DGQ-Glossar: Digitalisierung29 | 11 | 19
Der heutige Beitrag des DGQ-Glossars greift den Überbegriff „Digitalisierung“ auf. Diesen oft benutzten und vielseitig verwendeten Begriff erläutert unser Experte Dr. Benedikt Sommerhoff. Er ist Leiter Innovation & Transformation der DGQ und beschäftigt sich in seiner alltäglichen Arbeit mit den grundlegenden Paradigmen und Dynamiken hinter der Digitalisierung. Vor allem geht es ihm darum, aus Sicht der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements der Frage nachzugehen, wie Unternehmen die richtigen Schlüsse ziehen und zukunftsfähige Entwicklungspfade betreten können.
Der Begriff digital ist seit Jahrzehnten im Gebrauch. Digital kommt vom lateinischen digitus für Finger und bezeichnet ein Signal mit abgestuften Werten. Ein Sonderfall ist das binäre System, das mit zwei Werten operiert und auf dem die Computertechnik basiert. Analog, altgriechisch für verhältnismäßig, bezeichnet kontinuierliche Verläufe. Digital und analog sind Schlüsselbegriffe für neue und alte Welt geworden. So ist „digital natives“ die Bezeichnung für die Generation geworden, die von Kindheit an mit digitaler Technik (Niveau Smartphone) groß geworden sind. Dann gibt es noch die „digital immigrants“, ältere Jahrgänge, die sich als Erwachsene die Nutzung digitaler Technik angeeignet haben und die „digital ignorants“, von denen die meisten fälschlicherweise behaupten, ohne digitale Technik leben zu können, nicht wissend oder leugnend, dass diese ohnehin auch ihren Alltag – oft im Verborgenen – schon prägt.
Digitalisierung im engeren Sinne ist der Prozess der Transformation von klassischer zu moderner Technik gestützt auf digitale Daten. Ergänzend dazu gibt es auch die typischen Begriffskombinationen digitale Transformation, digitaler Wandel, digitale Disruption. Die eigentliche Digitalisierung erfolgte mit Beginn der Schrift und Mathematik vor tausenden Jahren und im oft eher gemeinten Sinne einer Computerisierung und der zunehmenden Nutzung digitaler Signale verstärkt ab den 1960er Jahren. Wenn seit einigen Jahren erneut von Digitalisierung gesprochen wird, dann ist damit eher nicht eine Erstdigitalisierung oder Erstcomputerisierung gemeint, sondern die Nutzung der digitalen Technik der neuesten Generation mit großer Leistungsfähigkeit und somit das Überschreiten einer neuen, deutlich höheren Digitalisierungsschwelle. Begriffskombinationen wie Digitalisierung der Gesellschaft, der Schule, der Lehre, der Kirche, des Gesundheitswesens usw. zeigen, dass die Menschen den Begriff Digitalisierung bei weitem nicht nur technisch oder technologisch, sondern gesellschaftsbezogen verwenden.
Es gibt drei Stufen der Digitalisierung
- Digitisierung (digitization): Die Umwandlung analoger in digitale Daten.
- Digitalisierung (digitalization): Nutzung fortgeschrittener digitaler Techniken in den Prozessen, wodurch sich die Prozesse gegenüber nichtdigitalen Vorläufern signifikant verändern.
- Digitale Transformation (digital transformation): Die Schaffung neuartiger Geschäftsmodelle, die sich maßgeblich auf digitale Techniken stützen.
Unter Digitisierung ist nicht die Umwandlung in irgendein digitales Format (z.B. Word, Excel) gemeint, sondern in ein Format, das mit modernen Datensystemen unmittelbar weiterverarbeitet werden kann.
Eine basale Digitalisierung der Prozesse findet seit Jahrzehnten statt. Die eigentliche Digitalisierung nutzt signifikant fortschrittliche Technologien, mit denen andersartige Prozesse möglich sind. Die digitale Transformation ist die Königsdisziplin, hier geht es um die Existenzsicherung des Unternehmens.
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