Umfrage: Angewandte Statistik – Herausforderungen im Berufsfeld15 | 09 | 17
Glaubt man dem Harvard Business Review, ist der Beruf des „Data Scientist“ der „sexiest job of the 21st century“. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch die Tatsache, dass die Sammlung, Analyse und Integration von Daten Schlüsselaktivitäten und -kompetenzen unserer Zeit und der Industrie 4.0 sind. Oder anders ausgedrückt: In Zeiten von Big Data, Smart Data, Data Mining und Engineering ist es notwendig, dass Unternehmen jemanden haben, der mit komplexen Datenmengen verschiedener Quellen verlässlich und objektiv umgehen kann – wie zum Beispiel einen Statistiker.
Die Digitalisierung betrifft auch die Weiterbildungangebote der DGQ
Das Entstehen neuer Berufsfelder geht einher mit der Digitalisierung. Als Weiterbildungsanbieter sind wir daher in der Pflicht, unsere Angebote am tatsächlichen Bedarf auszurichten und weiterzuentwicklen. So auch im Bereich „Angewandte Statistik für Wirtschaft, Industrie und Technik“. Deshalb haben wir Teilnehmer der einschlägigen Lehrgänge und Prüfungen der DGQ in den Monaten Mai und Juni online befragt.
Jeweils 25 Prozent der Befragten arbeitet in der Automobilindustrie und dem Bereich Elektrotechnik/Elektronik. Etwa 20 Prozent sind im sonstigen produzierenden oder verarbeitenden Gewerbe tätig. Die verbleibenden Teilnehmer verteilen sich auf weitere Wirtschaftssektoren. Fast zwei Drittel der Befragten haben ihre berufliche Heimat in Unternehmen mit mehr als tausend Mitarbeitern; ein Drittel in Organisationen mit über 5.000 bis 10.000 Angestellten.
Herausforderungen im Berufsfeld „Angewandte Statistik“
Wir haben nach den bedeutenden Herausforderungen im Berufsfeld „Angewandte Statistik“ in den nächsten drei bis fünf Jahren gefragt. Nach den Einschätzungen der Befragten lassen sich fünf Felder abstecken:
- Prozesssicherung und Maschinenüberwachung
- Komplexe Datenmengen und Maßnahmenableitung
- Messsystemanalysen (auch bei zerstörenden Prüfungen)
- Verknappung personeller Ressourcen
- Anforderungen, Normen und Regelwerke (z.B. IATF 16949)
Weiterbildung, Technologie und Austausch – So wappnen sich Unternehmen
Auf die identifizierten Herausforderungen reagieren Unternehmen mit einem Maßnahmenmix. Im Zentrum der Aktivitäten stehen themenspezifische Weiterqualifizierung der Mitarbeiter sowie die Anschaffung und Nutzung neuer technologischer Lösungen.
Die Befragten selbst sehen die berufsbegleitende Weiterbildung als das Mittel der Wahl. Mithilfe interner oder externer Trainings (z. B. Trainings im Bereich Angewandte Statistik bei der DGQ) und eigenverantwortlichem Selbststudium wollen Sie sich weiterqualifizieren.
Um in Zukunft erfolgreich arbeiten zu können, steht bei den Befragten zudem der fachliche Austausch an oberster Stelle. Da die anwendenden Statistiker oftmals hochspezialisiert und in weiten Teilen auf sich allein gestellt arbeiten, lassen sich meist nur bei Konferenzen, Messen oder im Rahmen von Trainings die Vorteile eines praxisnahen Wissenstransfers erleben. Professionsnetzwerke, wie das der DGQ, bieten jedoch die Möglichkeit, einen kontinuierlichen Fachdiskurs zu etablieren. Wer den Austausch bei der DGQ einmal erleben möchte, dem empfehle ich unsere Schnuppermitgliedschaft.
Statistik und Soft Skills – Diese Fähigkeiten werden gefordert
Welche Fähigkeiten sollten nun nach Meinung der Befragungsteilnehmer hinsichtlich aktueller und zukünftig zu erwartender Anforderungen weiter ausgebildet werden? Die Antwort überrascht sicher nicht: es handelt sich im Grunde um statistische Kernthemen:
- Umgang mit komplexen Datensätzen
- Theorie- und datenbasierte Modellierung
- Bestimmung und Begründung sinnvoller Stichprobengrößen
Aber auch vermeintlich „weiche“ Kompetenzen, wie Kreativ- oder Präsentationstechniken, sollten laut der Befragten berücksichtig werden. Denn Instrumente, mit denen ein Problemverständnis erlangt und Lösungsansätze identifiziert werden können, gehören ebenso in das Kompetenzportfolio, wie Werkzeuge, die eine verständliche Darstellung und Vermittlung von Erkenntnissen und der daraus abgeleiteten Maßnahmen möglich machen. (Mehr zu den Aufgaben eines Statistikers lesen Sie im Beitrag Der DGQ-Statistiker von A-Z)
Fazit der Studie
Aus den Befragungsergebnissen ist herauszulesen, dass die erfolgreiche Nutzung von statistischen Methoden und Werkzeugen in Industrie, Technik und Wirtschaft nach einer fundierten und breitangelegten Ausbildung mit starken Praxisbezügen verlangt. Darüber hinaus besteht bei den Fachleuten Bedarf an begleitenden Vertiefungsangeboten. Neben mathematisch-statistischen Aspekten und Modellen sind hier spezifische Anwendungssituation in den Unternehmen als weiteres wichtiges Thema zu nennen. Denn nur wenn die vielzitierten großen und komplexen Datenmengen von auf der Höhe der Zeit qualifizierten Fachleuten sinnvoll ausgewertet und interpretiert werden, kann sich die darin angelegte Wirksamkeit entfalten.