Digitalisierung im Qualitätsmanagement: Die 5 größten Bremsklötze13 | 06 | 24

Bausteine, Stopp, Hand

Im Jahr 2013 war für Frau Merkel das Internet noch „Neuland“, während überall sonst die Digitalisierungswelle schon voll aufbrandete. Mehr als zehn Jahre später: Nach dem Arztbesuch meiner Tochter erhielt ich einen Zettel, der mir ein Schmunzeln entlockte. Darauf stand: „Ausdruck zur Einlösung Ihres E-Rezeptes“. Für mich beschreibt dieses Stück Papier die Digitalisierung in Deutschland ziemlich gut: Ob Arztrezept, Schulanmeldung, Verträge oder ein neuer Personalausweis (mit Online-Funktionen!): Das Papier ist hier immer noch tief verwurzelt.

Die Digitalisierung hat mittlerweile alle Lebensbereiche erfasst, auch das Qualitätsmanagement (QM) bildet keine Ausnahme! Trotz des offensichtlichen Potenzials digitaler Technologien, Prozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern, stößt die Digitalisierung im QM oft auf erhebliche Hindernisse. Diese „Bremsklötze“ können die Implementierung digitaler Strategien erheblich verlangsamen oder sogar stoppen. Welche sind die größten Bremsen?

1. Widerstand gegen Veränderungen

Menschen sind Gewohnheitstiere, sei es bei der Wahl der Auto- oder Mobiltelefonmarke, dem Arbeitsweg oder dem Abendritual. Gleichmäßigkeit prägt unseren Alltag.

Der menschliche Faktor spielt aber bei der Einführung neuer Technologien eine entscheidende Rolle: Werden sie ausschließlich vor vollendete Tatsachen gestellt, zeigen Mitarbeitende oftmals wenig Interesse an Veränderungen. Sie bevorzugen den Status quo, da sie Veränderungen als Bedrohung für gewohnte Arbeitsweisen oder sogar für Positionen sehen.

2. Die Randstellung des Qualitätsmanagements

Qualitätsmanagement ist eine Stabstelle. Sie agiert übergreifend und ist trotzdem nicht leicht zu greifen. Daher ist oftmals ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Qualitätsmanagementbeauftragten (QMBs) das „Ringen“ um Akzeptanz: In vielen Unternehmen wird das QM als Randthema und nicht als integraler Bestandteil erkannt, der maßgeblich zu guten Ergebnissen beiträgt. Diese Wahrnehmung erschwert es, QM-Prozesse zu digitalisieren, da die notwendigen Ressourcen und Aufmerksamkeit fehlen.

3. Mangelndes Vertrauen in die IT

Ich kopiere das zur Sicherheit lieber noch und lege es ab, damit man es schnell findet.“ Kennen Sie diesen Satz aus Ihrem eigenen Umfeld? Hoffentlich nicht (mehr). Leider ist er auch heute immer noch aktuell: Der Satz zeigt ganz deutlich mangelndes Vertrauen gegenüber der Technik. Gerade bei den sogenannten „digital immigrants“ scheint dieses Misstrauen recht groß zu sein und ist damit ein signifikanter Bremsklotz. Ohne ein solides Verständnis der digitalen Möglichkeiten und deren Nutzen sehen Führungskräfte – und auch Mitarbeitende – in der IT eher ein Risiko als einen Vorteil.

4. IT-Ausfälle durch veraltete Infrastruktur

Die zuverlässige Funktionsweise von IT-Systemen ist das Rückgrat der Digitalisierung. Jedoch führen IT-Ausfälle – insbesondere durch veraltete Serverinfrastrukturen – zu erheblichen Rückschlägen. So geschehen im Mai 2017 bei British Airways: 75.000 Flugreisende steckten in Londoner Flughäfen fest. Der massive Systemausfall, mitunter aufgrund veralteter Systeme, brachte den kompletten Flugbetrieb dort zum Stillstand.

Solche vermeidbaren IT-Ausfälle untergraben das Vertrauen in digitale Lösungen und fördern eine zögerliche Haltung gegenüber weiteren Investitionen wie beispielsweise in moderne (Sicherheits-)Technik und skalierbare Systeme.

5. Fehlende digitale Qualifikationen

So komisch es klingt: Die Digitalisierung braucht den Menschen! Eine effektive Implementierung digitaler Werkzeuge kann nur gelingen, wenn spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten bei den Nutzern vorhanden sind. Diese dürfen aber nicht vorausgesetzt werden, sobald ein neues System eingeführt wurde: Ohne gezielte Weiterbildung und die Bereitschaft, neue Kompetenzen zu erlernen, wird die Digitalisierung im QM-Bereich auch in Zukunft ausgebremst.

Fazit

Die Überwindung dieser Hindernisse erfordert ein Umdenken, eine strategische Planung sowie auch die Miteinbeziehung der Mitarbeitenden. Ein verstärkter Fokus auf die Schulung und Weiterbildung, eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und QM sowie die Förderung einer offenen Kultur, die Veränderungen begrüßt, sind entscheidend für den Erfolg der Digitalisierung im Qualitätsmanagement. Indem wir diese Bremsklötze erkennen und proaktiv angehen, können wir die Wege für eine zukunftsfähige Qualitätsmanagementlandschaft ebnen.

 

 

Weiterbildungsangebote für Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen

Für angehende Qualitätsmanager:innen im Gesundheits- und Sozialwesen lohnt sich unser Lehrgang „Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen I„. Die Inhalte des Lehrgangs orientieren sich maßgeblich an der Norm DIN EN ISO 9001, ergänzt um Anforderungen der DIN EN 15224, und versetzt Sie in die Lage, den Aufbau und die Aufrechterhaltung eines QM-Systems in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens zu unterstützen. Jetzt anmelden »

Über die Autorin: Dorothee Dilli

Dorothee Dilli und unterstützt seit 2022 das Team der Roxtra GmbH, einem Anbieter für Softwarelösungen im Bereich Qualitäts- und Prozessmanagement. Ihr besonderes Interesse gilt der Herausforderung, QM-Themen für alle nachvollziehbar darzustellen, um auch im Alltag QM (er-)leben zu können. Innerhalb des DGQ-Netzwerks ist sie bei den „Frauen im QM“ sowie im „Regionalkreis Stuttgart“ aktiv.

www.roxtra.com