Normungsarbeit – wie und warum beteiligen?16 | 02 | 23

Zusammenarbeit, Netzwerk, Menschen, Normungsarbeit

Aktive Normungsarbeit ist eine Zukunftsinvestition – sowohl für die Normungsexpertinnen und -experten als auch für die entsendenden Organisationen. Durch aktive Mitgestaltung der Zukunft über Normen haben die mitwirkenden Personen und Organisationen direkten Einfluss auf die spätere Anwendung. Sie erhalten tiefere Einblicke in Hintergründe und Zusammenhänge sowie Logiken in Bezug auf das Normungsthema bzw. die Normungsinhalte. Vor allem profitieren die Beteiligten davon, dass sämtliche Normungsaktivitäten im Themenfeld des jeweiligen Ausschusses transparent für alle Experten kommuniziert werden: Dies gibt ihnen die Möglichkeit, sich über Stellungnahmen einzubringen und über Änderungen und Vorschläge zu Normen und -entwürfen abzustimmen.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Netzwerkaspekte: Bei aktiver Mitwirkung entstehen zahlreiche fachliche Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen maßgeblicher Organisationen – und potenziell auch Karriereoptionen. Der direkte Austausch mit Vertretern anderer Interessengruppen, sich einen Wissensvorsprung verschaffen, Einfluss nehmen, Respekt und Akzeptanz erfahren und schließlich den Bekanntheitsgrad von Person und Organisation zu erhöhen, sind darüber hinaus weitere positive Effekte.

Es ist sowohl seitens der nationalen Normungsorganisationen DIN und DKE – des Deutschen Instituts für Normung und der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik – als auch der DGQ als ein bedeutsamer DIN-Mitgliedsverband ein wesentliches Ziel, Nachwuchs für die Mitgestaltung in der Normungsarbeit zu gewinnen. Ein interessanter und aktueller Podcast mit Basisinformationen zum Thema Normung für Young Professionals ist kostenfrei verfügbar auf Soundcloud.

DGQ-Normungsexperten mit Nominierung bei DIN oder DKE haben Zugriff auf die für das jeweilige Normungsgremium relevanten Inhalte der digitalen Plattformen der Normungsorganisationen sowie entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten. Sie können sich untereinander sowie mit weiteren Fachleuten aus dem DGQ-Netzwerk austauschen und zur Meinungsbildung beitragen. Damit stellt die Normungsarbeit ein spannendes Betätigungsfeld im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements von DGQ-Mitgliedern dar.

Wer darf mitmachen?

Die Mitwirkung in der Normung steht allen interessierten Parteien offen, die aus ihren Kreisen Vertreter benennen können. Die jeweiligen zur Autorisierung von Personen befugten Organisationen entsenden diese an den zuständigen Arbeitsausschuss bei DIN bzw. DKE. Über die Aufnahme entscheidet der zuständige Arbeitsausschuss.

Wer sind nun diese „interessierten Parteien“ der Normung? Basierend auf den Grundsätzen der Normungsarbeit streben die Normungsinstitutionen an, eine ausgewogene Vertretung aller an einem Normungsthema interessierten Parteien bzw. davon Betroffenen sicher zu stellen. Dies sind insbesondere Vertreter von öffentlicher Hand, Umweltschutz, Verbraucherschutz, Normenanwender, Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitsschutz, Prüfinstitute / Konformitätsbewertungsstellen, Regelsetzende Institutionen.

Die DGQ wird üblicherweise dem Kreis der Anwender zugeordnet.

Welche Voraussetzungen braucht es?

Für Personen, die mit dem Gedanken spielen, sich aktiv in Normungsarbeit einzubringen, gilt: Es ist sinnvoll und erforderlich, den Einsatzbereich und die Rahmenbedingungen für die Anwendung der Normen im jeweiligen Arbeitsausschuss zu kennen und einen entsprechenden Erfahrungshintergrund zu haben. Üblicherweise verfügen die vorgeschlagenen Personen über Fachexpertise im jeweiligen Anwendungsfeld sowie einige Jahre einschlägige Berufserfahrung. Ein bestimmter Berufsabschluss oder ein akademischer Titel ist hingegen nicht erforderlich.

Die Vorgehensweise bei der Entwicklung einer Norm, also das eigentliche Normungsverfahren, ist in diversen DIN– bzw. ISO-Regeln festgelegt und wird von neuen Experten und Expertinnen meistens durch „learning by doing“ erlernt. Zudem gibt es diverse Ergänzungsangebote zu dem Thema, wie das „1×1 der Normung“. Die Technische Universität Berlin, Fachgebiet Innovationsökonomie, bietet zudem regelmäßig Lehrveranstaltungen zur strategischen Normung an, die mit der Bescheinigung „DIN-Normungsexperte – Grundlagen der Normung“ abschließt.

 

Lesen Sie auch den ersten Teil unserer Blogreihe rund um die Normungsarbeit: DIN, EN, ISO: Wozu brauchen wir eigentlich Normung? »

 

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Über den Autor: Thomas Votsmeier

Dipl. Ing. Thomas Votsmeier ist Leiter "Normung/Internationale Kooperationen" und seit 1998 bei der DGQ tätig. Er engagiert sich in verschiedenen Fachgremien bei der European Organisation for Quality (EOQ), der International Personnel Certification Association (IPC), dem Deutschen Institut für Normung und International Standard Organisation (ISO). Unter anderem ist er Obmann des DIN NA 147 – 00 – 01 AA Qualtitätsmanagement und Mitglied bei ISO TC 176.