Weg vom Zwangs-QMB24 | 02 | 15

QMB

Stellungnahme des DGQ-Fachkreises „Q-Berufe“ zum Wegfall der Forderung nach einem QMB im ISO/DIS 9001:2015

Seit der Erstausgabe von DIN EN ISO 9001 im Jahr 1987 bestand für das Qualitätsmanagementsystem die Forderung nach einem Beauftragten der Leitung. Ab der ersten Revision 1994 wurde daraus der Beauftragte der obersten Leitung. Im Alltagssprachgebrauch hat sich dafür vielerorts die Bezeichnung Qualitätsmanagementbeauftragter (kurz QMB) etabliert.

Der Draft International Standard aus 2014, die Vorstufe der für 2015 angekündigten Revision der ISO 9001 (ISO/DIS 9001:2014) erwähnt keinen Beauftragten der Leitung mehr. Stattdessen ist die Verantwortung für das Qualitätsmanagement deutlicher und umfassender der obersten Leitung zugewiesen.

Schlussfolgerungen und Auswirkungen

ISO 9001 stellt keine Forderung mehr an ein zertifizierungsreifes Qualitätsmanagementsystem, einen Beauftragten der obersten Leitung für Qualität oder Qualitätsmanagement zu benennen. Damit ist die Einrichtung dieser Funktion allerdings auch nicht untersagt. Vielmehr ist es der Organisation selbst überlassen, weiterhin einen Beauftragten zu benennen – oder auch nicht.

Dass gerade die Forderung nach dem Beauftragten der obersten Leitung bei der Revision 2015 von ISO 9001 entfällt, hat viele überrascht. Das Beauftragtenwesen erschien zu fest in den Managementsystemnormen unterschiedlichster Fachrichtungen verankert.

Vielen Qualitätsmanagern und QMBs bereitet der Wegfall der Forderung Sorge. Sie befürchten eine Schwächung des QM-Systems und ihrer eigenen Rolle.

Argumente gegen die Aufgabe der Forderung nach einem Beauftragten

Viele Qualitätsbeauftragte haben sich gegenüber der DGQ sorgenvoll geäußert und erwarten, dass ihre Position geschwächt wird. Sie führen folgende Argumente ins Feld:

  • Wenn Unternehmen die Funktion deinstallieren, verliere ich meine Funktion, vielleicht sogar meine Stelle.
  • Wenn Unternehmen die Funktion deinstallieren, schwächen sie das Qualitätsmanagement, weil es keinen „Kümmerer“ mehr gibt. Die Führungskräfte wollen und können die Verantwortung für Qualität und Qualitätsmanagement nicht wahrnehmen.
  • Selbst wenn ein Unternehmen die Funktion beibehält, schwächt es die Qualitätsmanager, weil sie ihre Autorisierung durch die ISO 9001 verlieren.
  • Mitarbeiter und Führungskräfte werden den Wegfall der Forderung gegen die Qualitätsmanager verwenden und ihnen eine geringere Bedeutung unterstellen.
  • Der fehlende zentrale Ansprechpartner für Qualitäts- und Zertifizierungsangelegenheiten erschwert die interne und externe Kommunikation.

Argumente für die Aufgabe der Forderung nach einem Beauftragten

Es gibt gewichtige Argumente für den Wegfall der bisherigen Forderungen nach einem Beauftragten der obersten Leitung:

  • Je mehr Freiheitsgrade ein Unternehmen hat, seine Funktionen und Rollen nach eigenen Bedürfnissen auszugestalten, desto besser. Viele bisherige Aufgaben der QMBs bleiben ja auch erhalten bzw. es ist nützlich, sie weiterhin bei Spezialisten anzusiedeln.
  • Qualitätsmanager, die auf eine externe Autorisierung durch die ISO 9001 angewiesen sind, sind letztlich hinsichtlich ihrer Wirkung schwache Qualitätsmanager. Sie müssten stattdessen in der Lage sein, ihren Nutzen für den Unternehmenserfolg und ihren Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele aufzuzeigen.
  • Funktionen im Qualitätsmanagement, die das Unternehmen ohne echten oder gefühlten externen Druck aus eigener Kosten-Nutzen-Erwägung in freier unternehmerischer Entscheidung einrichtet, sind tendenziell starke Funktionen.
  • Die Führungsverantwortung für Qualität und ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem ist nicht delegierbar. Sie muss alle Führungsebenen umfassen. Die Möglichkeit der Benennung eines Beauftragten hat letztlich in vielen Unternehmen dazu beigetragen, dass oberste Leitung und Führungskräfte dieser Verantwortung nicht gerecht wurden.
  • Zu häufig sind unter der Notwendigkeit, für eine Zertifizierung die ISO-Forderung nach einem oder einer Qualitätsbeauftragten zu erfüllen, die „falschen“ Mitarbeiter QMBs geworden. Nämlich die, die nicht konnten und nicht wollten. Das hat dem Qualitätsmanagement in diesen Unternehmen oft sehr geschadet.
  • Viele Mitarbeiter, die konnten und wollten, wurden in der QMB-Funktion verschlissen, weil sie keinen oder deutlich zu wenig Rückhalt der Leitung hatten.

