Industrie 4.0 – Herausforderungen für Produktionsprozesse23 | 03 | 16

Industrie 4.0

Andreas Altena und Sabine Roeb-Vollmer veröffentlichten im Herbst 2015 gemeinsam ein Whitepaper mit dem Titel „Sichere IT-Systeme und sichere Kommunikation: zwei neuralgische Herausforderungen für Industrie 4.0“. Im DGQ Blog nehmen wir das Thema genauer unter die Lupe. Es geht es um Begrifflichkeiten, Ziele und Herausforderungen im Kontext von Industrie 4.0, aber vor allem sollen zentrale Aspekte zur Qualitätssicherung, Standardisierung und Informationssicherheit vorgestellt werden.

Durchdringungsgrad von Industrie 4.0 überraschend gering

Im Blogpost der vergangenen Woche wurde bereits auf den überraschend geringen Durchdringungsgrad von Industrie 4.0 im Vergleich zur medialen Präsenz des Themas angesprochen. Haupthemmnisse sind die fehlende Veränderungsfähigkeit innerhalb der Organisation sowie fehlende technische Voraussetzungen. Fast ebenso viel Bedeutung wird dem Umgang mit der Arbeitnehmervertretung und dem Schutz mitarbeiterbezogener Daten beigemessen. Zunächst soll jedoch ein Blick auf die Herausforderungen für die Unternehmen in Hinblick auf die Produktionsprozesse in einer Industrie 4.0 Umgebung geworfen werden.

Flexible Fertigung

Transparente und flexiblere Abläufe erleichtern es, Produktionsprozesse standortübergreifend zu optimieren – mit Blick auf ständig wech­selnde Produktanforderungen, Qualität, Preis oder Ressourceneffizienz (flexible Ferti­gung). Aufgrund dieser Produktionsszenarien erwarten viele Unternehmen eine Effizienzsteigerung der Wertschöpfungskette, besonders eine effizientere Auftragsabwick­lung. Gerade hier ergeben sich ganz neue Chancen für Produktion und Service. Individuelle Kundenwünsche können zum Beispiel dank der Rentabilität der Produk­tion von Kleinstmengen berücksichtigt werden.

Strategien um Schritt zu halten

Damit etablierte Anbieter nicht den Anschluss verlieren, müssen sie die Potenziale der Digitalisierung für ihre Produktions- und anderen Wertschöpfungsprozesse analysieren und nutzen. Der Abschlussbericht des „Arbeitskreises Industrie 4.0“ (April 2013) unterscheidet hier bei seinen Handlungsempfehlungen drei Stoßrichtungen:

  1. Horizontale Integra­tion über Wertschöpfungsnetzwerke
  2. Durchgängigkeit des Engineering über die gesam­te Wertschöpfungskette
  3. Vertikale Integration und vernetzte Produktionssysteme

Bei einer optimalen Umsetzung fungieren die vernetzten Produktionsmodule als selbst­stän­dige Unternehmenseinheiten mit der Fähigkeit zur dynamischen Selbstorganisation, Selbstoptimierung und Integration in den Zielfindungsprozess. In Zeiten von Industrie 4.0 muss eine Produktionslinie dabei nicht auf ein Produkt festgelegt sein. Vorausgesetzt es gelingt eine intensive unternehmensübergreifende Kooperation zwischen Kunde und Zulieferer (vgl. Automobilindustrie), dann lassen sich die Bearbeitungsstationen auch flexibel an einen sich verändernden Pro­duktmix anpassen – und Kapazitäten optimal auslasten (resiliente Fabrik).

Notwendig! – Investition in technische Voraussetzungen

Bevor das Potenzial von Industrie 4.0 jedoch voll ausgeschöpft werden kann, sind massive Investitionen in die IT-Systeme notwendig. Während die Netzwerk- und Breitband-Verfügbarkeit schon vielfach gegeben ist oder deren Ausbau vorangetrieben wird, sind weitere Infra­struk­turvoraussetzungen (IP-fähiger Maschinenpark, intuitive Benutzung oder Systeme zur Indoor-Ortung) erst in Grundzügen erkennbar. Darüber hinaus muss auch in die Datenqualität investiert werden. Dies betrifft zum Beispiel die Genauigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der zur Verfügung stehenden Stammdaten der vielfach eingesetzten ERP- und MES-Systeme, die gegenwärtig vor allem off­line genutzt werden.

Nächsten Mittwoch im DGQ Blog

In der kommenden Woche widmen sich die Autoren dem revolutionären Potenzial von Industrie 4.0, das sich in den tiefgreifenden Veränderungen für die Arbeitswelt zeigt. Das betrifft vor allem den Einsatz der Ressource „Mensch“.

Wir freuen uns wenn Sie wieder vorbei schauen!

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Die Autoren:

Über den Autor: Sabine Roeb-Vollmer und Andreas Altena

Sabine Roeb-Vollmer, Partnerin der Altena-TCS GmbH, selbstständig seit 1991, ist als Beraterin und DQS-Senior-Auditleiterin spezialisiert auf die Implementierung und Weiterentwicklung von Managementsystemen für Qualität, Informationssicherheit und Service Management. Sie war bereits in zahlreichen multinationalen Konzernen erfolgreich tätig, unterstützt aber auch gerne kleine und mittelständische Unternehmen bei deren Zertifizierungsvorbereitungen. Als systemischer Business- und Management-Coach für Führungskräfte, Projektmanager und Nachwuchsführungskräfte begleitet sie Menschen in Einzelcoachings. Als Coach ist sie Sparringspartnerin ihrer Klienten und unterstützt die persönliche Weiterentwicklung im Sinne von verbesserter Selbstreflexion und Leistungssteigerung und hilft bei der Lösung von Konflikten im beruflichen und privaten Kontext.

Andreas Altena, IT-Kaufmann und Betriebswirt, ist Geschäftsführer der Altena-TCS GmbH. Seine Kernkompetenzen sind Qualitäts-, Informationssicherheit-, Datenschutz- und (IT-)Service-Managementsysteme sowie Service Excellence. Über seine geschäftsführende Tätigkeit hinaus begutachtet er seit 2007 als DQS-Senior-Auditleiter Managementsysteme in den genannten Bereichen. Seit 2012 arbeitet er als Trainer und Experte für die DGQ-Weiterbildung in den Bereichen Qualitätsmanagement, Informationssicherheit und Auditorenausbildung. Er ist Autor und Mitautor von verschiedenen Veröffentlichungen rund um die Themen Managementsysteme, Risikomanagement und Informationssicherheit. Zu Themen des Datenschutzes und der Datensicherheit ist er ein gern gefragter Experte des regionalen Fernsehens.

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