Darf ich Sie mal ‘was fragen? – Warum sind Sie eigentlich Qualitätsmanager oder -managerin geworden?26 | 01 | 22

Kleine Jungs meiner Generation wollten Lokführer, Feuerwehrmann, Astronaut werden. Oder das machen, was der Papa, der Opa, der Onkel Jupp machen. Mit Berufswünschen der damaligen Mädchen kenne ich mich weniger aus. Im Nachhinein wird mir aber noch einmal bewusst, wie geschlechtsspezifisch Berufswünsche damals waren und dass die beruflichen Rollenvorbilder in der Regel gleichgeschlechtlich waren. Was für Berufe finden Kinder heute erstrebenswert? Stimmt es wirklich, dass viele Kinder heute Influencer werden wollen? Lokführerin oder Lokführer bestimmt eher nicht.

Wissen Sie noch, wann Sie erstmalig vom Qualitätsmanagement und der Funktion Qualitätsmanagerin oder Qualitätsmanager – oder vor längerer Zeit eher QS-Leitung – hörten? Bei mir war das bestimmt erst nach der Schulzeit, wahrscheinlich während der Praktika im Rahmen meines Maschinenbaustudiums. Zuvor kannte ich keine Qualitätsmanagerinnen oder Qualitätsmanager. In meiner Familie, im Bekanntenkreis, in meinen Büchern, Filmen, Fernsehsendungen kam dieser Beruf nicht vor.

Es war und ich meine ist auch heute noch ein Quereinstiegsberuf. In den nun fast 30 Jahren, die ich im Fachgebiet QM & QS beruflich tätig bin, habe ich immer wieder beobachtet, dass es zumeist Zufälle sind, die Menschen in QM-Berufe bringen. Öfter, als andere in andere Funktionen? Ich meine schon. Meine Erfahrung ist auch, dass uns eher Opportunitäten oder Bitten und Vorschläge anderer ins QM  ziehen, als dass wir damit längst selbst gehegte eigene berufliche Ziele und Visionen verfolgen. Daraus kann dann etwas Gutes, können faszinierende berufliche Entwicklungen und auch Karrieren entstehen. Einige betraten aber auch eine berufliche Sackgasse, aus der sie schwer oder gar nicht herauskamen. Wie sieht das heute in Ihrem Unternehmen aus? Ist eine QM-Rolle Sackgasse oder ein Karrieresprungbrett?

Für den QM-Beruf gibt es – so wie für jeden anderen auch – zwei Sozialisationen, die für die Aufgabe und die in der Aufgabe. Sozialisation für die Aufgabe bedeutet, dass sich bestimmte Typen darauf einlassen beziehungsweise dafür ausgewählt werden. Sozialisation in der Aufgabe, dass uns diese typisch und nachhaltig prägt. Für einen fragwürdigen Teil dieser Prägung gibt es auch den schönen Begriff Deformation professionelle, welcher berufliche Macken oder die Übertragung beruflicher Elemente in den Alltag bezeichnet. Dazu gehört auch, dass eine Qualitätsmanagerin den Supermarktkassierer über die ISO 9001 belehrt oder von der Briefträgerin einen 8D-Report verlangt, weil ein großer Umschlag geknickt im Briefkasten liegt.

Mich selbst haben Zufälle ins QM geführt. Ich habe das auch schon mal bereut. Aber nicht lange. Ich werde nie erfahren, „was sonst aus mir hätte werden können“. Wenn ich eine Sache nennen sollte, die mich antreibt und für das QM motiviert, die mir Freude und Stolz bereitet, dann, dass ich wirklich einen Einfluss darauf habe, dass in unserem Alltag mehr Qualität entsteht. Dazu muss ich wissen (und in meiner DGQ-Rolle anderen vermitteln), wie das geht und was die Stellhebel dafür sind.

Dazu gehört für mich aber auch, dass ich alte Zöpfe erkenne und sie abschneide. Dass ich einzelne Konzepte, Traditionen, Methoden im QM gut und andere schlecht finde. Dass ich Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager respektiere und mich dennoch auch über einige typische Verhaltensweisen lustig machen kann. Dass ich offen sage, was im QM nicht oder nicht mehr funktioniert. Dass ich über Auswüchse und Rituale der Auditierung und Zertifizierung schimpfe. Und dass ich mehr mathematische Kompetenz fordere. Kritik von Führungskräften und Mitarbeitenden am QM nehme ich sehr ernst. Es spricht viel dafür, dass sie einen relevanten Kern hat. Mein Reflex ist nicht, sie zu kontern, sondern zu verstehen, warum sie entsteht und sich oft hartnäckig hält.

