ISO 19011:2026 – Zeit, Ihr Auditmanagement neu zu denken!24 | 10 | 25

Nach sieben Jahren wurde die ISO 19011 – die zentrale Leitlinie für das Auditieren von Managementsystemen – überarbeitet. Die neue Ausgabe bringt nicht nur sprachliche Präzisierungen, sondern vor allem zwei Themen mit großem Praxisbezug in den Vordergrund: Remote Audit Methoden und Audits in der Lieferkette. Beide Entwicklungen eröffnen Organisationen die Chance, ihr Auditmanagement effizienter, flexibler und risikobewusster zu gestalten.
Remote Audits – vom Ausnahmefall zur Normalität
Die Pandemie hat gezeigt, dass Audits auch ohne physische Präsenz erfolgreich durchgeführt werden können. Nun wird diese Realität mit der neuen ISO 19011:2026 normativ verankert.
Erstmals definiert die Norm den Begriff der Remote-Audit-Methode (Abschnitt 3.4) und erweitert die bisherigen Leitlinien in Anhang A1, A15 und A16 deutlich. Dabei wird auf die ISO/IEC TS 17012 Bezug genommen, die detaillierte Empfehlungen zur Nutzung von Remote-Methoden beim Auditieren liefert.
Remote-Audit-Methoden ermöglichen Audit-Tätigkeiten von jedem beliebigen Standort aus – unterstützt durch moderne Kommunikationstechnologien. Diese Flexibilität spart Reisekosten, reduziert Umweltbelastungen und erlaubt eine risikobasierte Fokussierung auf die wirklich kritischen Prozesse. Gleichzeitig betont die Norm die gemeinsame Verantwortung von Auditor und auditierter Organisation, die Wirksamkeit der Methode sicherzustellen.
In diesem Zusammenhang lohnt sich auch ein Blick auf die folgenden DGQ-Impulspapiere des Fachkreises „Audit und Assessment“:
- „Das Remote Audit als zukunftsweisende Methodik für risikobasierte Audits“ – eine praxisorientierte Ergänzung zur ISO/IEC TS 17012.
- „Auditprogramme risikobasiert planen und umsetzen“ – ein Leitfaden gegen ritualisierte Audits und für dynamische Auditprogramme.
Audits in der Lieferkette – mehr Transparenz und Verantwortung
Einen weiteren Schwerpunkt setzt die neue Norm auf Lieferantenaudits. Der überarbeitete Anhang A12 beschreibt detailliert, wie Audits in der Lieferkette strukturiert werden können – von der Bewertung einzelner Prozesse bis hin zu kompletten Lieferkettenaudits über mehrere Organisationen hinweg. Besonders hervorgehoben wird der Nutzen von Zweitparteien-Audits: Sie ermöglichen es Unternehmen, Risiken vor Vertragsabschluss zu bewerten, Konformität zu überwachen und ethische sowie qualitative Anforderungen entlang der Lieferkette sicherzustellen.
Damit wird das Lieferantenaudit zu einem strategischen Steuerungsinstrument, das über Compliance hinausgeht – hin zu nachhaltiger und verantwortungsbewusster Unternehmensführung.
Was (noch) fehlt – und wo die DGQ ansetzt
Einige von Deutschland eingebrachte Vorschläge haben in der neuen Ausgabe bislang leider keinen Eingang gefunden – etwa die Sicherstellung gleicher Definitionen bzw. das identische Risikoverständnis mit denen in der ISO 9000 ff.- Welt bzw. in anderen Managementsystemnormen. Gerade diese Themen bergen aber enormes Potenzial, den Auditaufwand zu reduzieren und Synergien zwischen verschiedenen Managementsystemen und deren Anforderungen zu nutzen.
Der DGQ-Fachkreis „Audit und Assessment“ hat vor diesem Hintergrund ausgewählte Aspekte in seinen Fach-Publikationen aufgegriffen, unter anderem zu den Themen:
- „Integrierte Audits zur Steigerung der Auditeffizienz“ – ein einfach umsetzbarer Ansatz, besonders für KMU.
- „Auditorenkompetenzen für interne Audits“ – praxisnahe Hinweise zur Auswahl und Bewertung von Auditoren.
Fazit: Jetzt handeln!
Die anstehende Veröffentlichung der ISO 19011:2026 ist ein guter Anlass, Ihr Auditmanagementsystem kritisch zu überprüfen. Wer jetzt auf Remote-Methoden, Lieferkettenaudits und integrierte Ansätze setzt, wird Audits künftig nicht nur effizienter, sondern auch strategischer gestalten können. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich mit den neuen Anforderungen und Chancen vertraut zu machen – zum Beispiel in unserem neuen DGQ-Weiterbildungsseminar „ISO 19011:2025 Revision verstehen und umsetzen“.
Bleiben Sie zukunftsorientiert, digital und wirksam – mit der neuen ISO 19011 und der DGQ an Ihrer Seite.
Zur Info: Die Inhalte sind der Endbearbeitung des DIS (Draft International Standard) von ISO 19011 entnommen, die finale redaktionelle Freigabe (FDIS) erfolgt Anfang 2026.
Dieser Blogbeitrag wurde verfasst von Mathias Wernicke, Mitglied im Leitungsteam des DGQ-Fachkreises „Audit und Assessment“.
| Informationsangebot der DGQ zur Revision der ISO 9001 Fakten statt Spekulation – unter diesem Motto hat die DGQ auf der Seite iso-9001-revision.info ein Informationsangebot rund um die Revision der ISO 9001:2026 zusammengestellt. Mit Hintergrundberichten, Interviews und Neuigkeiten zum Stand der Revision hält die DGQ alle Interessenten bereits im Vorfeld auf dem Laufenden. Ein wichtiger Bestandteil dieses Angebots bildet eine kostenlose Webinarreihe mit dem Titel „Revisions-Warm-up“. Sie vermittelt Kenntnisse über einige Kern- und Trendthemen, die eine Relevanz im Rahmen der Revision der ISO 9001 aufweisen. Mehr dazu findet sich unter iso-9001-revision.info/webinare » |