Fazit

Der Beauftragte der obersten Leitung wird in Unternehmen mit einer guten Qualitätskultur der Leitung nicht fehlen – und in Unternehmen mit einer schlechten Qualitätskultur nichts ausrichten.

Der Wegfall der ISO 9001-Forderung nach einem Beauftragten der obersten Leitung für Qualität ist zu begrüßen. Investitionen in eine solche Funktion müssen freie unternehmerische Ressourcenentscheidungen unter Kosten-Nutzen-Erwägungen sein. Auf diese Weise entstehen potenziell starke QMB- oder Qualitätsmanagerfunktionen.

 

 

Über den Autor: Fachkreis Q-Berufe

Die Fachkreise bieten DGQ-Mitgliedern ein Forum, um ihr Wissen kontinuierlich zu erweitern. Der DGQ-Fachkreis „Q-Berufe“ arbeitet daran, Berufe in Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung weiterzuentwickeln. Das Leitungsteam bilden Prof. Dr. Jürgen Abendschein (Sprecher), Dr. Nadine Schlüter und Dr. Benedikt Sommerhoff. Die Vision des Fachkreises ist es, die anerkannte Instanz zu allen Fragen rund um die Funktionen und Berufe in Qualitätsmanagement und -sicherung zu sein. Ziel ist es, das positive Image der Q-Berufe zu stärken.

13 Kommentare bei “Weg vom Zwangs-QMB”

  1. a90a6b4d86303b9b3f2e49a2383c0644 Gerhard Denk sagt:

    Wie im Fazit beschrieben. „Prügelknaben“ haben bei mangelnder Qualitätskultur im Unternehmen noch nie viel ausgerichtet. Qualitätsbewustes Handeln muß von „Oben“ nach „Unten“ gelebt werden.

    1. 999fe4fce7f44e6b3b4303f0ca2d83c4 Frank Klingsporn sagt:

      Hallo Herr Denk,
      ich kann Ihrem Argument nur beipflichten. das Managementsystem einer Organisation muss so wie Sie es beschreiben gelebt werden. Es gibt diesbezüglich immer noch Unterschiede, Das ist so wie bei einer SPC-Regelkarte. Das Thema habe ich im Unternehmen angesprochen und es wird den Q-Manager, früher QMB für das bestehende Managementsystem fortführend geben. .

  2. eb53fccfde71dbbc1d08451345841b13 Roland Zips sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    die Aussagen zum QMB hinsichtlich „starke“ oder „schwache“ QMB sind sicherlich grundsätzlich richtig. Dabei wird aber die Realität in der weitaus größten Anzahl von Unternehmen außer Acht gelassen. Von den beschriebenen Idealzuständen sind die meisten Unternehmen noch sehr weit entfernt. Dort wird der Wegfall der Forderung nach einem QMB diese Stellung noch weiter schwächen und somit insgesamt nicht zu einer Verbesserung führen.
    Es ist schwierig, solche Themen objektiv in einem Kreis erfahrener und engagierter QMB zu diskutieren, der aus einem Firmenkreis kommt, in dem das QM-System bereits einen hohen Stellenwert hat. Diese QMB hätten in QM-schwachen Firmen sicher auch so ihre liebe Not und würden gerade den hier diskutierten Aspekt vermutlich etwas anders bewerten.
    Mit freundlichem Gruß
    Roland Zips