Doch nun will ich Sie fragen:

Warum sind Sie eigentlich Qualitätsmanagerin oder Qualitätsmanager geworden?

Wie kam es dazu? War das Ihr Ziel oder kam es zufällig und unerwartet dazu? War das ein glücklicher oder ein fataler Zufall? Und was haben Sie inzwischen daraus gemacht? Was hat das QM aus Ihnen gemacht? Sind Sie glücklich mit diesem Schritt? Erfolgreich? Würden Sie sich wieder darauf einlassen? Haben Sie diesen Schritt schon einmal bereut? Möchten Sie, dass auch Ihre Kinder diesen Berufsweg einschlagen?

Und noch einmal die Frage: Was hat das QM aus Ihnen gemacht? Wen hat es aus Ihnen gemacht? Was haben Sie gelernt, welche Fähigkeiten haben Sie sich angeeignet, welche Talente konnten sie ins Spiel bringen? Wie sehen andere Sie in dieser Rolle? Welches ist ihre deformation professionelle?

Wiederholt sich ihr Alltag? Verschafft Ihnen Ihre Rolle mehr Lust oder mehr Frust? Sind Sie noch offen für Neues? Muss oder soll alles so bleiben wie es ist? Oder muss oder soll sich Gravierendes ändern? Können, wollen und dürfen Sie ändern, was zu ändern ist? Wäre es für Sie besser, wenn Sie das QM verließen und etwas Anderes machten? Wäre es für das Unternehmen besser, wenn Sie das QM verließen und etwas Anderes machten?

Über den Autor: Benedikt Sommerhoff

Benedikt Sommerhoff leitet bei der DGQ das Themenfeld Qualität & Innovation. Er beobachtet, analysiert und interpretiert die Paradigmenwechsel und Trends in Gesellschaft und Wirtschaft sowie ihre Wirkungen auf das Qualitätsmanagement. Seine zahlreichen Impulse in Form von Publikationen und inspirierenden Vorträgen geben Orientierung in Zeiten des Wandels. Sie ermutigen zur Neukonzeption des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des DGQ-Netzwerks aus Praxis und Wissenschaft arbeitet Sommerhoff in Think Tanks und Pionierprojekten an der Entwicklung, Pilotierung und Vermittlung innovativer Konzepte und Methoden.

27 Kommentare bei “Darf ich Sie mal ‘was fragen? – Warum sind Sie eigentlich Qualitätsmanager oder -managerin geworden?”

  1. 37ec11fecfc0ff625b20772e421f33f9 Volker Staab sagt:

    Lieber Herr Sommerhoff,
    ich bin in diese Rolle vor einigen Jahren „hineindiffundiert“, zunächst als zusätzliche Rolle, und heute ausschließlich. Ich bin Überzeugungstäter und würde es wieder tun. Wir begleiten und gestalten den Wandel in einer exponierten Rolle. Und sichern unsere Reputation ab. Was will man mehr?
    Liebe Grüße

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Danke für die Rückmeldung, lieber Herr Staab. Hineindiffundiert finde ich einen trefflichen Begriff, ich glaube, das ist vielen so gegangen. Klingt ganz, als seien Sie am richtigen Platz. Viel Freude und viel Erfolg.

  2. Was gibt es Schöneres als sich mit Qualität zu beschäftigen? Zwar gibt es immer wieder Ergebnisse, die nicht so sind wie man es gerne auf Anhieb hätte aber….. Grund genug diese Ausgangssituation motiviert für die Zukunft zu verbessern. „Gestalten“ für mehr Zufriedene Kunden. Mir macht das Spaß, ich sehe daran was „Gutes“ und eine Art „Erfüllung“ Die Welt braucht eh mehr Qualität! Schön das es dieses tolle Thema gibt! Viele Grüße. Markus Achatz

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Prima, wie Sie das schildern und auch Ihnen weiterhin viel Spaß, Erfüllung und gelingendes Gestalten, Herr Achatz.

