„Systemcheck statt Einzelprüfung – integrierte Audits zur Steigerung der Auditeffizienz“26 | 08 | 25
Ein Audit ist wie ein Werkstattbesuch: Man erwartet eine fundierte Einschätzung, ob das System rund läuft, wo es Schwächen gibt – und was besser gemacht werden kann. Doch was, wenn der Bremsencheck am Montag, der Ölwechsel am Dienstag und die Fahrwerksprüfung erst die Woche darauf stattfinden?
In vielen Unternehmen sind Managementsystem-Audits genau so organisiert: Qualität, Umwelt, Energie, Arbeitssicherheit – alle Normen in Einzeltermine aufgeteilt, oft durch verschiedene Auditoren, mit redundanten Fragen und wenig prozessübergreifendem Verständnis. Der Aufwand ist hoch, der Nutzen begrenzt. Was fehlt, ist ein integrierter Blick auf die Prozesse.
Auditplanung strategisch denken
Auditprogramme sollten risikobasiert, prozessorientiert und zielgerichtet geplant werden. Die Integration mehrerer Normen ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Effizienzsteigerung – sofern richtig umgesetzt.
Ein integriertes Audit prüft nicht jede Norm isoliert, sondern betrachtet, wie Anforderungen verschiedener Systeme gemeinsam im Prozess wirksam werden. Das erfordert eine saubere Planung, in der Themen sinnvoll gebündelt und Prozessschritte systematisch abgedeckt werden. Es geht nicht darum, jedes Kapitel jeder Norm parallel abzuhaken, sondern die Schnittstellen zu identifizieren, Synergien zu nutzen und Redundanzen zu vermeiden.
Aus der Praxis: Ein Blick auf die Linie
Ein Beispiel aus der Lebensmittelbranche: In der Produktion findet sich oft die größte Schnittmenge der Systeme. Hier treffen Hygieneregeln (Lebensmittelsicherheit), Arbeitsschutzmaßnahmen, Energieeinsparpotenziale und Umweltauflagen aufeinander – während gleichzeitig qualitätsrelevante Prozessparameter kontrolliert werden.
Ein Audit an diesem Ort mit verschiedenen Brillen – aber gemeinsamem Ziel – ermöglicht ein realistischeres Bild der Systemleistung als vier Einzelbegehungen mit Normfokus.
Die Vorteile auf einen Blick
Integrierte Audits bieten zahlreiche Vorteile:
- Effizienzsteigerung: Weniger Gesamtzeitaufwand für Auditdurchführung, Vor- und Nachbereitung.
- Mehr Relevanz: Fokus auf Prozesse statt auf Normkapitel, dadurch höhere Praxisnähe.
- Systemverständnis: Verbesserung der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit im Unternehmen.
- Risikoorientierung: Kritische Prozesse werden umfassender betrachtet.
- Managementfokus: Ergebnisse können besser in strategische Entscheidungen einfließen.
Fazit: Mehrwert statt Mehrarbeit
Ein integriertes Audit ist mehr als eine Kombination mehrerer Normen – es ist eine neue Denkweise. Weg vom Abhaken einzelner Anforderungen, hin zur vernetzten Betrachtung von Unternehmensprozessen. So wie ein guter Werkstattcheck nicht nur einzelne Bauteile prüft, sondern das Zusammenspiel des gesamten Fahrzeugs im Blick hat, sollte ein Audit den Mehrwert im Gesamtkontext entfalten.
Wer sein Auditprogramm heute noch als Abfolge einzelner Normaudits organisiert, verschenkt Potenzial – und riskiert blinde Flecken. Integrierte Audits sind kein Modetrend, sondern ein notwendiger Entwicklungsschritt auf dem Weg zu wirksamen, lernenden Managementsystemen.
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Dieser Blogbeitrag wurde verfasst von Marita Großer, Mitglied im Leitungsteam des DGQ-Fachkreises „Audit und Assessment“.
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Über den Autor: DGQ-Fachkreis Audit und Assessment
