Nachhaltige Meetings: Mit Online-Terminen den CO2-Fußabdruck verringern?17 | 01 | 24

Carbon Footprint

Jeder Mensch hat einen individuellen CO2-Fußabdruck, der maßgeblich durch seinen Lebensstil geprägt wird. Umweltbewusste Verhaltensänderungen, wie beispielsweise die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel anstelle des eigenen Autos und die Durchführung von Online-Meetings anstelle von Präsenzterminen, können eine signifikante Reduktion des persönlichen CO2-Ausstoßes bewirken.

Es existieren spezielle Tools zur Messung des CO2-Fußabdrucks von Online-Meetings, die Faktoren wie Stromverbrauch und Internetnutzung berücksichtigen. Darüber hinaus bietet unter anderem das Umweltbundesamt mit seinem Event-CO2-Rechner eine Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck, insbesondere bei Online-Meetings, genauer zu erfassen. Die Wahl nachhaltiger Optionen für Meetings hängt von individuellen Gegebenheiten sowie innovativen Lösungsansätzen ab, die entscheidend zur Verringerung der Umweltauswirkungen beitragen. Im Rahmen seiner Fachkreisarbeit hat sich der Fachkreis Nachhaltigkeit intensiv mit dieser Thematik befasst und entsprechende Leitlinien entwickelt.

Zur Frage, ob durch die Berechnung des eigenen CO2-Fußabdrucks umweltfreundlichere Entscheidungen bei der Organisation von Online-, Offline- oder Hybrid-Meetings getroffen werden können, lässt sich sagen: Die genaue Kenntnis und Bewertung Ihres CO2-Fußabdrucks ermöglicht es Ihnen in der Tat, gezielt umweltfreundlichere Optionen bei der Planung und Durchführung von Meetings zu wählen. Insbesondere Qualitätsmanager und Umweltbeauftragte sind hierfür authentische Ansprechpartner und sollten Eckdaten zum CO2-Fußabdruck ihrer Online-Meetings kennen.

Berufsbild Nachhaltigkeitsmanager

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CO2-Emissionen von Online-Meetings berechnen

Die Berechnung des CO2-Ausstoßes ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Laut einer von der britischen Rundfunkanstalt BBC veröffentlichen Studie aus dem Jahr 2020 betragen die CO2-Emissionen beim Video-Streaming etwa 100 Gramm pro Stunde. Eine andere Studie des Fraunhofer IZM und des Ökoinstituts im Auftrag des deutschen Umweltbundesamts spricht von Emissionen zwischen 2 und 13 Gramm pro Stunde, abhängig vom Übertragungsverfahren. Das würde einer kurzen Autofahrt von ca. 260 Metern entsprechen. Der Studie zufolge sollen leitungsgebundene Internetverbindungen wie Glasfaser energie- und CO2-sparender als mobile Verbindungen über 4G oder 5G sein. Wenn man die Emissionen eines herkömmlichen Notebooks hinzufügt, ergibt sich entsprechend eine CO2-Emission von etwa 10 Gramm pro Stunde für ein Online-Meeting.

Eine weitere Studie des deutschen Umweltbundesamtes zum Green Cloud Computing zeigt, dass Endgeräte, die in einem Online-Meeting verwendet werden, einen großen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen haben, während Rechenzentren nur einen geringen Anteil ausmachen (s. Abb. 1).

Ursachen CO2-Emissionen eines Online-Meetings

Abb. 1: Anteile der Ursachen von CO2-Emissionen eines Online-Meetings (eigene Darstellung © Linda Chalupova)

In der nachfolgenden Tabelle sind verschiedene Szenarien und Rechenbeispiele dargestellt. Es ist ein Experiment, um einerseits zu sehen, inwieweit Berechnungen zu CO2-Emissionen für Online-Meetings möglich sind, andererseits um ein paar Impulse zur Reduzierung von CO2-Emissionen zu geben. Bei der Zusammenstellung der Daten aus unterschiedlichen Quellen ist den Autoren aufgefallen, dass die Datenlage zu den CO2-Emissionen Lücken aufweist, weswegen für die Szenarien Annahmen getroffen werden mussten (die genutzten Quellen sind am Ende des Beitrags aufgeführt).