  3. a6d5a34387d56437fe5fe522ed89599d Christiane Kalbitz sagt:

    Hallo Herr Sommerhoff,
    die ersten Berührungen mit QM hatte ich zum Ende meines Ingenieurstudiums. Die Professor*innen der Kernfächer meines Studiengangs haben im Studienfach Qualitätsmanagement Vorlesungen über ihre jeweiligen Fachgebiete mit dem Fokus auf Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung gehalten. Dies faszinierte mich, da diese Vorlesungen einen Rahmen um das gesamte Studium setzten.
    Leider habe ich damals viel Negatives über Qualitätsmanager gehört – „regelliebende und sture Verhinderer“, das schreckte mich als 22-jährige Studentin ziemlich ab und persönlich kannte ich niemanden, der im Qualitätsbereich arbeitete.
    Da mich die Faszination für das Thema jedoch nicht los ließ, wagte ich 3 Jahre nach meinem Studienabschluss doch den Sprung ins kalte Wasser. Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Besonders schätze ich an meinen Aufgaben die Vielfalt der Themen und Menschen mit denen ich zu tun habe, sowie die Gestaltungsfreiheit. Häufig ist Kreativität gefragt, um alle relevanten Anforderungen und Bedingungen in eine anwenderfreundliche Form zu bekommen…
    Viele Grüße

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Meine Antwort an Sie, Frau Kalbitz steht weiter unten, ich habe leider nicht, wie jetzt auf „antworten“ geklickt, sonst wäre sie direkter angehängt.

  4. e781ef5b82d4785eb3dff1b176b75fb0 Gerlinde Hagedorn-Lohr sagt:

    Lieber Herr Sommerhoff,
    ich gehöre zu den Typen mit der Sozialisation für die Aufgabe. Mit dem Studium Geschichte und Philosophie gehöre ich zu den Quereinsteigern ins Qualitätsmanagement. Ausgewählt wurde ich, und ich habe mich darauf eingelassen, was ein Abenteuer und im Nachhinein eine gute Entscheidung war. Erarbeitete Kompetenzen habe ich mitgebracht, sie eingesetzt und Neues dazugelernt. Interessant ist für mich auch das Gestalten, aber auch das Erarbeiten, das Kooperieren, die Kommunikation.
    Mit einer deformation professionelle, so denke ich, hat es das QM in einem Unternehmen schwer. Wir stehen immer im Verhältnis zu anderen, die wir überzeugen, die wir mitnehmen, von denen wir uns überzeugen lassen müssen und die keine QM-Experten sind.
    Viele Grüße, G. Hagedorn-Lohr

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Freue mich, dass Sie mit Ihrem eher untypischen Qualifikatinoshintergrund dabei sind, Frau Hagedorn-Lohr. QM-Aufgaben sind so vielseitig, dass eine breite Spreizung der Professionen im Fachgebiet eine Bereicherung darstellt.

  5. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

    Prima, dass Sie sich nicht haben abschrecken lassen, Frau Kalbitz. Danke sehr fürs Erzählen. Ich find wichtig, dass wir neben die Geschichten von „regelliebenden und sturen Verhinderern“ – wir wissen, dass die leider einen wahren Kern haben – auch die von den „kreativen Gestaltern der Qualitätsfähigkeit der Organisation“ stellen können. Denn die haben auch einen wahren Kern, wie Sie beweisen. Und als DGQ arbeiten wir daraufhin, dass es von Letzteren immer mehr gibt.

  6. 2cef160afef7dfdb6c87d11c37b67be4 Reiner Schnell sagt:

