Eine Hommage auf Vilfredo Pareto – die Aufwand-Nutzen-Relation26 | 06 | 24

Hommage

Von den 20 Prozent der Menschen, die Pareto kennen, benutzen 80 Prozent das Paretodiagramm. Oder so ähnlich. Von den vielen klugen Erkenntnissen und Inhalten, die Vilfredo Federico Pareto (1848-1923) erarbeitet hat, sind zwei ins Grundwissen von Zahlenmenschen und Managern eingesickert:

  1. Das Paretodiagramm, das nach Balkengröße sortiert und in einer ergänzenden Spur aufsummiert.
  2. Und die Pareto-Regel, die besagt, dass 20 Prozent der Ursachen 80 der Wirkungen erzeugen.

Das sind Geniestreiche, was leicht zu übersehen ist. Zum einen, weil Diagramm und Regel so einfach sind, und zum zweiten, weil sie vielen von uns so lange schon so vertraut sind, dass sie geradezu trivial erscheinen.

Ich hatte schon vor langer Zeit über Pareto gelesen und ihn bis jetzt als Ökonom in Erinnerung behalten, wohl weil er 1893 auf den Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften in Lausanne berufen wurde. Jetzt lese ich über ihn, dass er als früher Soziologe galt, denn ab 1898 wandte er sich diesem Gebiet zu. Und ich erfahre nun, dass er zunächst in Turin Ingenieurwesen studierte und für die Eisenbahn und in der Eisenverhüttung gearbeitet hat. Sieh an. Einer, der sich offensichtlich nicht an Fachgebietsgrenzen hielt. Welch ein Gewinn für Theorie und Praxis.

Pareto war sprachgewaltig, galt als Skeptiker, gar Zyniker und als polemisierend. Und er wurde als brillanter Analytiker geachtet. Heute würde er auf Basis seiner Forschungsarbeiten bestimmt der Verhaltensökonomik, den noch recht neuen „Behavioral Economics“, zugerechnet.

Zurück zu den beiden kleinen, feinen (qualitäts-)managementtauglichen Handreichungen, dem Pareto-Diagramm und der Pareto-Regel. Indem ich mir darüber klar werde, dass ich in meiner Tätigkeit für die DGQ mit 20 Prozent meines Einsatzes 80 Prozent meiner Wirkung erziele, überlege ich mir, was ich für den Rest dieses Nachmittags noch mache und was ich lasse und gehe dann früh heim.

 

Meine DGQ-Blogserie 2024 „Eine Hommage auf…
Eine Hommage ist eine „Huldigung“ für eine Geistesgröße. Ich möchte im Laufe des Jahres 2024 zwölf Menschen vorstellen, die einen wertvollen Beitrag für das QM geleistet haben, egal ob dieser explizit fürs Qualitätsmanagement oder zunächst ohne direkten Bezug dazu entstand. Im Kern geht es darum, interessante Inputs herauszuarbeiten, bevorzugt Inhalte, die im QM kaum bekannt, nicht vertraut sind und deren Bezug zu unserer Arbeit ein Aha auslöst.

Über den Autor: Benedikt Sommerhoff

Benedikt Sommerhoff leitet bei der DGQ das Themenfeld Qualität & Innovation. Er beobachtet, analysiert und interpretiert die Paradigmenwechsel und Trends in Gesellschaft und Wirtschaft sowie ihre Wirkungen auf das Qualitätsmanagement. Seine zahlreichen Impulse in Form von Publikationen und inspirierenden Vorträgen geben Orientierung in Zeiten des Wandels. Sie ermutigen zur Neukonzeption des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des DGQ-Netzwerks aus Praxis und Wissenschaft arbeitet Sommerhoff in Think Tanks und Pionierprojekten an der Entwicklung, Pilotierung und Vermittlung innovativer Konzepte und Methoden.