Bei Qualitätsmanagement ist es wichtig, die Balance zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu halten10 | 08 | 18

Warum ist eine Karriere im Qualitätsmanagement spannend? Was sollten Qualitätsmanagement-Beauftragte, Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager in der Zukunft können und welche Tipps sind für Berufseinsteiger wertvoll? Um das herauszufinden, haben wir erfahrene Qualitätsverantwortliche befragt. Alle Antworten, die Sie uns gegeben haben, veröffentlichen wir regelmäßig im DGQ-Blog. Diesmal berichtet Henrike Brüning darüber, was ihren Job zum Traumjob macht.

Was ist das Besondere an Ihrem Job?

Das weite Aufgabenfeld und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten, die sich daraus ergeben.

Wie sind Sie eigentlich in diese Position gekommen?

Nach meinem Masterabschluss in molekularer Biotechnologie wollte ich promovieren und habe mich auf verschiedene Doktorandenstellen beworben. Die Suche gestaltete sich widererwartend sehr schwierig. Darum weitete ich meine Suche auch auf „normale“ Jobs aus, suchte fast zwei Jahre.

Durch Zufall wurde mir ein Job in einem kleinen Prüflabor eines Automobilzulieferers angeboten. Ich habe den Job angenommen („erstmal was haben“) und war nun im Qualitätswesen angestellt. Nach kurzer Zeit wurde mir die Leitungsstelle in der Qualitätsplanung angeboten.

Was muss man haben und können, um im Bereich Qualitätsmanagement erfolgreich zu sein?

Durchhaltevermögen. Zeitweise führt man einen Kampf gegen Windmühlen, Aussagen wie „das haben wir schon immer so gemacht“, „das haben wir nur fürs Audit getan“ sind oft nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Belastbarkeit. Viele Themen die in irgendeiner Weise etwas mit Qualität zu tun haben, werden nicht bearbeitet bzw. direkt in die QS geschoben, weil ja ein Q davorsteht. Mit diesem Arbeitspensum muss man klarkommen.

Kreativität. Man muss ganz oft unangenehme, nervige Themen durchbekommen, bei denen man nicht auf offene Ohren stößt. Also müssen andere Wege her, um die Akzeptanz zu bekommen.

Neugierde. Es gibt so viele Änderungen, z.B. Normen aber auch neue Denkansätze aus den verschiedensten Richtungen. Ich finde es wichtig, dass man sich diesen Trends und Neuerungen öffnet und das rauszieht, was für das eigene Unternehmen anwendbar und nützlich ist.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Job?

Generationenkonflikte, heißt die jungen wilden mit den neuen Ideen und Denkweisen gegen die alteingesessenen „haben wir schon immer so gemacht“. Das bezieht sich nicht nur auf das Alter einzelner Personen, sondern vielmehr auf die Denkweise.

Akzeptanzprobleme von Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement. Der Sinn und Nutzen von vielen Vorgängen und Dokumentationen ist nicht immer für alle Beteiligten ersichtlich. Als Qualitäter muss man also ständig Werbung für „das Q“ machen.

Balance zwischen Wunsch und Wirklichkeit halten. Was in den Normen gefordert wird ist meist nicht sehr konkret und nicht eins zu eins auf das jeweilige Unternehmen anzuwenden. Die Herausforderung besteht auch hier darin, die Forderungen so zu übersetzen, dass alle Mitarbeiter sie verstehen können.

Bei all dem müssen außerdem die Kosten im Rahmen bleiben. Es wird wahrscheinlich nicht nur bei uns im Unternehmen so sein, das die Qualitätsabteilung „nur Geld kostet“

Was heißt Qualität für Sie und was zeichnet ein gutes Qualitätsmanagementsystem aus?

Qualität heißt für mich, dass alles im Gleichgewicht ist. Ein gutes Qualitätsmanagement hat nicht nur den Kunden im Auge, sondern legt auch Wert auf die eigenen Mitarbeiter. Dabei spielt das Thema Bewusstsein eine entscheidende Rolle.

Wie sehen Sie das Berufsbild eines Qualitätsmanagers in der Zukunft?

QM wird sich immer mehr in Richtung Unternehmensentwicklung bewegen. Der Qualitätsmanager der Zukunft wird mehr über den Tellerrand der Normen hinaussehen müssen. Die Dokumentenwirtschaft wird immer mehr durch Softwarelösungen ersetzt werden, diesen Trend dürfen die QMler von morgen nicht verpassen.

Welche Tipps geben Sie Berufseinsteigern in Ihrem Bereich mit auf den Weg?

Aus eigener Erfahrung heraus kann ich sagen, dass alles hinterfragt werden darf. Nur weil ein Ablauf, ein Prozess gestern noch super gepasst hat, heißt das nicht, das er morgen noch gut ist. Man sollte sich nicht demotivieren lassen, wenn man mehrere Anläufe braucht, um etwas zu verändern. Ich nutze alle Chancen meinen Q-Horizont zu erweitern, z.B. durch die Teilnahme an Regional- und Fachkreisen, verschiedenen Seminaren, Lesen verschiedener Fachzeitschriften etc. Auch Themen, die nicht direkt etwas mit meinen Aufgaben zu tun haben, schaue ich mir an, lese ich mir durch. Ein bisschen was kann man immer mitnehmen und in die tägliche Arbeit integrieren.

Haben Sie Lust, über Ihren Traumjob im Qualitätsmanagement zu berichten?

Berichten Sie z. B. darüber, wie Sie QMB oder Qualitätsmanager geworden sind, welche Herausforderungen Ihnen im beruflichen Alltag begegnen, welche Qualifikationen wichtig sind und wie es gelingt, sich im Unternehmen erfolgreich zu positionieren. Haben Sie gute Tipps, die Sie Neueinsteigern mit auf den Weg geben möchten? Wir sind gespannt.

Ihr direkter Kontakt:
Katrin Kemm
T 069 954 24-180
E-Mail: katrin.kemm@dgq.de.

Weitere Interviews:

„Wer Generalist ist und keine Angst vor Entscheidungen hat, wird Chef oder landet im Qualitätsmanagement“ (Olaf Stenske)
„Seien Sie offen für Menschen und ihre Bedürfnisse“ (Katrin Seefeldt)
„Ein Qualitäter im klassischen Sinne ist nicht mehr zeitgemäß“ (Dr. Ute Kronenberg)
„Qualitätsmanagement praktizieren schafft Lebensfreude“ (Jörg Brokmann)
„Entscheidend ist ein offenes Ohr für das Praktische und die Situation der Leute“ (Anja Freitag)
Im Qualitätsmanagement sind die richtige Ausbildung, analytisches Denken und hohes Engagement gefragt (Renate Fangmeier)

Über die Autorin: Henrike Brüning

Henrike Brüning ist Leiterin Qualität und QMB bei der Automotive GmbH & Co. KG. Nach ihrem Masterabschluss in molekularer Biotechnologie startete sie ihre Karriere im Qualitätswesen in einen kleinen Prüflabor bei einem Automobilzulieferer. Kurze Zeit später wechselte sie dort in eine Leitungsposition. Als DGQ-Regionalkreisleiterin von Osnabrück und neuerdings aktives Mitglied im Fachkreis QM und Organisationsentwicklung nutzt sie das Netzwerk der DGQ, um neuen Input zu bekommen, sich auszutauschen und ihr Wissen weiter auszubauen.

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