    Lieber Benedikt
    Es ist immer wieder gut, die Vergangenheit mal Revue passieren zu lassen. Wie aus den „Geschichten“ hier zu lesen ist, haben alle ihre Einsteigersituationen in die Q-Landschaft durchleben dürfen und erfreulicher Weise eine positive Bilanz ihrer beruflichen Laufbahn/Veränderung gezogen. Auch mir ist es nicht anders ergangen.
    Nach 20 Jahren in meinem erlernten und heißgeliebten Beruf (Radio- und Fernsehtechniker) erkannte ich, dass mich hier keine große Zukunft mehr erwartet. Einige Jahre später war dieser Beruf ausgestorben. Damals wurde mir eine Stelle als Qualitätstechniker in einem mittelständischen Familienunternehmen angeboten. Bis dahin hatte kaum Kontakt zu QS, geschweige QM. Vom ersten Tag an faszinierte mich dieses Thema. Ich wurde nicht, wie viele andere, ins kalte Wasser geworfen denn ich konnte meine Erfahrungen aus dem erlernten Beruf (Kundendienst -> Kundenzufriedenheit, Umgang mit Menschen, zielorientiertes Arbeiten, technisches Verständnis, Umgang mit Lieferanten usw.) anwenden. Was mir an Grundwissen zu Q fehlte, wurde durch meinen Arbeitgeber und einem innerbetrieblichen Mentor schnell organisiert bzw. vermittelt.
    Was hat mich dazu bewogen, wieder einen Lieblingsberuf gefunden zu haben? Schnell erkannte ich, hier kannst du etwas bewegen. Mit guten und logischen Argumenten kann man nicht nur die eigenen Mitarbeiter oder Kollegen überzeugen, sondern auch sich auch bei Lieferanten und Kunden einen Namen machen. Hat man doch aus dem Bereich Q tolle Werkzeuge zur Hand. Viele sagen, Qualität kann man schlecht auf Rentabilität berechnen. Qualität kostet ja nur…Ich meine, das stimmt so nicht. Ich sage dazu arbeiten im Q, egal ob QS oder QM, ist wie bei einem Tetris-Spiel. Man versucht sein Ziel, eine geschlossene Zeile zu bekommen, gleicht einem erfolgreichen Abschluss einer Arbeit. Dieses kann durch mehrere Einflüsse (drehen, schieben, schneller, unterschiedliche Bausteine) erreicht werden. Dabei entstehen in den unteren Zeilen auch Freiräume. Diese sind gleichzusetzen mit: abgebrochen wegen falsch, unwichtig oder Zwischenziel erreicht. Ich meine, ein guter Qualitäter muss auch Tetris spielen können. Denn je höher der Turm wird, um so schneller muss er entscheiden, teamfähig sein (gleichzeitiges bedienen der Tasten), logisch und vorausschauend zu denken und gezielt den Turm wieder schrumpfen zu lassen. Die Zufriedenheit nimmt wieder zu, wenn der Turm niedriger geworden ist und der Qualitäter bekommt wieder Zeit für sein Handeln. Warum schreibe ich das? Ich habe viele Attribute benutzt, die ich als gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufsweg in QS und QM sehe. Ich musste Vieles davon lernen und es war spannend, nicht immer leicht. Aber es hat Spaß gemacht und ich fand nicht nur einen neuen Beruf, sondern ich empfand auch eine Berufung dafür. Heute blicke ich nach 5 Jahren im Rentnerstatus, auf 27 Jahre aktives Wirken in QS und QM, zufrieden und auch mit etwas Stolz auf diese Zeit zurück. Mir hätte beruflich nichts besseres passieren können. Auch persönlich war diese Zeit mit sehr vielen Eindrücken gespickt. Ich lernte durch weltweite Reisen Menschen, Kulturen, Organisationen und Länder kennen. Durch ein gutes Miteinander ist immer eine gute Symbiose entstanden und viele zuerst konfliktreiche Situationen konnten zu aller Zufriedenheit beseitigt werden. Für mich war es immer wichtig, sich in einer
    Stresssituation nicht in eine Abwehrhaltung zu bewegen, sondern erst zu hinterfragen, warum und was sind die Gründe dafür. Wer oder was muss sich ändern, damit die Situation wieder „verhandelbar“ wird. Einen wunderbaren Vortrag hast Du ja vor ein paar Tagen dazu hier gehalten. Dafür danke ich Dir.
    Viele Grüße aus Ulm
    Reiner

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      LIeber Reiner, ganz herzlichen Dank für Deine lebendige Beschreibung. Ganz besonders gefällt mir dieTetris-Methapher, mit der zeigst Du so anschaulich, wie ergebnisorientiert und „beidhändig“ die Q-Arbeit ist.

