Eine Hommage auf John Ruskin – Qualität hat ihren Preis28 | 02 | 24

Hommage

John Ruskin brachte es auf den Punkt, das mit der Qualität:

Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.

Vereinbarkeit zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit

Ich muss hier nicht herleiten, was das mit unseren Themen Qualität und Qualitätsmanagement zu tun hat. Ich will aber hier hervorheben, wie wichtig es ist, Qualität so fundiert ökonomisch zu begründen. Wie oft höre ich, Qualität und Wirtschaftlichkeit seien schwer vereinbar. Das stimmt weder auf Kunden- noch auf Anbieterseite, wie uns Ruskin eindrücklich darlegt. Wir dürfen nur nicht argumentationsfaul sein und sind es doch wohl geworden. Wir haben zu oft extrinsische Motive, Anforderungen, Pflichten, Normen als Gründe für Qualitätsmanagement genannt und zu selten so klug ökonomisch argumentiert sowie intrinsische Motive stimuliert. Das müssen wir dringend ändern und Ruskin soll uns Motivator und Impulsgeber dafür sein.

Wer war nun John Ruskin (1819-1900)? Eines dieser beeindruckenden Multitalente des neunzehnten Jahrhunderts. Er war Künstler und Kunstsammler, unter anderem Nachlassverwalter seines Zeitgenossen William Turner, Schriftsteller und Wissenschaftler auf vielen Gebieten, Wirtschaftsethiker, Ökonom und Sozialreformer und vieles mehr. Er galt als einer der einflussreichsten Intellektuellen seiner Zeit und darüber hinaus.

Aus seinem umfangreichen Werk ist heute noch vieles erhältlich, zumeist auf Englisch. Der Hanser Verlag hatte 1983 auf Deutsch einen Band über sein Leben und Werk publiziert, der leider nur noch antiquarisch erhältlich ist (Kemp, Wolfgang (1983): John Ruskin – Leben und Werk, Hanser Verlag, München). Danke Lisa Hoffmann-Bäuml fürs Suchen in den Hanser Archiven. Ach, wie gerne würde ich John Ruskin zum DGQ-Qualitätstag am 7. November zu Vortrag und Diskussion einladen. Zumindest können seine Ideen dort immer noch wirken.

 

Meine DGQ-Blogserie 2024 „Eine Hommage auf…
Eine Hommage ist eine „Huldigung“ für eine Geistesgröße. Ich möchte im Laufe des Jahres 2024 zwölf Menschen vorstellen, die einen wertvollen Beitrag für das QM geleistet haben, egal ob dieser explizit fürs Qualitätsmanagement oder zunächst ohne direkten Bezug dazu entstand. Im Kern geht es darum, interessante Inputs herauszuarbeiten, bevorzugt Inhalte, die im QM kaum bekannt, nicht vertraut sind und deren Bezug zu unserer Arbeit ein Aha auslöst.

Über den Autor: Benedikt Sommerhoff

Benedikt Sommerhoff leitet bei der DGQ das Themenfeld Qualität & Innovation. Er beobachtet, analysiert und interpretiert die Paradigmenwechsel und Trends in Gesellschaft und Wirtschaft sowie ihre Wirkungen auf das Qualitätsmanagement. Seine zahlreichen Impulse in Form von Publikationen und inspirierenden Vorträgen geben Orientierung in Zeiten des Wandels. Sie ermutigen zur Neukonzeption des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des DGQ-Netzwerks aus Praxis und Wissenschaft arbeitet Sommerhoff in Think Tanks und Pionierprojekten an der Entwicklung, Pilotierung und Vermittlung innovativer Konzepte und Methoden.

Ein Kommentar bei “Eine Hommage auf John Ruskin – Qualität hat ihren Preis”

  1. 8dec50bda25b367168df67d3603818ca Karlheinz Zacherl sagt:

    Eine spannende Blockserie 2024. Sie zeigt: Die Geschichte lebt und ist nicht verstaubt und abgehandelt. Viele Erkenntnisse lassen sich heute noch anwenden und umsetzen. Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden, man braucht es nur zu verbessern;
    … ist das nicht ein „bekannter“ Grundsatz des Qualitätsmanagement.
    Bin gespannt auf die nächste HOMMAGE.
    Klasse Benedikt Sommerhoff.

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