Eine Hommage auf Ruth C. Cohn – Ich, Wir, Qualitätsmanagement27 | 03 | 24
Bestimmt ist Ruth Charlotte Cohn (1912-2010) Ihnen im Beruf schon begegnet, zumindest die Ergebnisse ihres jahrzehntelangen Wirkens. Kennen Sie „Störungen haben Vorrang“, eine Regel oder ein Merksatz für Besprechungen und Workshops?
Gemeint ist: Eine Störung nimmt sich immer Raum. Also ist es klug, sie zu adressieren und zu beheben, da wir sonst nicht wirksam weitermachen können.
Ruth Cohn nannte ihr Konzept fürs Lernen und Arbeiten in Gruppen „Themenzentrierte Interaktion“ (TZI). Es hat ganz generell Gruppenarbeit in Unternehmen geprägt und signifikant zu verbessern geholfen. Suchen Sie unter dem Begriff „TZI“ in einer der gängigen Suchmaschinen und Sie finden viele vertraute Inhalte, von denen Sie vielleicht oder vielleicht auch nicht wussten, dass Ruth Cohn ihre Urheberin ist.
Ruth Cohn wurde in Berlin geboren, flüchtete 1933 nach Zürich, studierte dort Psychologie und emigrierte 1941 in die USA, wo sie ihr Studium fortsetzte. Sie arbeitete als Psychotherapeutin und führte den von ihr entwickelten Ansatz der Themenzentrierten Interaktion in Unternehmen ein. 1974 kehrte sie nach Europa zurück, lebte bis 2002 in der Schweiz, dann in Deutschland. Sie wirkte lange als Trainerin und Beraterin für TZI.
Einen Kern der TZI bildet das Dreieck Ich-Wir-Es („Es“ ist in einigen Werken auch als „Thema“ bezeichnet). Das Dreieck ermöglich viele relevante Reflexionen, ich zeige einige verkürzt an einem Beispiel: Wenn ich als Qualitätsmanager mit einer Gruppe von Führungskräften („wir“) in einem Workshop an der Gestaltung eines Bausteins des Qualitätsmanagementsystems („Es“ bzw. „Thema“) arbeite, ist wichtig zu realisieren: Wie geht es mir und wie geht es denen gerade? Wie stehen die, wie stehe ich zum Thema? Wie stehe ich zu denen, die zu mir? Wie stehen die zueinander? Was will ich, was wollen die? Was wollen wir gemeinsam? Was will ich nicht, was wollen die nicht, was wollen wir gemeinsam nicht? Was wirkt auf das Thema, was nicht? Haben wir darüber Konsens?
Es lohnt sich für die Arbeit als Führungskraft und im Qualitätsmanagement, sich tiefgehend mit TZI zu befassen. Danke, Ruth Cohn, für viele bedeutende Impulse.
Meine DGQ-Blogserie 2024 „Eine Hommage auf…“
Eine Hommage ist eine „Huldigung“ für eine Geistesgröße. Ich möchte im Laufe des Jahres 2024 zwölf Menschen vorstellen, die einen wertvollen Beitrag für das QM geleistet haben, egal ob dieser explizit fürs Qualitätsmanagement oder zunächst ohne direkten Bezug dazu entstand. Im Kern geht es darum, interessante Inputs herauszuarbeiten, bevorzugt Inhalte, die im QM kaum bekannt, nicht vertraut sind und deren Bezug zu unserer Arbeit ein Aha auslöst.