  7. 6451120649b54f1bcce8f115b13a02e6 Matthias Becker sagt:

    Sehr geehrter Herr Sommerhoff,
    kleine Jungs wollen vieles werden, große nur noch recht haben. Ich bin in die QS gekommen weil ich das Anliegen habe alles so gut es geht perfekt zu machen. Es ist nicht einfach damit durch zu dringen und schon garnicht im Bereich QM anderen etwas so zu vermitteln, dass es nicht aussieht als wäre man nur ein Schwätzer. Lass ich mal alle meine Jahre revue passieren, so muss ich sagen das ich schon wesentlich länger in dem Bereich QS/QM mich bewegen tue wie es mein Lebenslauf hervor gibt. Für mich ist es eine Passion in diesem Aufgabengebiet unterwegs zu sein und ich habe es bis jetzt weder bereut noch möchte ich etwas anderes machen.

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Danke, Herr Becker ,und auch Ihnen viel Freude und ERfolg mit Ihrer Passion.

  8. 43166320b1c6108339e40fa59eb24b49 Eva Christ sagt:

    Zwar bin ich (als Pädagogin in einer Organisation der sozialen Dienstleistung) – wie viele meiner KollegInnen auch – zum QM wie die Jungfrau zum Kind gekommen, habe aber schnell Spaß daran gefunden und erkannt, dass die Aufgabe sich mit meiner persönlichen beruflichen Vision deckt: Da, wo ich bin & wirke, möchte ich die Welt ein bisschen besser machen und anderen mehr Lebensqualität verschaffen.
    Unmittelbar damit ist meine intrinsische Motivation verbunden, die KollegInnen in meiner Organisation für eine qualitätsorientierte Organisationskultur zu sensibilisieren & zu motivieren, zu etablieren, zu pflegen und weiterzuentwickeln – auf dem Weg zu solider organisationaler Resilienz.
    Qualität ist für mich, wenn ich gerne zur Arbeit komme. Ich möchte die Möglichkeit haben, mich einzubringen – meine Einrichtung soll ein Ort sein, an dem jeder gesehen und wertgeschätzt wird. QM heißt für mich weniger, auf die Fehler zu schauen, sondern Potenziale zu erkennen, Chancen zu ergreifen, mutig weiter zu denken und ebenso auch Bewährtes zu schätzen und zu pflegen. Nicht ich als QMB’ler bin QM, sondern WIR sind QM – jeder einzelne Mitarbeiter leistet seinen wertvollen Beitrag zur Qualität; das mündet in Identifikation & Commitment, was wiederum das Image der Organisation positiv beeinflusst und zu hoher Mitarbeiterbindung führt. Dabei zielt mein Invest als QM’ler in erster Linie nie auf die Organisation an sich, sondern auf die Menschen, die in ihr einen Großteil ihrer kostbaren Lebenszeit verbringen – dieser Ort sollte meines Erachtens so viel Qualität haben wie möglich.
    Dies mündet letztlich in meinen Wahlspruch: „Jeder Tag ist ein Geschenk – manchmal ist er nur scheiße verpackt.“
    Diesen Traum von QM & Organiationskultur(-wandel) lebe ich mit Herzblut. Und deshalb ist dieser Job für mich erfüllend.

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Danke, Eva, fürs Teilen. In Deiner Branche ist eine pädagigische Basisqualifikation ja recht weit verbreitet. Ich finde, durch sie bringt man bedeutende Konpetenzen für ein Wirken im Qualitätsmanagement und der Organisationsentwicklung mit. Das Fachgbiet und viele seiner Konzepte, Methoden und Werkzeuge sind ja sehr geprägt durch die Ingenieurwissenschaften. Ich finde es wichtig, das pädagogisches und psychologisches Wissen jetzt viel stärker einfließen. Nicht nur in der sozialen Dienstleistung, ganz dringlich auch in Technikbranchen.

