Wissensmanagement und ISO 900129 | 04 | 16
Erfolgreiche Kooperation zum Wissensmanagement von DGQ und GfWM
Vor mehr als einem Jahr begann eine intensive gemeinsame Fachgruppenarbeit von DGQ und GfWM (Gesellschaft für Wissensmanagement e.V.) in der „AG Wissensmanagement”. Anlass war die Revision der ISO 9001, genauer die neuen Anforderungen “Wissen” und “Kompetenz” der ISO 9001:2015.
Ziel der Kooperation war die Entwicklung einer gemeinsamen Orientierungshilfe zu den neuen Anforderungen der ISO 9001:2015 und die Entwicklung und Umsetzung einer Studie.
Studienergebnisse zeigen Handlungs- und Informationsbedarf
Um herauszufinden, wie bekannt die Anforderungen der neuen Norm bezüglich Wissen und Kompetenz bereits sind und welchen Bedarf es bei den Anwendern gibt, wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Es konnten 90 Fragebögen ausgewertet werden, so dass fundierte Aussagen getroffen werden können:
- 81% der Antwortenden geben an, noch (sehr großen) Handlungsbedarf zur Erfüllung der Norm zu haben.
- 42% der Antwortenden sind die neuen Anforderungen “mäßig bekannt”, 20% eher unbekannt oder völlig unbekannt. Daraus ergibt sich zusätzlicher Informationsbedarf.
Die vollständige Studie findet sich im Downloadbereich.
Orientierungshilfe zur Umsetzung der Normanforderungen
Nach ISO 9001:2015 müssen Organisationen ihren aufrechtzuerhaltenden Wissensstand bestimmen und steuern, um die Konformität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu erreichen und sicherzustellen. Die Norm fordert von den Organisationen explizit, Wissen zu erwerben und zu bewahren, sei es durch Lernen aus Erfahrungen (Lessons Learned), Benchmarks oder Beratung/Mentoring bzw. von anderen internen oder externen Quellen. Dies soll die Qualität der Abläufe und daraus folgend die Qualität der Produkte und Dienstleistungen nachhaltig verbessern.
Dem gegenüber stehen die Risiken für den Erfolg und die Existenz von Organisationen, wenn keine Strategie und Praxis im Umgang mit der Ressource Wissen umgesetzt und gelebt wird. Im Kontext der Norm werden Organisationen sensibilisiert, sich vor dem Verlust von Wissen zu schützen.
Anforderungen an Wissen und Kompetenz
Die Revision der Norm stellt neue Anforderungen an den Umgang mit dem Wissen der Organisation. Unter Wissen werden primär Datenbestände und Dokumentationen verstanden, Wissen ist in der Norm als ein Unterbegriff (weniger anspruchsvoll) zur Kompetenz definiert.
Für beide Anforderungen – Wissen und Kompetenz – gilt es, Risiken zu vermeiden und Handlungsfähigkeit darstellen zu können. Die Norm stellt daher jeweils vier Aktivitäten in den Vordergrund, die in der Orientierungshilfe detailliert dargestellt sind:
- Wissen bestimmen
- Wissen vermitteln
- Wissen aufrechterhalten
- Zusatzwissen erlangen
- Kompetenzen bestimmen
- Kompetenzen sicherstellen
- Kompetenzen erwerben
- Kompetenzen nachweisen
Der Anspruch der Norm ist dann erfüllt, wenn Unternehmen den systematischen und strategischen Umgang mit Wissen als ein Instrument zur erfolgreichen Unternehmensführung verstehen und in der täglichen Praxis leben.
Die Hauptüberschriften der insgesamt 30 Seiten umfassenden Orientierungshilfe sind:
- Anforderungen der Norm zum Umgang mit dem Wissen der Organisation
- Anforderungen der Norm zum Umgang mit Kompetenzen
- Wie können die Anforderungen aus der Norm erfüllt werden?
- Mindestanforderungen aus Sicht des Wissensmanagements
Im Anhang findet sich eine umfassende Zuordnung von Wissensmanagementmethoden zu den Anforderungen der ISO 9001:2015.
Der Volltext der Orientierungshilfe steht hier zum Download bereit.
Ab September hat die DGQ das neue Seminar „Wissensmanagement nach ISO 9001 in der Organisation umsetzen“ im Programm. Hier profitieren Sie von den aktuellen Erkenntnissen der gemeinsamen Arbeitsgruppe von DGQ und der Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM).
Wer ist die GfWM?
„Die Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. (GfWM) unterstützt den professionellen und verantwortungsbewussten Umgang mit Wissen. Wir fördern [AB1] die Weiterentwicklung von Wissensmanagement in Theorie und Praxis im Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Gesellschaft.“
- Die GfWM ist ein im deutschsprachigen Raum regional aufgestelltes und überregional verbundenes Netzwerk von Akteuren im Wissensmanagement.
- Die GfWM vermittelt ein Bewusstsein für die Bedeutung von Wissen als erfolgskritischem Faktor.
- Die GfWM regt den Austausch von Experten, Entwicklern und Anwendern an, um stetige praxisorientierte Weiterentwicklung von Wissensmanagement zu befördern.
- Die GfWM zeigt aktiv die Verknüpfungen zu anderen wissensrelevanten Themen auf und unterstreicht durch Kooperationen und interdisziplinäres Zusammenarbeiten ihre ganzheitliche Sicht auf das Wissensmanagement.
- Die GfWM steht für den werteorientierten Umgang mit Wissen.
Über die Autoren
Dr. Manfred Bornemann
Dr. Manfred Bornemann ist Geschäftsführer der Intangible Assets Consulting GmbH, Vorstand im Bundesverband Wissensbilanz, ehemaliger Vorstand der Gesellschaft für Wissensmanagement und Autor von 50+ wissenschaftlichen Publikationen. Als Unternehmensberater verantwortete er 250+ Projekte im Kontext Wissensbilanzierung, Wissensmanagement, Organisationsentwicklung und Strategie. Er unterrichtete in 15+ Universitäten und verbindet Grundlagen mit Praxis.
Günter Hartmann
Seit über 10 Jahren begleitet er Unternehmen zu den Themenfeldern Wissensmanagement und Innovationsmanagement. Der fachliche Blick über den Tellerrand ist für ihn selbstverständlich, um Schnittstellen und Synergien zu nutzen. Praktisches Beispiel ist die „Verschneidung“ von Wissensmanagement und Qualitätsmanagement nach ISO 9001 und EFQM. Methodischer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die „Wissensbilanz – Made in Germany“ als strategisches Instrument des Wissensmanagements sowie der Transfer von Wissen bzw. die Wissenssicherung in Organisationen. Er koordiniert ehrenamtlich seit vielen Jahren die Aktivitäten der Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM e.V.) in der Hauptstadtregion und ist aktuell in den Fachgruppen „Wissensmanagement und Qualitätsmanagement“ und „Wissensmanagement und Projektmanagement“ der GfWM aktiv.
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