 

Nr. Subjekt  / Objekt Basis / Wert Berechnung CO2 eq. (g/h)
1 Ein Laptop/Desktop Gerät inkl. Streaming Treibhauseffekt von Streaming, Video­­konferenz & Co. Die Mittelwerte liegen zwischen 45-55 g CO2(eq) je Gerät einschl. Internet-Streaming ohne Berechnung ca. 55 g CO2(eq)/h
2 Zusätzliche Monitore 19″ bis 32″ Monitore, der Durchschnitts­wert eines 24″ Monitors liegt bei ca. 25W/h 25 W/h; Emissionsfaktor Strom: 434 gCO2(eq)/kWh x 0,025 KW/h ca. 11 g CO2(eq)/h
3 Pro-Kopf-Verbrauch einer Person in Deutschland, statistischer Mittelwert, 10,5 Tonnen CO2(eq)/Jahr (01.01.2023) 10.500 KG / 8760h = 1,2 KG CO2(eq)/h ca. 1200 g CO2(eq)/h
4 Office Fläche 6qm 8qm für den ersten und 6qm je Mitarbeiter gem. Arbeitsstätten­verordnung. 40-70 KWh je qm Bürofläche und Jahr; gewählt 60 KW/qm/Jahr 60.000W/m² :8760h = 6,84 Wm²/h x 6m² = 0,041 kWm²/h x 434 CO2(eq)/kWh = 18g CO2(eq) ca. 18 g CO2(eq)/h für 6m² Fläche

 

Zum Vergleich:

Ein 4-stündiges Meeting für eine Person, die 400 km mit dem Auto anreist, verursacht laut Climeet-Meetingrechner 207 kg CO2e. Im Vergleich dazu spart ein Online-Meeting etwa 5.000-mal mehr CO2e als ein Vor-Ort-Meeting mit Autoanreise. Selbst mit einer umweltfreundlicheren Anreise per Zug kann das Online-Meeting immer noch etwa 500-mal CO2-sparender als das Meeting vor Ort sein. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat dazu auf ihrer Seite einen Rechner für „Home-Office-Fahrten“ veröffentlicht.

Tipps für nachhaltige Online-Meetings

Grundsätzlich gilt es für Organisationen, eine nachhaltige Meetingkultur zu fördern, die durch klare Prioritäten charakterisiert ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck zu minimieren:

  • Bildschirmhelligkeit auf das notwendige Maß reduzieren
  • Audio statt Video, sofern visuelle Präsenz nicht nötig ist
  • Nicht benötigte Hardware ausschalten (z.B. Bluetooth, WLAN)
  • CPU-Auslastung (Prozessorauslastung) reduzieren durch Schließen nicht benötigter Anwendungen
  • Energiespareinstellungen der verwendeten Geräte kennen und nutzen
  • Bandbreite durch das Minimieren der Dateigröße von geteilten Dateien, Bildern, Videos und Audiodateien reduzieren
  • Logos und Bilder nur versenden, wenn es dem gemeinsamen Ziel dient*
  • Duplikate und Redundanzen beim Teilen von Inhalten vermeiden*
  • Bei hybriden Veranstaltungen können neben der Auswahl umweltfreundlicher Materialien die Verwendung von energieeffizienter Beleuchtung, nachhaltiges Catering sowie eine bevorzugte Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen Beitrag leisten

*Online-Plattformen bieten Möglichkeiten zum Teilen von Inhalten an, ohne dass die Dateien hochgeladen werden müssen.

Darüber hinaus ist es im Sinne der Nachhaltigkeit auch wichtig, bei Meetings soziale Aspekte wie Gleichberechtigung und Zugänglichkeit zu berücksichtigen. Eine Agenda, eine Präsentation sowie eine klare Rollenverteilung helfen, Online-Meetings effizient durchzuführen. Das Einholen von Feedback ist darüber hinaus wesentlich, um Online-Meetings kontinuierlich zu verbessern.

Fazit

Für die CO2-Emissionen während eines Online-Meetings ist neben der Technik der Faktor Mensch ein wesentlicher Treiber: Das individuelle Verhalten hat einen Einfluss auf die verursachten Emissionen. Der persönliche CO2-Fußabdruck wird durch den Lebensstil geprägt. Die Durchführung von Online-Meetings anstatt von Meeting in Präsenz kann zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen. Dennoch sind Online-Meetings nicht CO2-emissionenfrei. Wer sich informiert und mit diversen Tools beschäftigt, kann am Ende aber die nachhaltigere Variante eines (Online-)Meetings bewusst wählen.

