Wie wir gute Wirkshops machen27 | 03 | 18
Ein Tippfehler war’s. Wirkshop statt Workshop schrieb ich in einer E-Mail, mit der ich den Kollegen eines DGQ-Fachkreises das Protokoll eines von mir moderierten – ja was nun – Wirkshops oder Workshops zusandte. Die Korrekturfunktion hat’s gemerkt und wollte mir vorschlagen, Workshop aus dem unbekannten Wort zu machen. Nein ich wollte nicht, ließ Wirkshop stehen, kommentierte aber kurz, dass ich das Wort gut fände. Die Reaktion eines Kollegen aus einem großen, internationalen Unternehmen folgte prompt:
„Außerdem – der Tippfehler ist große Klasse, wirklich. Wenn Du kein Copyright darauf erhebst, würde ich das Wort «Wirkshop» gerne in meinen persönlichen Wortschatz integrieren. Endlich einmal eine Aussage! Ich habe diese Workshops bei uns (da wird meist in großer Runde gesessen und am Handy getippt) so satt – da wird überhaupt nicht richtig gearbeitet. Und noch weniger eine WIRKUNG erzielt («man hot hoit amoi drueber gred»). Um diese Wirkung sollte es aber gehen. Danke für diese Bereicherung.“
Was ist mit vielen unserer Workshops los? Sie sind handwerklich nicht gut genug gemacht. Das liegt an der Moderation aber auch an der Workshopsozialisation der Teilnehmer. Wir haben zu viele schlechte Angewohnheiten aus den ebenfalls oft schlecht gemachten Meetings übernommen. Dort spulen viele die immer gleichen Rituale ab. Abläufe von Meeting mit eingespielter Besetzung sind oft Rituale mit vorab verteilten Rollen. Ihr Ergebnis aber auch ihre Abläufe sind hochgradig vorhersagbar. Überraschende Ergebnisse und neue Erkenntnisse sind meist nicht zu erwarten.
Bei Workshops hängt viel von Klarheit des Ziels, Vorbereitung, Setting und Moderation ab. Leider sind Workshops oft zu sehr methodisch und zeitlich durchgeplant. Verlaufen sie unerwartet, kann es sein, dass Methode und Agenda die Macht übernehmen. Die geplante Methode wird umgesetzt, auch wenn sie erkennbar nicht mehr ideal zum Ziel führt. Die Agenda wird durchgepeitscht, weil ihre Nichteinhaltung als Versagen von Moderator und Team gilt.
Bei einem guten Wirkshop einigen sich alle miteinander darauf, was sie in der zur Verfügung stehenden Zeit erreichen wollen. Diese Einigung kann vorab erfolgen, sollte aber zu Beginn des Wirkshops erneuert oder auch aktuell angepasst werden.
In einem guten Wirkshop
- ist das Setting (Raum, Atmosphäre, Befindlichkeiten …) auf das Ziel abgestimmt,
- hat eine Moderatorin oder Moderator das Heft des Handelns in der Hand und entscheidet situativ, was die Gruppe braucht, um Teil- oder Endergebnis zu erzielen (egal, was vorher an Methodik geplant war),
- hält sich der Moderator inhaltlich zurück, sieht seine Aufgabe allein darin, das Team zum Ergebnis zu führen,
- schafft es die Moderatorin, den Fokus der Teilnehmer auf der Aufgabe zu belassen – und gibt ausschließlich an geeigneten Stellen Raum und Ventil für Pausen und Nebendiskussion,
- geht der Moderator gleichzeitig flexibel mit der Zeit um und gibt Zeit dort und dafür, wo sie erforderlich ist aber setzt gleichzeitig für konkrete Aufgaben konkrete und oft kurze Zeitfenster („Timeboxing“), um große Effizienz zu ermöglichen,
- lassen sich Teilnehmer auf die Moderation ein und halten diszipliniert die miteinander verabredeten Regeln ein.
Starre Agenden, Methodenvorgaben, ungeeignete Räume, mangelnde Teilnehmerdisziplin und inkonsequente Moderation machen aus Workshops keine Wirkshops, sondern potenzielle Würgshops.
Nun denn, wirken Sie gut beim nächsten Shop.
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