Das QM und die Motivation30 | 04 | 25
Motivation ist ein Riesenthema unserer Zeit. Wir fragen nach der Motivation der jungen Menschen fürs Arbeiten im Allgemeinen und für die Übernahme von Führungsausgaben im Speziellen. Wie steht es um die Motivation für mehr Sport, gesünderes Essen? Sind wir motiviert genug für nachhaltiges Handeln, zum Lernen, zur Hausarbeit, zum Aufräumen? Was treibt uns an, uns in Vereinen ehrenamtlich zu engagieren?
Und was uns in der DGQ besonders interessiert: Gibt es ausreichend Qualitätsmotivation in den Unternehmen? Viele Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager beklagen ja seit längerem unzureichende Motivation und fehlendes Bewusstsein für Qualität bei Leitungen, Führungskräften, Mitarbeitenden. Fehlen die wirklich oder haben die Klagenden da etwas falsch verstanden?
Motivation wofür?
Wofür benötigen wir denn Bewusstsein und Motivation in erster Linie? Ich meine, für Qualität. Und eben nicht für Qualitätsmanagement. Zum einen ist Qualität konkret und unmittelbar, Qualitätsmanagement abstrakt und mittelbar. Qualität ist Zweck, Qualitätsmanagement ist das Mittel zum Zweck. An realisierter Qualität gibt es nichts zu meckern, das Qualitätsmanagement darf man zurecht auch streckenweise lästig finden. Das ist wie bei Pellkartoffeln. Wer Pellkartoffeln liebt, muss das Pellen nicht mögen. Er oder sie wird es aber um des Genusses willen in Kauf nehmen.
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Es gibt auch Menschen, die das Qualitätsmanagement lieben und die dafür, auch für seine lästigen Anteile, hochgradig motiviert sind. Von allen anderen dürfen sie Qualität und die Motivation dafür erwarten. Und Professionalität. Dazu gehört auch, den eigenen QM-Verpflichtungen nachzukommen, liebevoll oder lieblos.
Motivation für Qualität gibt es genug …
Menschen sind intrinsisch und latent für Qualität motiviert, ganz besonders bei ihrer Arbeit. Die Motivationsforschung weiß, dass Selbstwirksamkeit und Zielorientierung fundamentale Motivatoren sind. Das Setting Arbeit verstärkt dies noch, denn Arbeit und Arbeiten haben in unserem Leben eine sehr starke Bedeutung. Wir haben zumeist aufwändig Kompetenzen erworben, uns für eine Stelle beworben, sind dafür ausgewählt worden und nun prägt das Arbeiten unseren Alltag. Die einen müssen prekäre, schwere, unliebsame Arbeiten annehmen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, die anderen dürfen ihren Traumjob leben; das ist durchaus ein weites Spektrum.
So oder so, wir wollen wirksam sein, Ziele erreichen, Anerkennung dafür finden und mit uns im Reinen sein, stolz auf unseren Beitrag. Dazu gehört, auch stolz auf das Arbeitsergebnis sein zu können. Das ist nichts anderes als Stolz auf das Qualitätsergebnis, die Qualität. Wir können, dürfen und müssen also eine Qualitätsmotivation der Menschen voraussetzen. Diagnostizieren wir ihr Fehlen, ist das zumeist ein Symptom, dessen Ursachen es zu verstehen gilt.
…solange man sie den Menschen nicht verleidet
Menschen wollen bei der Arbeit Qualität erzielen, wollen stolz auf ihr Arbeitsergebnis sein. Nicht selten erschwert oder verhindert das Unternehmen selbst durch Fehlanreize, Zielkonflikte, Erschwernisse und dysfunktionale Prozesse Qualität. In einem System, auch dem Qualitätsmanagementsystem, können gutgemeinte einzelne Interventionen, zum Beispiel Regelsetzungen, durch die Interaktion mit anderen gutgemeinten Festlegungen fatale Wirkungen entwickeln – auch auf die Qualität. Und wenn Führungskräfte Qualität predigen, aber Kostenersparnis und Termineinhaltung priorisieren, dann werden Mitarbeitende sich mit der Zeit genötigt sehen, die Dinge schneller, billiger und schlechter zu machen – gegen ihre intrinsische Motivation, oft resigniert und gar nicht stolz darauf.
Qualität des Qualitätsmanagements
Nun gilt es für mich noch die Kurve zu kriegen, um Sie nicht in die Demotivation zu schreiben. Wie schon gesagt, Sie können darauf bauen, dass Menschen eine Grundmotivation für Qualität haben. Sie müssen sie nicht dafür motivieren, sie müssen nur helfen, die Wege dafür freizumachen, wenn und wo sie verstellt sind. Das ist schwierig und herausfordernd und allemal erstrebenswert. Dass das gelingt, darin liegt die Qualität des Qualitätsmanagements.
Meine DGQ-Blogserie 2025 „Das QM und die …“
Das Qualitätsmanagement betritt viele unterschiedliche Felder, behandelt viele verschiede Themen und benötigt Wissen aus vielen Gebieten. In meiner DGQ-Blogserie „Das QM und die …“ sinniere ich über zwölf Begriffe und ihre Bedeutung für das QM und im QM. Dabei möchte ich immer auch auf die Bedeutung für Praxis und Umsetzung im Unternehmen eingehen. Eines ist klar, die wenigen Zeilen eines Blogs können interessante Impulse setzen, doch die Themen nie umfassend behandeln. Deshalb werden wir vertiefende Ausarbeitungen in DGQ Impulspapieren, den DGQ Mitgliederwebinaren der Reihe „Chili-con-Q“ und QZ Artikeln publizieren.
Über den Autor: Benedikt Sommerhoff