Im Rahmen der Fachkreisarbeit betrachtete CO2-Emissionsrechner:

2-Kriterien-Rechner – Emissionsrechner für Videokonferenzen
Umweltbundesamt – CO2-Rechner für Veranstaltungen
Myclimate – Emissionsrechner für Events
Climeet – Emissionsrechner für Online-Meetings und Videokonferenzen
Ecocockpit – Emissionsrechner der Effizienz-Agentur NRW
Meeting Emissions Calculator – Emissionsrechner für Geschäftsreisen

 

Genutzte Quellen für dargestellte Szenarien und Rechenbeispiele

 

Über die Autoren:
Sandra Paul ist Textilingenieurin, Qualitätsmanagerin und Auditorin und sie steht für Managementsysteme, Methoden und Visualisierungen. Die Leidenschaft fürs Visualisieren hat sie vor zwei Jahren in einem Flipchartzeichnen Kurs für Anfänger entdeckt. Es ist ihr ein Anliegen, Unternehmen in ihrer nachhaltigen Entwicklung zu begleiten und dabei eine Balance zwischen Struktur und Freiheit zu halten. Mit ihrer Firma Visual Plot zeichnet sie wertebasierte Zukunftsbilder für Organisationen und Führungskräfte, die den sozial-ökologischen Wandel mitgestalten wollen. Darüber hinaus ist sie Gemeinwohl-Ökonomie Beraterin und gehört zum Leitungsteam des Fachkreises Nachhaltigkeit.

Joachim Heißner ist ein erfahrener Experte und Coach, wenn es darum geht, Kunden- und Marktanforderungen in ein Managementsystem zu integrieren. Seine Expertise umfasst die Themen Qualität, Arbeitssicherheit, Informationssicherheit, Energiemanagement, Nachhaltigkeit, Datenschutz, Compliance, Risikomanagement und Business Continuity Management. Er verfügt über praktische Erfahrungen in den Branchen Dienstleistung, Handwerk, Energie und Telekommunikation, Kritische Infrastrukturen, IT/OT/Cloud Services und Softwareentwicklung. Joachim Heißner gibt sein Wissen ehrenamtlich in DGQ-Fachkreisen, Arbeitskreisen, Workshops und Schulungen sowie im DGQ-Regionalkreis Leipzig weiter.

Prof. Dr. Linda Chalupová ist Nachhaltigkeitsexpertin, Autorin und zertifizierte Aufsichtsrätin mit den Kernkompetenzen wie nachhaltiges Wirtschaften, Managementsysteme und Leadership. Mit Ihrer Professur für Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften an der Hochschule Fulda strebt sie an, die Wissenschaft und Praxis voneinander profitieren zu lassen und so möglichst zügig effektive Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung bereitzustellen. Vor ihrem Ruf verantwortete sie als HSEQ-Direktorin die Positionierung eines global agierenden Konzerns im Bereich Nachhaltigkeit. Ihr Profil rundet branchenübergreifende Erfahrung unter anderem in der Verpackungs- und Lebensmittelindustrie. Prof. Dr. Chalupová engagiert sich in mehreren Berufsverbänden, Gremien und Arbeitskreisen. Darüber hinaus ist sie auch Mitglied im Gründungsteam des künftigen DGQ-Fachkreises Nachhaltigkeit.

 

 

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Über den Autor: DGQ-Fachkreis Nachhaltigkeit

Der DGQ-Fachkreis Nachhaltigkeit bietet eine entscheidende Plattform, über die wir Wissen teilen, gemeinsam lernen und Umsetzungsbeispiele für die Praxis erarbeiten und bereitstellen. Wir wollen damit einen Gestaltungsspielraum für engagierte Personen aus Organisationen bieten, die sich ihrer unternehmerischen Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft, aber auch der eigenen Organisation bewusst sind. Dies gilt für die Gegenwart und die Zukunft. Somit vereinen wir Managementsysteme und Nachhaltigkeitsbestrebungen.