Das QM und die Verantwortung5 | 02 | 25

Das QM und die Veranwortung

Wir haben derartige Sätze oft gehört und schon selbst gesagt: „Dafür bin ich verantwortlich.“ „Dafür habe ich die Verantwortung.“ „Dafür übernehme ich die volle Verantwortung.“ „…, denn ich trage eine große Verantwortung.“ „Ich will mehr Verantwortung übernehmen.“ In Familie und Beruf, privat und dienstlich, begegnen uns Verantwortung, aber auch Verantwortungslosigkeit und Unverantwortliches.

Verantwortung ist oft nur ein Wort

Doch wann immer jemand, „die volle Verantwortung“ für etwas Schwerwiegendes übernahm, wie genau hat er oder sie das denn genau gemacht? Hat er oder sie überhaupt etwas gemacht, außer diesen Satz zu sagen? Ist in vielen derartigen Situationen Verantwortung nur ein Wort?

Ohne Verantwortung keine Qualität

Qualität erfordert gute Planung und Können. Sie verlangt zumeist einen Mehraufwand im Vergleich zu einem schlechteren Ergebnis. Die Disziplin, dieses Mehr zu leisten, sich an Pläne, Spezifikationen und Regeln zu halten, braucht Selbstverantwortung und dort, wo mehrere oder viele Menschen gemeinsam Qualität erbringen müssen, auch Mitverantwortung bis hin zur kollektiven Verantwortung.

Nichtverantwortung erzeugt Nichtqualität

Umgekehrt führt das Fehlen von Verantwortung zur Nichtqualität. Da ist zum einen die Verantwortungslosigkeit, dieses Nicht-Tun, Wegschauen, Laufenlassen. Und es gibt zum anderen die Unverantwortlichkeit, dieses Entscheiden inklusive der „Entscheidung des Nichtentscheidens“ im Zielkonflikt zu Lasten der Qualität für etwas anderes. In vielen Unternehmen ist es erschreckend leicht und bleibt ohne Konsequenzen, verantwortungslos oder unverantwortlich zu handeln.

Die Grundlagen der Verantwortung…

…sind:

  • Zuschreibung und Annahme: Wir (Unternehmen) geben Dir diese Verantwortung. Ich nehme diese Verantwortung an.
  • Freiwilligkeit und Entscheidungsfreiheit: Ich habe Spielräume und Alternativen für meine Entscheidungen.
  • Bewusstsein für Folgen: Ich kann die Folgen meiner Entscheidungen abschätzen
  • Verbindlichkeit: Ich stehe für positive und negative Resultate meiner Entscheidungen ein. Wir (Unternehmen) respektieren Deine legitime Entscheidung.

Zwei Handlungsfelder

Apelle zur Übernahme von Qualitätsverantwortung verhallen wirkungslos, wenn sie die wahren Ursachen für ungewollte Effekte nicht erkennen. Es ist ja nicht so, dass „man“ die Mitarbeitenden auf ein von ihnen unbemerktes Leck aufmerksam machen müsste, aus dem Verantwortung tropft und dann ungenutzt versickert. Wer Verantwortungslosigkeit oder Unverantwortlichkeit diagnostiziert, wird zumeist auf zwei Ursachenfelder stoßen: Führungsverhalten und Managementsystem. Und dort liegen auch die Handlungsfelder für Verbesserungen hinsichtlich der Verantwortung.

Führungskräfte haben Verantwortungsverantwortung

Die größte Verantwortung dafür, dass alle im Unternehmen verantwortlich handeln und unterlassen, haben die Führungskräfte. Sie müssen einerseits selbst Verantwortung leben, diese aber auch gezielt abgeben. Sie müssen verantwortliches Handeln stützen und belohnen und Unverantwortlichkeit sowie Verantwortungslosigkeit sehen wollen, ansprechen und sanktionieren. Sie müssen aber auch Vertrauen schenken, Lernen fördern und – ganz wichtig – verzeihen.

Mit dem Managementsystem Verantwortung organisieren

Zur Organisation der Verantwortung gehört neben der bereits viel praktizierten individuellen Verantwortungszuschreibung auch der Aufbau einer „produkt- und organisationadäquaten Verantwortungshierarchie“. Das bedeutet, zu klären, wer systemische bzw. Systemverantwortung hat. Es reicht nämlich nicht, jede Detailverantwortung zu klären und dabei weitestgehend unbestimmt zu lassen, wer die Verantwortung für ein gelingendes Zusammenwirken hat. Nicht zuletzt muss das System das Lernen organisieren, denn Verantwortung zu tragen muss erlernt und durch Lernen verbessert werden.

Mehr zum Thema Verantwortung gibt‘s im DGQ-Mitgliederwebinar „Chili-con-Q“ am 13.02.2025 um 15:00. Eine Anmeldung ist hier möglich.

 

Meine DGQ-Blogserie 2025 „Das QM und die …
Das Qualitätsmanagement betritt viele unterschiedliche Felder, behandelt viele verschiede Themen und benötigt Wissen aus vielen Gebieten. In meiner DGQ-Blogserie „Das QM und die …“ sinniere ich über zwölf Begriffe und ihre Bedeutung für das QM und im QM. Dabei möchte ich immer auch auf die Bedeutung für Praxis und Umsetzung im Unternehmen eingehen. Eines ist klar, die wenigen Zeilen eines Blogs können interessante Impulse setzen, doch die Themen nie umfassend behandeln. Deshalb werden wir vertiefende Ausarbeitungen in DGQ Impulspapieren, den DGQ Mitgliederwebinaren der Reihe „Chili-con-Q“ und QZ Artikeln publizieren.

Über den Autor: Benedikt Sommerhoff

Benedikt Sommerhoff leitet bei der DGQ das Themenfeld Qualität & Innovation. Er beobachtet, analysiert und interpretiert die Paradigmenwechsel und Trends in Gesellschaft und Wirtschaft sowie ihre Wirkungen auf das Qualitätsmanagement. Seine zahlreichen Impulse in Form von Publikationen und inspirierenden Vorträgen geben Orientierung in Zeiten des Wandels. Sie ermutigen zur Neukonzeption des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des DGQ-Netzwerks aus Praxis und Wissenschaft arbeitet Sommerhoff in Think Tanks und Pionierprojekten an der Entwicklung, Pilotierung und Vermittlung innovativer Konzepte und Methoden.