeb-Vollmer veröffentlichten im Herbst 2015 gemeinsam ein Whitepaper mit dem Titel „Sichere IT-Systeme und sichere Kommunikation: zwei neuralgische Herausforderungen für Industrie 4.0“. Im DGQ Blog nehmen wir das Thema genauer unter die Lupe. Es geht es um Begrifflichkeiten, Ziele und Herausforderungen im Kontext von Industrie 4.0, aber vor allem sollen zentrale Aspekte zur Qualitätssicherung, Standardisierung und Informationssicherheit vorgestellt werden.

Tiefgreifende Veränderungen

Im Blogpost der vergangene Woche haben wir bereits einen Blick auf die Herausforderungen für Unternehmen in Hinblick auf die Produktionsprozesse in einer Industrie 4.0 Umgebung geworfen. Das revolutionäre Potenzial von Industrie 4.0 zeigt sich jedoch auch in den tiefgreifenden Veränderungen, die höchstwahrscheinlich auf die Arbeitswelt zukommen und von den Unternehmen auch so wahrgenommen werden (siehe Umfrageergebnisse weiter oben). So wird sich die Transformation der Geschäftsprozesse, nicht nur innerhalb des einzelnen Unternehmens, sondern auch von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsprozessen (Supply Chain), auf die Unternehmensorganisation und die Arbeitsprozesse der Mitarbeiter auswirken.

Die Ressource „Mensch“

Das betrifft vor allem den Einsatz der Ressource „Mensch“, denn aufgrund des hohen Automatisierungsniveaus durch CPS muss die Mensch-Maschine-Schnittstelle neu definiert werden:

„Die Technik ist nicht mehr länger passives Objekt, sondern wird zum handlungsfähigen Akteur (anpassungsintelligente Produktion).“
(Technische Universität Dortmund, Wandel von Produktionsarbeit – „Industrie 4.0“, Soziologisches Arbeitspapier Nr. 38/2014).

Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwieweit die Mitarbeiter zukünftig fähig sein werden, autonome Systeme zu kontrollieren, für diese verantwortlich zu sein und bei Störungen kompetent einzugreifen. Dies beinhaltet nicht nur eine IT-nahe Qualifikation und ein tiefes Prozess-Know-how, sondern auch die Einbindung von Erfahrungskompetenz, z. B. im Falle einer Störung, die nicht automatisiert abgebildet werden kann. Trotzdem kann es passieren, dass der qualifizierte Facharbeiter möglicherweise nicht mehr gebraucht oder zu einfachen Hilfstätigkeiten, die nicht oder nur ineffizient automatisiert werden können, degradiert wird, weil seine Arbeitsschritte von intelligenten Produktionsmaschinen selbstständig geplant, gerüstet und ausgeführt werden. Hier werden sich bezüglich der Mitarbeiterqualifikation neue Dimensionen auftun. Um die Unternehmen auf diese anstehenden Entwicklungen vorzubereiten, sollten deshalb frühzeitig alle beteiligten Mitarbeiter eingebunden und Projekte zur Automatisierung und Digitalisierung der direkten und indirekten Geschäftsprozesse aufgesetzt werden. Eine Untersuchung der Bank Ing-DiBa lässt dabei vermuten, dass viele Berufsgruppen dem Risiko unterliegen, durch Industrie 4.0 in den nächsten 20 Jahren überflüssig zu werden. Das kann nicht nur Facharbeiter betreffen, sondern auch Ingenieure.

Neue Qualifizierungen im Umstellungsprozess für Industrie 4.0

Wie in den gängigen Managementsystemen (ISO 9001 und ISO/IEC 27001) bereits gefordert, müssen die Unternehmen die notwendigen Kompetenzen der Mitarbeiter ermitteln und entsprechende Qualifizierungsprogramme aufsetzen. Das gilt insbesondere in Hinblick auf das Bewusstsein der Mitarbeiter, welche Auswirkung die eigene Tätigkeit auf die erbrachten Produkte und Dienstleistungen entlang der gesamten Prozesskette hat. Weitere Themen zur Einbindung der Mitarbeiter in den Umstellungsprozess auf Industrie 4.0 sind die betriebliche Mitbestimmung, flexiblere Arbeitszeitsysteme und individuellere Formen der Vergütung. Selbstorganisation und dezentrale Entscheidungsfindung gewinnen dabei an Bedeutung.

Nächsten Mittwoch im DGQ Blog

In der kommenden Woche widmen sich die Autoren digitalen Geschäftsmodellen im Kontext von Industrie 4.0. Wir freuen uns wenn Sie wieder vorbei schauen!

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Alle bereits veröffentlichten Artikel zum Thema finden Sie hier:

Die Autoren:

Über den Autor: Sabine Roeb-Vollmer und Andreas Altena

Sabine Roeb-Vollmer, Partnerin der Altena-TCS GmbH, selbstständig seit 1991, ist als Beraterin und DQS-Senior-Auditleiterin spezialisiert auf die Implementierung und Weiterentwicklung von Managementsystemen für Qualität, Informationssicherheit und Service Management. Sie war bereits in zahlreichen multinationalen Konzernen erfolgreich tätig, unterstützt aber auch gerne kleine und mittelständische Unternehmen bei deren Zertifizierungsvorbereitungen. Als systemischer Business- und Management-Coach für Führungskräfte, Projektmanager und Nachwuchsführungskräfte begleitet sie Menschen in Einzelcoachings. Als Coach ist sie Sparringspartnerin ihrer Klienten und unterstützt die persönliche Weiterentwicklung im Sinne von verbesserter Selbstreflexion und Leistungssteigerung und hilft bei der Lösung von Konflikten im beruflichen und privaten Kontext.

Andreas Altena, IT-Kaufmann und Betriebswirt, ist Geschäftsführer der Altena-TCS GmbH. Seine Kernkompetenzen sind Qualitäts-, Informationssicherheit-, Datenschutz- und (IT-)Service-Managementsysteme sowie Service Excellence. Über seine geschäftsführende Tätigkeit hinaus begutachtet er seit 2007 als DQS-Senior-Auditleiter Managementsysteme in den genannten Bereichen. Seit 2012 arbeitet er als Trainer und Experte für die DGQ-Weiterbildung in den Bereichen Qualitätsmanagement, Informationssicherheit und Auditorenausbildung. Er ist Autor und Mitautor von verschiedenen Veröffentlichungen rund um die Themen Managementsysteme, Risikomanagement und Informationssicherheit. Zu Themen des Datenschutzes und der Datensicherheit ist er ein gern gefragter Experte des regionalen Fernsehens.

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