Die Wichtigkeit von Nachhaltigkeitsprüfungen zwischen Automobil-OEMs und Zulieferbetrieben10 | 07 | 24

Automobilindustrie, Hersteller, OEM

In der heutigen globalisierten Wirtschaft ist Nachhaltigkeit mehr als nur ein Schlagwort; sie ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Unternehmensstrategie geworden. Besonders in der Automobilindustrie, wo Fahrzeughersteller bzw. Original Equipment Manufacturers (OEMs) und Zulieferbetriebe eng zusammenarbeiten, gewinnen Nachhaltigkeitsprüfungen immer mehr an Bedeutung. Dieser Artikel beleuchtet, warum erweiterte Lieferantenselbstauskünfte, die von Qualitätsmanagern (QM‘lern) gefordert werden, in Zukunft eine zentrale Rolle spielen werden.

Warum Nachhaltigkeit?

Die Automobilindustrie steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, darunter strengere Umweltvorschriften, steigende Anforderungen an die Transparenz und das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für umweltfreundliche Produkte. Nachhaltigkeit in der Lieferkette bedeutet, ökologische, soziale und ökonomische Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Es geht darum, Ressourcen effizient zu nutzen, Umweltbelastungen zu minimieren und faire Arbeitsbedingungen sicherzustellen.

Die Rolle der OEMs

OEMs haben eine Schlüsselfunktion in der Förderung von Nachhaltigkeit, da sie die Lieferketten kontrollieren und gestalten können. Sie müssen sicherstellen, dass ihre Zulieferer die gleichen hohen Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit einhalten. Dies erfordert detaillierte Nachhaltigkeitsprüfungen und erweiterte Selbstauskünfte von Lieferanten, um die Einhaltung dieser Standards zu gewährleisten.

Erweiterte Lieferantenselbstauskünfte

Erweiterte Lieferantenselbstauskünfte sind detaillierte Fragebögen, die Zulieferer ausfüllen müssen, um Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu liefern. Die vom Unternehmen abgefragten Nachhaltigkeitsthemen werden zunehmend anspruchsvoller. Um ein umfassendes Bild der Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens zu erhalten, werden im Rahmen einer Nachhaltigkeitsbewertung folgende Schwerpunkte geprüft:

  1. Umweltmanagement:
    Informationen über die Umweltpolitik des Unternehmens, Energieverbrauch, Emissionen, Abfallmanagement und Wasserverbrauch.
  2. Soziale Verantwortung:
    Angaben zu Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutz, Gleichberechtigung und sozialen Initiativen.
  3. Wirtschaftliche Verantwortung:
    Daten zu fairen Geschäftspraktiken, Transparenz und ethischen Standards.
  4. Führungsverantwortung:
    Beauftragung bzw. Benennung der wichtigsten Ansprechpartner im Unternehmen, dazu können u.a. folgende gehören:

    • Menschenrechtsbeauftragte
    • Nachhaltigkeitsbeauftragte
    • Compliancebeauftragte
  5. Externe Berichterstattung:
    zum Beispiel Offenlegung eines Nachhaltigkeitsberichtes
  6. Unternehmensethik:
    Abgrenzung, ob die Unternehmensführung und Einhaltung der nationalen und internationale Gesetzgebung abgedeckt wird.
Berufsbild Qualitätsmanager

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Die Rolle der Qualitätsmanager

Qualitätsmanager spielen eine entscheidende Rolle bei der Implementierung und Überwachung von Nachhaltigkeitsstandards. Sie sind verantwortlich für die Bewertung und Überprüfung der Lieferantenselbstauskünfte und führen Audits durch, um die Richtigkeit der Angaben zu bestätigen. Darüber hinaus arbeiten sie daran, kontinuierliche Verbesserungen in der Lieferkette zu fördern und sicherzustellen, dass Nachhaltigkeitsziele erreicht werden.

Vorteile für die gesamte Lieferkette

Die Implementierung erweiterter Nachhaltigkeitsprüfungen bringt für Organisationen zahlreiche Vorteile:

  1. Risikominimierung:
    Durch die Identifikation und Beseitigung von Nachhaltigkeitsrisiken können OEMs und Zulieferer potenzielle rechtliche und regulatorische Probleme vermeiden.
  2. Wettbewerbsvorteil:
    Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, können sich von der Konkurrenz abheben und das Vertrauen der Verbraucher gewinnen.
  3. Langfristige Kosteneinsparungen:
    Nachhaltige Praktiken führen oft zu effizienterem Ressourceneinsatz und langfristigen Kosteneinsparungen.
  4. Positive Markenwahrnehmung:
    Eine starke Nachhaltigkeitsbilanz verbessert das Unternehmensimage und stärkt die Markenwahrnehmung.

Klimaschutz wird immer wichtiger

Aber auch auf Seiten der ISO gibt es neue Anforderungen in Richtung auf Nachhaltigkeit. So verpflichtete sich die ISO 2021 gemäß der „ISO London Declaration of Climate Change“, sich aktiv an der Stärkung der Klimaziele zu beteiligen. In diesem Zusammenhang ist kürzlich eine Änderung bei allen wichtigen Managementsystemnormen (z.B. ISO 9001) angestoßen worden, wonach Unternehmen sich damit beschäftigen müssen, inwieweit der Klimawandel einen Einfluss auf ihr Geschäftsmodell hat.

Fazit

Nachhaltigkeitsprüfungen und erweiterte Lieferantenselbstauskünfte sind unverzichtbare Werkzeuge, um die Automobilindustrie nachhaltiger zu gestalten. OEMs und ihre Zulieferer müssen eng zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass hohe Standards eingehalten werden. Qualitätsmanager spielen hierbei eine zentrale Rolle, indem sie die Einhaltung dieser Standards überwachen und kontinuierliche Verbesserungen fördern. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung kann die Automobilindustrie die Herausforderungen der Zukunft meistern und eine nachhaltige Lieferkette aufbauen.

 

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Über den Autor: Julian Steiger

Julian Steiger verfügt über sechs Jahre Erfahrung im Qualitätsmanagement. Bei der DGQ ist er sowohl als Teil des Leitungsteams des Regionalkreises Köln-Bonn als auch im Leitungsteam der QM-Youngsters ehrenamtlich tätig. Zu seinen Schwerpunkten zählt, gemeinsam im Team neue Prozesse zu gestalten und Workshops zu moderieren. An der Hochschule Wismar absolvierte Julian Steiger das Masterstudium Quality Management.