      1. 43166320b1c6108339e40fa59eb24b49 Eva Christ sagt:

        Vielen Dank für die wertschätzenden Worte für die „soften“ Dienstleistungsbranchen (& nach wie vor „QMB-Exoten“) der PsychologInnen und PädagogInnen – das tut gut!
        Ich denke auch, dass jene professionellen (Soft) Skills, die diese Fachleute mitbringen, sehr hilfreich sind für QM, Organisationsentwicklung & Chance-Management: Menschen zusammenbringen, „abholen“, motivieren, Vision & Nutzen vermitteln, Stärken ergänzend zum Einsatz bringen, überzeugend Ängste & Bedenken nehmen, eine Organisationskultur des konstruktiven & wertschätzenden Miteinanders aufbauen & pflegen… Denn die Mitarbeitenden sind die unverzichtbaren Säulen der Organisation, die essenziellen Zahnräder des Getriebes der Weiterentwicklung; eine lebendige Kultur der interdisziplinären Mitarbeiterpartizipation ist da meines Erachtens qualitätsrelevant. Meine These: Wir als QM’ler müssen künftig mindestens genauso viel in die Menschen als in die Prozesse investieren.

        1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

          An der Klassifizierung „soft“ für Themen, Professionen und Branchen reibe ich mich schon lange. Ich habe den Verdacht, dias die den Begriff „soft“ dafür eingeführt habe, die all dies nicht richtig greifen konnten. Wer Pädagogik oder Psychologie gelernt hat, für den oder die sind die „soften“ Themen ja genauso fundiert zu adressieren, wie die „harten“ der Ingenieur:innen. Meine Erfahrung ist: „wenn’s soft wird, wird’s hart“.

  9. 33b84450a10fd199b5d2eedc6bd7e9b2 Jörg Brokmann sagt:

    Meinen Kommentar zu dieser Frage habe ich vor langer Zeit schon unter https://blog.dgq.de/qualitaetsmanagement-praktizieren-schafft-lebensfreude/ ablegen lassen

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Danke für den Link auf Deinen damaligen Beitrag, Jörg. Ich bitte die Kollegin, die den Blog betreut zudem, ihn direkt unter den Blog zu setzen.

  10. 438dc5848c82314abbba8e49efa24ecc Eva Renno sagt:

    Mit 21 Jahren am Lehrstuhl Unternehmensführung habe ich zum ersten Mal über Qualitätsmanagement gehört: ISO, QS 9000, European Quality Award, MALCOLM BALDRIGE NATIONAL QUALITY AWARD. Es klang logisch, interdisziplinär. Unter Berücksichtigung des Marktes, des eigenes Unternehmens und zukünftiger Entwicklungen gut strukturiert nachhaltig erfolgreich sein.

    Das passte gut, denn ich habe Technisches und Kaufmännisches studiert mit internationaler Orientierung.

    Ich habe Freude daran, Abläufe zu optimieren, Bestehende zu hinterfragen und bin begeistert über die unglaubliche Kraft und Ideenreichtum in der Interaktion mit Menschen.

    Zweifel hatte ich manchmal. Denn QM ist keine Linienfunktion und nicht jedem gefällt, wenn man berät. Zudem musste ich schon erklären, ob meine Funktion überhaupt nötig ist.
    Auch wenn wir in QM viele Zuständigkeiten, Probleme geklärt haben, erreichen uns immer wieder neue Themen, wo unsere Kompetenzen zur Lösungsfindung, Darstellung und Vermittlung interdisziplinär zum Einsatz kommen.

    QM ist ein sehr breites Feld, auf dem sich unterschiedliche Persönlichkeiten in den Teilbereichen gut profilieren können.

    Ich möchte die Vorgänge zu gestalten (lassen), dass die Mitarbeiter den Tag positiv erleben, es einfach haben, gutes Ergebnis zu erreichen und erfolgreich zu sein.

    Frauen haben in diesem Beruf eine andere Sichtweise, dürfen auch softe Faktoren reinbringen, wirken vermittelnd.

    Der Beruf prägt natürlich auch privat 😉 Ich habe eine Checkliste mit Bildern für meine damals kleinen Kindern erstellt und ausgehängt zur Orientierung. Packliste gibt es auch.

    Erwarte trotz Nullfehler-Strategie keine 100%. Denn Menschen menscheln, nichts und niemand ist perfekt. Es reicht, wenn es gut ist. Inzwischen habe ich viele tausende Äpfel auf dem Stückle gepflückt oder aufgesammelt, kein einziger makellos; aber ganz viele hochwertige, die die normalen Anforderungen absolut erfüllen.

