Lieferantenaudits: Navigieren statt Nachjustieren28 | 08 | 25
Wer Lieferantenaudits ausschließlich als Kontrollinstrument versteht, hat das Navigationssystem auf Standbild gestellt. Tatsächlich sind Lieferantenaudits weitaus mehr: Sie sind ein strategisches und operatives Steuerungsinstrument – vergleichbar mit einem GPS auf der Autobahn der globalen Lieferkette. Sie helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen, potenzielle Engpässe zu identifizieren und rechtzeitig gegenzusteuern.
Kurz: Lieferantenaudits sind Wegweiser, Frühwarnsystem und Sicherheitsgurt in einem.
Lieferantenaudits als Chance begreifen
Wer Lieferantenaudits nur als nervige Pflicht abhakt, anstatt sie als strategisches Steuerungsinstrument zu nutzen, handelt reaktiv statt vorausschauend. Gerade zu Beginn des Beschaffungsprozesses kommt es auf das Zusammenspiel der relevanten Stakeholder aus Fachbereich, Beschaffung und Qualitätsmanagement an. Nur so lassen sich Lieferantenaudits entwickeln, die Risiken adressieren und Chancen nutzen.
Wird das ignoriert, bleiben kritische Schwachstellen unerkannt – bis es zu spät ist.
Audits nach Kalender? Oder nach Risiko?
Die klassische Jahresplanung schafft zwar Struktur, ist aber oft wie ein Navi ohne Verkehrsinformationen – sie zeigt den Weg, blendet aber Risiken aus. Ein risikobasierter Ansatz dagegen schaut genau hin, erkennt die echten Baustellen und stellt die Fragen, die wirklich zählen:
- Neuer Lieferant? Bewertung der Risiken, grundlegender Strukturen und Fähigkeiten.
- Auffällige Reklamationen? Prozessaudit zur Analyse der Fehlerquellen.
- Neue Produkte oder Technologien? Produktaudit mit Blick auf Umsetzbarkeit, Produktsicherheit und Erfüllung der Markt- oder Kundenanforderungen.
Audit-Typen gezielt wählen – Risiken intelligent steuern
Auditplanung heißt nicht „one size fits all“. Risiken sind so unterschiedlich wie Baustellen im Straßenverkehr – mal nur ein kleiner Krater, mal eine Vollsperrung. Wer das ignoriert, fährt unangepasst durch die Gegend. Nur wer Ausmaß, Gefahr und Tempo kennt, kann clever lenken und rechtzeitig bremsen.
Standardisierte Verfahren bieten dabei eine Grundlage, dürfen jedoch nicht zur pauschalen Anwendung verleiten. Wer alle Lieferanten gleich auditiert, ignoriert die Komplexität moderner Lieferketten. Ein Kriterienkatalog hilft, nichts zu vergessen.
Risikoorientierung ist keine Kür – sie ist Pflicht
Zielgerichtet auditieren heißt:
- Auditziele klar definieren
- Auditumfang und -tiefe am Risiko(!) ausrichten.
- Bei hohen Risiken ad-hoc Audits durchführen, bei zeitkritischen Themen auch remote
- Ergebnisse nicht nur dokumentieren, sondern in Maßnahmen überführen
Nicht zu auditieren spart kaum Kosten – im Gegenteil: Unentdeckte Schwachstellen führen schnell zu Rückrufen, Imageschäden und Lieferausfällen –> echte Kostenfallen für jedes Unternehmen.
Auch hier gilt: Ein Lieferantenaudit mittels Remote Methoden am Risiko orientiert durchführen.
Ausblick: Umsetzbare Konzepte
Nur wer Risiken frühzeitig und transparent identifiziert, ist in der Lage, den Audit-Fokus gezielt und vorausschauend auszurichten – statt erst nach dem Auftreten von Problemen reaktiv Korrekturmaßnahmen einzuleiten. Die wesentlichen Risikofaktoren können als Grundlage für eine zielgerichtete Auditstrategie dienen.
Der Fachkreis „Audit und Assessment“ der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) arbeitet aktuell an einem Impulspapier zur risikoorientierten Auditplanung bei Lieferanten. Ziel ist es, praktikable Ansätze bereitzustellen – für Organisationen, die ihr Auditmanagement der Lieferkette wertschöpfender gestalten wollen. Interessierte können sich auf der DGQ-Mitgliederplattform DGQplus über die Fachkreisarbeit informieren und erfahren dort auch, wann das Impulspapier verfügbar ist.
Dieser Blogbeitrag wurde verfasst von Marita Großer, Mitglied im Leitungsteam des DGQ-Fachkreises „Audit und Assessment“.
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Über den Autor: DGQ-Fachkreis Audit und Assessment