    1. Benedikt Sommerhoff sagt:

      Hallo Herr Zips,
      natürlich gibt es oft die Situation, dass QMBs helfen können, das Thema Q bei anfänglicher Skepsis zu stärkem, zu entwickeln. Das soll auch so bleiben.
      Nach fast 30 Jahren Verpflichtung, einen Beauftragten zu benennen (zumindest für eine ISO 9001 Zertifizierung) müssen wir aber auch erkennen, dass eine QMB Funktion ohne Unterstützung der Leitung ja vieltausendfach existiert. Viele haben den Durchbruch gar bicht schaffen können, egal was die ISO gefordert hat. Zertifiziert wurden diese Q-Blender-Unternehmen meines Wissens letzlich dennoch. Mit diesem faulen Zauber macht die ISO 9001 eben jetzt Schluss. Vielleicht um den Preis, dass es weniger QMBs geben wird. Das heißt aber auch, dass es weniger systematisch versagende QMBs geben wird, die auch das Image einer ganzen Berufsgruppe bei vielen Führungskräften negativ prägen. Und sie versagen nicht, weil sie inkompetent oder unwillig sind, sondern weil ihnen ihre Unternehmen keine Chance geben, QM wirklich wirkungsvoll voranzubringen.
      Diese Überlegung hat unser Statement im DGQ Fachkreis Q-Berufe wesentlich beeinflusst. Wir wollen anteilig mehr QMBs mit voller Unterstützung ihrer Leitung. das geht unseres Erachtens besser auf Basis von Freiwilligkeit. Denn ihre Ressource und Kompetenz wird ja dringen gebraucht.
      Beste Grüße,
      Ihr
      Benedikt Sommerhoff

      1. Hallo Herr Dr. Sommerhoff,
        ….sie schreiben von der 30-jährigen Verpflichtung, eine Beauftragten zu benennen…sicherlich in der Industrie jahrelange Praxis…andere Zweige, wie die Gesundheitsbranche muss in der Tat erst auf dieses Q-Level kommen, um einem Vergleich stand zu halten. Zwar komme ich auch aus der Industrie- kann folglich auf Ihre benannten Erfahrungen zurückgreifen- muss jedoch einräumen, dass eine Klinikprozesswelt bezüglich der Arbeitsorganisation und Dienstleistungserbringung in anderen Mechanismen und Strukturen plastisch wird.
        Hinzu kommt, dass wir durch gesetzliche Forderungen grundsätzlich an eine Zertifizierung gebunden sind. Sicher stimme ich Ihnen zu, wenn Sie hier Charls Darvin in Ihrer Argumentation anführen… Für das Gesundheitswesen kommt diese Einschnitt eventuell verfrüht- da wir dem Faktor Zeit bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen Raum geben müssen. Beeindruckt bin ich allerdings, dass wir in der Sparte QMB – jetzt mehr Kompetenz benötigen- als nur ein Zertifikat in der Tasche. Meiner subjektiven Wahrnehmung nach fördert das persönliche Erscheinungsbild- die Fähigkeit auf Menschen zuzugehen mit Ihnen zu kommunizieren oder auf andere Art und Weise zu agieren die Akzeptanz eines QMB im Unternehmen. Neben der nicht mehr existenten Notwendigkeit – kann ein QMB allein durch die Forcierung von KVP die Entstehung eines Mehrwertes im Unternehmen mitgestalten- womit seine bloße Existenz für sich selbst spricht.
        Freundliche Grüße
        Yvonne Dürhagen-Pirwitz

        1. Benedikt Sommerhoff sagt:

          Hallo Frau Dürrhagen-Pirwitz,
          gerade im stark reglementierten und in der Konsequenz überbürokratisierten Gesundheitswesen müssen wir genau darauf schauen, was wirklich wirksam ist, um mehr Qualität zu erreichen. Meines Erachtens ist die breite Einführung von QM vor ca. 15 Jahren dort zu brachial und zu wenig maßgeschneidert für die Situation und Bedürfnisse der sehr verschiedenen Organisationen gelaufen.
          Und professionelle Kümmerer, ob sie QMB oder Qualitätsmanagerin oder ganz anders heißen, sind dann wirkungsvoll, wenn sie die Akzeptanz aller Berufsgruppen in ihrer Organisation haben. Das ist im Gesundheiotswesen sehr schwierig zu erreichen. Die starke Profession der Mediziner hat den Qualitätsnachweis für ihr Handeln nämlich mit der Approbation erhalten. Sie wehren sich häufig gegen systemische Ansätze, Qualität voranzutreiben. Das ist keine Charakterschwäche, sondern entspringt ihrem Selbstverständnis, Stand und Status.
          Ich denke, gerade im Gesundheitswesen kommen uns liberale Regelwerke (die ISO 9001:2015 zähle ich dazu) sehr entgegen ud geben uns die Chance, QM dort neu zu denken und einmal konsequent die Lehren aus den bisherigen Erfahrungen zu ziehen.
          Herzliche Grüße an Sie und alle, die so engagiert um praktikable Wege ringen, die Qualitätsfähigkeit unserer Organisationen zu verbessern.