    Privat wie beruflich begleitet mich:
    „Die Zukunft wird so sein, wie wir die gestalten. Was wir heute tun, bestimmt die Zukunft.“

    Ich möchte die Welt schöner machen. Das passt zum Beruf, privat und zu mir.

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Herzlichen Dank, Eva. Mir gefällt besonders: „Ich möchte die Welt schöner machen. Das passt zum Beruf, privat und zu mir.“

  11. „Weshalb Qualitätsmanagement?
    Ist das nicht langweilig, eintönig und trockener, theoretischer Qua..tsch?“
    Antwort: „NEIN!“
    Ich bin in der Gesundheitspraxis groß geworden, kenne „Kunden“Anforderungen und ganz persönliche Anliegen der Leistungsempfänger. Ich habe einen Heilhilfsberuf erlernt und diesen ebenfalls studieren dürfen. Der Verbund von Wissenschaft und Praxis pflasterte meinen Weg und brachte mich zu Grübelei oder an Kreuzungen und damit auf neue Wege.
    Ich bin ein sehr empathischer Mensch und möchte immer Dinge/Prozesse/Handhabe verstehen oder optimieren.
    Leider ließ das die Praxis im therapeutischen Beruf nicht immer zu und ich habe mich daraufhin sehr intensiv nebenberuflich engagiert, mich weitergebildet und Konzepte entwickelt.
    Durch diese „Überfahrt“ (das Interesse) zur theoretischen Seite der Macht hatte ich die Chance meinen therapeutischen Rucksack mit weiteren Skills zu füllen und zusätzliche Taschen anzudocken.
    „Ich bin eine Macherin!“ – mit Herz und Gehör sowie Seele für die Sache. Und genau aus diesem Grund bin ich von Herzen Qualitäterin.
    Alle Gedanken und Ansätze, Vorschläge oder auch so manchen Unmut zusammenbringen können, Ergebnisse/Entwicklungen auf sympathische Weise verbreiten können und Verständnis für Kennzahlen oder Prosa herbeiführen…auch in den Führungsetagen – dies ist mein Ansatz.
    „Machen ist wie wollen, nur krasser!“
    Ich brenne dafür Bereiche zu verbinden, Verständnis zu schaffen und damit eine gute Unternehmenskultur zu schaffen.
    „Es ist einfach eine Berufung, denke ich. Ob Du willst oder nicht!“

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Danke sehr, Frau von Boetticher. MIt ihrem Antrieb, den Sie beschreiben und dem besonderen Wissen, das Sie auf Basis Ihrer Qualifikation einbrongen können, machen Sie hoffentlich lange, wirksam und mit Freude krass weiter.

      1. 0d31bb3d1eeac646b598152a800ee07a Katja von Boetticher sagt:

        Das mache ich und auch wenn es manchmal etwas mit Gegenwind geschieht, wird der Himmel auch irgendwann wieder heller und die Wolken verziehen sich. Wer das eine will muss das andere mögen oder so ähnlich 😉

  12. a3f6a302614c6977c3fe6df24e67f901 Wilhelm Floer sagt:

