Der Compliance Officer: Das Berufsbild eines „Superhelden“25 | 07 | 17

Compliance Officer Berufsbild

Der Compliance Officer ist ein wahrer „Superheld“: Zu seinen Schlüsselqualifikationen zählen sowohl betriebswirtschaftliches Know-how, juristisches Wissen, Führungs- und Überzeugungsfähigkeit als auch Kommunikationsfähigkeiten. Des weiteren ist seine Position essenziell, um Unternehmen vor Risiken zu schützen.

In einigen Beiträgen möchte ich Ihnen daher gerne den Compliance Officer (oder auch: Compliance Manager) näher vorstellen, angefangen mit der beruflichen Lebenswelt. Grundlage ist hier zunächst die Berufsfeldstudie des Berufsverbandes der Compliance Manager (BCM), die 2016 zum vierten Mal durchgeführt wurde. Der BCM befragte insgesamt 530 Compliance Manager zu Themen wie Karriere, Einkommen und Work-Life-Balance.

Welche Ergebnisse ermittelte die Studie?

Einkommen

Einkommen/Gehalt als Compliance Officer

Die Hälfte der Befragten verdienen 85.000 Euro brutto im Jahr. Über 30 Prozent verdienen sogar mehr als 100.000 Euro. Am meisten verdienen Compliance-Führungskräfte, die in Abteilungen mit hohem Stellenwert in der Organisation arbeiten.

Verglichen mit benachbarten Berufsgruppen ist das Einkommen als hoch zu bewerten. 57 Prozent der Befragten haben erfolgsabhängige Gehälter. Offen bleibt allerdings, wie Erfolg im Fall von Compliance Managern definiert oder gemessen wird.

 

Work-Life-Balance

Work-Life-Balance für einen Compliance Officer

Insgesamt erleben Compliance Manager eine hohe Work-Life-Balance: 65 Prozent geben an, Freunde und Familie trotz ihrer Arbeit oft genug sehen zu können.

Die Zufriedenheit mit dem Beruf des Compliance Managers liegt bei 71 Prozent der Befragten. Zwar wird die Work-Life-Balance als hoch eingestuft, 56 Prozent der Compliance Manager erleben aber Stress in ihrem Berufsalltag. Das Stressempfinden ist bei Führungskräften in Abteilungen mit hoher struktureller Bedeutung höher als bei den befragten Fachkräften.

Selbstverständnis

Compliance Officer in beratender Funktion

Die Mehrheit der befragten Compliance Manager (78% der Führungskräfte und 63% der Fachkräfte) sehen sich als Berater des Vorstands und der Geschäftsführung.

Compliance Manager sehen sich größtenteils in der Rolle des Beraters. Eine weitere Rolle ist die des Übersetzers von rechtlichen Anforderungen in organisatorische Maßnahmen.

Leider wird in der Befragung nicht die viel diskutierte Frage der Selbstdefinition von Compliance Managern als mögliche „Gestalter“ aufgegriffen. Inwiefern das Spannungsverhältnis zwischen Gestaltungsmöglichkeiten und Kontrollaufgaben sich auf das Selbstverständnis der Befragten auswirkt, wäre sicherlich spannend.

Kommunikation

Kommunikation als Compliance Officer

Aktuell nutzen 74% der Befragten direkte Informationen und 68% Face-to-Face-Trainings als Kommunikationsinstrumente.

Bei der Mehrheit der Befragten (93%) liegt die Verantwortung der Compliance-Kommunikation in der Verantwortung des Compliance-Bereichs. Lediglich bei 23% wird diese Verantwortung auch von der Kommunikationsabteilung mitgetragen. Zukünftig werden auch verstärkt soziale Medien, E-Learning und Webbased-Trainings als Instrumente der Compliance-Kommunikation gesehen.

 

Erfolgskontrolle

Erfolgkontrolle bei Compliance Officern

57% der Compliance-Abteilungen führen eine Erfolgskontrolle mit einfachen quantitativen Verfahren durch. Ein Indikator ist beispielsweise die Anzahl der durchgeführten Schulungen oder der geschulten Mitarbeiter.

Zwar führen etwa die Hälfte aller Abteilungen Erfolgskontrollen durch, aber lediglich 23% der Befragten geben an, dass die Wirkung von Compliance bei relevanten Zielgruppen untersucht wird. Überhaupt keine Erfolgskontrolle führen 36% der Compliance-Abteilungen durch.

 

Aufgaben

Aufgaben eines Compliance Officers

Die meisten Compliance-Abteilungen sind mit Schulungen, Compliance-Kommunikation und dem Erstellen von Richtlinien beschäftigt.

Durchführung von Schulungen und Erstellung von Richtlinien stehen im Mittelpunkt der Aufgaben. Weniger häufig werden dagegen Compliance-Audits, Corporate Governance und Ermittlung sowie Forensic und Detection als Aufgaben genannnt. Im Vergleich der Jahre 2013 und 2016 werden vor allem die Aufgabenbereiche Korruptionsprävention und Whistleblowing 2016 häufiger genannt.

Strategie

Compliance-Strategie

60% der Compliance Manager sind davon überzeugt, dass ihr strategischer Beitrag im Unternehmen ausbaufähig ist.

Ausbaufähig: Nur 42% geben an, an strategischen Entscheidungen teilzunehmen, 37% verneinen die Fragen nach der strategischen Beteiligung. Insgesamt stellt die Studie aber einen „Optimismus“ bzgl. der Bedeutung der Compliance-Abteilung für das Unternehmen fest. Dies kann sowohl an der vermehrten Wahrnehmung von Compliance-Fällen durch die mediale Berichterstattung oder auch an der steigenden Regulierungsdichte liegen.

Zusammenfassung der Studienergebnisse

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Compliance Officer sein Arbeitsumfeld insgesamt positiv bewertet. Das Gehalt und die Work-Life-Balance sind zufriedenstellend. Beim Selbstverständnis des Compliance Officers bleiben allerdings noch Fragen offen. Klar ist, dass er sich als Berater von Geschäftsführung und Vorstand sieht und ebenso als Übersetzer rechtlicher Anforderungen in organisatorische Maßnahmen. Die Compliance-Kommunikation ist (noch) hauptsächlich eine Face-to-Face-Kommunikation. Schulungen und Trainings werden aber in Zukunft womöglich vermehrt digital angeboten. Die Aufgaben eines Compliance Officers sind vielfältig und zumeist im Bereich Schulungen, Kommunikation und Richtlinienerstellung zu finden.  Zukünftig wird der Compliance Officer aber auch vermehrt im Bereich der Korruptionsprävention und des Whistleblowings tätig sein. Weitgehend einig sind sich die Compliance Officer, dass der Beitrag ihrer Abteilung zur Unternehmensstrategie ausbaufähig ist.

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Über die Autorin: Christina Eibert

Christina Eibert ist studierte Sozialwissenschaftlerin und Produktmanagerin bei der DGQ. Sie verantwortet die Trainings in den Bereichen Compliance, Datenschutz, Statistik und Cyber-Sicherheit. Besonders wichtig ist es ihr, praxisnahe und zukunftsorientierte Weiterbildungen zu entwickeln, von denen Teilnehmer und Unternehmen gleichermaßen profitieren.