        2. 2c80b5b02fef367fb655f6887e890b4d Härtel Marion sagt:

          Hallo Frau Dürhagen-Pirwitz,

          gesetzliche Forderungen an ein QMS im Gesundheitswesen, verankert im Sozialgesetzbuch, sowie der Nachweis von Zertifikaten – hier angeführt z.B. Aufbereitung Medizinprodukte mit erhöhten Anforderungen an die Aufbereitung „Kritisch C“ – sind durchaus gegeben.
          Ob sich die Klinikprozesse in Arbeitsorganisation und Dienstleistungserbringung tatsächlich wesentlich von denen aus der Industrie unterscheiden, möchte ich nicht unbedingt bestätigen. Gerade das Gesundheitswesen ist in der Durchführung von Behandlungsprozessen geprägt von Leitlinien und wissenschaftlichen Erkenntnissen – Evidenzbasierte Medizin. Weiter gibt es eine Vielzahl an regulativen Werken – auf die jeweiligen Bereiche abgestimmt (z.B. Laboratorien, Medizinprodukte, Arzneimittel etc.). Bestärkt wird aktuell der Risikobasierte Ansatz durch den GBA (gemeinsamer Bundesausschuss). In den entsprechend zutreffenden Regularien wird weiterhin ein Beauftragter der obersten Leitung gefordert. Zwar ist in vielen Einrichtungen die ISO 9001 installiert, jedoch hält die ISO 15224 (Dienstleistung in der Gesundheitsversorgung – Qualitätsmanagementsysteme) vermehrt Einzug, in der ein Beauftragter ebenso gefordert wird. Dieses Regelwerk basiert auf Grundlage der 9001 und zählt als eigenständige, zertifizierungsfähige Alternative. An diesem Punkt muss ich Herrn Sommerhoff zustimmen: Die Überregulation des Gesundheitswesen erschwert zunehmend die Beherrschbarkeit durch die Akteure…- Medienwirksamkeit nicht ausgeschlossen. Und ja, es existiert Spielraum nach oben für systemorientierte Ansätze – allerdings gibt es nicht nur approbierte Ärzte in einer Klinik.

          Zustimmen möchte ich Ihrer subjektiven Wahrnehmung zum Erscheinungsbild des QMB mit einer kleinen Bemerkung: Soweit er nicht die Rolle des Propheten im eigenen Haus besetzt…

          In diesem Sinne mit herzlichen Grüßen
          Marion Härtel

  3. 62cec35747de7b618ae6063b19a71c59 Anna-Lena Labus sagt:

    Gerade im universitären Bereich würde ich persönlich das Wegfallen einer festen QMB-Stelle als sehr kritisch betrachten.

    Die „Kümmerer“ an Instituten und Universitäten sind oftmals sowieso nur befristet eingestellt, wenn ein QMB nun selbst von der ISO nicht mehr gefordert wird, werden viele Institutionen des universitären Bereichs die Aufgabenfelder auf mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter verlagern und für den oder die QMB keine volle Stelle mehr schaffen.
    Gerade in dem Angestelltenbereich der wissenschaftlichen Mitarbeiter ist die Fluktuation jedoch extrem hoch.

    Ich kann nur hoffen, dass die jeweilige Führung über genügend „Bewusstsein für Qualitätsmanagement“ verfügt und nicht mit auf den Zug springt.

  4. dfe194bcb18bbebe7e811ba4c74ef0e5 Siegfried Schmid sagt:

    Echte Qualitätsmanager können den Wegfall des QMB in der neuen ISO 9001 gelassen entgegen sehen. Denn ihnen sollte es längst gelungen sein, ein Qualitätsmanagementsystem zu installieren, das von allen Mitarbeitern verstanden und gelebt wird. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Geschäftsleitungen zukünftig die Aufgaben des QM an sich reißen werden. Ein Qualitätsmanager, der seinen Beruf ernst nimmt, ist Spezialist, Antreiber, Berater und Autorität in einer Person auf den nur schwerlich verzichtet werden kann.