    Lieber Benedikt, ein sehr inspirierender Blog-Beitrag und leider komme ich erst heute dazu mich persönlich einzubringen.
    Mein Interesse bei dem damaligen Arbeitgeber zu arbeiten, die Branche und die Beschreibung des Aufgabengebiets haben mich in das QM geführt. Man könnte sagen, der glückliche Zufall (bestandenes Assessment Center und das Gesamtpaket) war ausschlaggebend.
    Gefühlt habe ich die zwei Sozialisationen nacheinander durchlaufen. Zunächst war es für die Aufgabe und danach in der Aufgabe. Und somit gibt es auch Deformation professionelle.
    Wenn ich in einem fremden Auto sitze dann werden zunächst die Haptik und Spaltmaße kontrolliert.
    Durch verschiedene Positionen im Bereich QM, einerseits sehr nah zur Produktion andererseits sehr nah zur Produkt- und Prozessentwicklung habe ich einen sehr umfassenden Einblick in das QM erhalten, welches ich nicht missen möchte. Darüber hinaus hat mich schon immer die Interaktion mit Menschen begeistert, sei es auf Shopfloor-Ebene, in Meetings oder im Audit. Aber, es haben sich auch viele Dinge geändert (Stichwort “VUCA World“). Während das QM in vielen Organisationen ritualisiert noch immer an den formellen Dingen festhält haben sich andere Organisationsbereiche auf informelle Abläufe eingestellt und folgen agilen Ansätzen. Qualität wird heute vielfach auf Produkt- und Prozessqualität reduziert, QM mit Prozessbeschreibungen und Dokumentation gleichgesetzt. Darüber hinaus haben in den letzten Jahren Themen wie Risk Management, Compliance Management, Business Continuity Management, Sustainability Management, etc. an Bedeutung zugenommen bzw. deren Bedeutung wächst kontinuierlich weiter.
    Das könnten neue Themen sein mit denen sich QM zukünftig auseinandersetzt. Es geht darum integrative Lösungen für die Organisationen zu entwickeln. Nicht getreu einer One-fits-all -Lösung sondern vielmehr individuell die Organisation dahingehend zu entwickeln, dass effektive und effiziente Prozesse implementiert werden. Es gibt also im Bereich QM (noch) viel zu tun und es wird mir persönlich auch weiter Spaß machen die Themen anzugehen und immer wieder viel Überzeugungsarbeit leisten zu müssen.

  13. b5a8455bcc1d09d74430cc13dc833f21 Rüdiger Heining sagt:

    Hallo Herr Sommerhoff, auch als echter Neuling möchte ich Ihnen auf Ihren Blog antworten. Meine berufliche Laufbahn ist bislang einerseits von Projektmanagement (national und international) als auch von Leitungsfunktionen geprägt, zuletzt als Geschäftsführer eines Dienstleisters. In der Funktion hatte ich als „oberste Leitung“ mit QM zu tun. Aktuell nutze ich meine ‚kreative Pause‘, um eine Weiterbildung zum Auditor zu machen mit folgenden Erfahrungen zum QM: 1.) Ich bin erschrocken, wie viele sog. Zombie-Zertifizierungen es anscheinend gibt und sehe es als absolute Herausforderung von allen Beteiligten, diese Zahl zu reduzieren. QM nur eines Zertifikates wegen verkennt ganz klar die Chancen, die im QM stecken! 2.) Es gibt eine zu große Diskrepanz zwischen ‚Qualitätern‘ und ‚oberster Leitung‘. Wenn das Top Management, und diesen Begriff finde ich besser als ‚oberste Leitung‘, QM nicht als Führungsinstrument versteht, dann ist die Frage warum das so ist. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, es sollte mehr gezielte Managerschulungen zu dem Thema geben, um das QM aus einer Ecke der Sachbearbeitung und Überprüfung noch mehr herauszuholen. 3.) C-Management-Level wird beschrieben durch die Funktionen der CEOs, der CIOs, der CFOs und der CDOs. Nur in größeren Unternehmen ist dies personell getrennt, oftmals macht ein CEO mehrere Funktionen gleichzeitig. Gerade beim CDO (Chief Digital Officer) ist es wichtig, die digitalen Möglichkeiten eines gelebten QM-Systems deutlich zu machen, dann kann es in die Zukunft geführt werden!
    Ich werde, und soviel steht jetzt schon fest, dem QM und seinen neuen Ansätzen immer verbunden bleiben, auch wenn ich zukünftig ggf. nur indirekt damit zu tun haben werde. Ich finde die Arbeit von Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanagern extrem wichtig, insbesondere dann, wenn sie in ein aktives Führungsinstrument im Unternehmen ist!

    1. a3f6a302614c6977c3fe6df24e67f901 Wilhelm Floer sagt:

      Hallo Herr Heining, eine für mich sehr gute und nachvollziehbare Darstellung ihrerseits und ich stimme Ihnen in vielen Punkten zu. Leider muss ich auch immer wieder hören, dass es in vielen Unternehmen nur um das Zertifikat geht, weil es z.B. eine Kundenforderung ist. Das QM als Chance zu nutzen und das Managementsystem kontinuierlich weiterzuentwickeln wird vielfach verkannt. Sicherlich wäre es hilfreich, wenn dem QM mehr Management Attention zufallen würde. Dazu muss sich QM aber auch entsprechend präsentieren und verkaufen.

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