  5. 104e07e77e1182ed78ac304bb75c4f50 Claudia Meindl sagt:

    Der Wegfall ist mE nicht negativ. Er wird natürlich die Kollegen in Unternehmen treffen, die nur für die Zertifizierung an der Wand im Eingang ein QMS einführen und in erster Linie formal aufrecht erhalten. Für die Unternehmen aber, die ein System wollen, um durch gutes Management die Qualität ihrer Leistung zu verbesseren, ist es meiner Meinung nach positiv. Denn dort ist die Organisation und die Zuordnung der entsprechenden Funktion individuell an den Bedürfnissen des Unternehmens auszurichten (Soll ein IMS geschaffen werden? Was gehört dazu? Welche Abteilung ist treibend? usw.). Je mehr die Norm von den formalen Vorgaben weg geht und zu inhaltlichen Vorgaben kommt, die vor allem das Bewußtsein der Leitung in den Mittelpunkt stellen, desto mehr Wert bekommen die Systeme für das Unternehmen, mit oder ohne Zertifizierung.

  6. 9a698caeaf20233d01c77b06de6ff865 Christoph Koenig sagt:

    Hier noch ein Hinweis: Für DGQ-Mitglieder gibt es zu dem Thema ein Whitepaper auf DGQaktiv:
    https://www.dgqaktiv.de/assets/52076

  7. 60dd89668acf86e9c79bb99da9cd1041 Uwe Seidel sagt:

    Die Diskussion zur Benennung eines QMB zeugt meiner Meinung nach davon, dass das Thema „Führung“ und „Qualitätsmanagement“ noch immer aus dem Blickwinkel der „Qualitätssicherung“ betrachtet wird.

    Schon immer war gefordert, dass die (oberste) Leitung des Unternehmens ein Leitungsmitglied benennt, welches für das Qualitätsmanagement verantwortlich ist. Somit ist deutlich geregelt, dass Qualitätsmanagement eine Führungsaufgabe ist. Schließlich ist auch ein Qualitätsmanagementsystem gem. ISO 9001 ein Instrument zum Führen eines Unternehmens mit dem Zweck, Kundenanforderungen optimal erfüllen. Es ist primär kein System zur Qualitätssicherung der Produkte, welches vorwiegend auf der Fachebene umgesetzt wird.

    Die Praxis zeigt, dass viele QMB nicht zur Leitung des Unternehmens gehören und die Geschäftsführung bei Fragen zum Managementsystem meist antwortet: „Zur ISO fragen Sie unseren QMB“. Diese Vorgehensweise war meiner Meinung noch nie Sinn der Vorgaben der ISO 9001.

    Deshalb macht die neue Formulierung eigentlich nur noch klarer: QM ist Aufgabe der Leitung. Für die operative Unterstützung steht es den Leitungskräften weiterhin frei, sich in der Umsetzung von befähigten Personen unterstützen zu lassen.

  8. ac945fbee0d344abc2553f459da3b12e Volker Saalfeld sagt:

    Hallo,
    ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen in der Meinung, dass es völlig überflüssig ist, darüber zu diskutieren, ob ein QM zukünftig gebraucht wird oder nicht, ein QMB wird es definitiv nicht.
    Mit der neuen Norm ist es meines Erachtens erstmals gelungen, Qualität nicht mehr an Funktionen, Bereichen, Produkten oder Prozessen zu definieren, sondern vielmehr im Kern an die persönlichen Eigenschaften und das Handeln und Führen von Menschen zu binden. Dadurch wird verdeutlicht, dass Qualität beispielhaft eben nicht vom Grad der Automatisierung abhängt, sondern einzig eine zutiefst menschliche Note ist, die an dem was er tut und hinterlässt in Erscheinung tritt.
    – Vom Ansatz also wirklich gelungen! –
    Allerdings wird das in der Praxis nicht von jedem, egal ob in der Unternehmensleitung oder an der Maschine, verstanden. Deshalb bedarf es umso mehr derer, die dabei helfen. Das bleiben ganz gewiss diejenigen, die immer schon notwendig und hilfreich waren, und nicht müde wurden Sisyphos gleich den Stein jeden Tag wieder auf den Berg zu wälzen, um alles, entgegen seiner natürlichen Neigung, sich auf ein niedrigeres Niveau zu begeben, wieder auf ein höheres zurückzuführen.
    Ich sehe deshalb gelassen einer Zukunft entgegen, in der man diese Anstrengung nicht weniger gern bewährten Schultern überlassen wird. Eine Schwächung dieser Schultern wäre m.E. zumal fatal kontraproduktiv.

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