Keine Angst vor neuen Ufern! Warum Digitalisierung und Nachhaltigkeit zwei Kernthemen des Qualitätsmanagements sind15 | 12 | 22
Digitalisierung und Industrie 4.0 – wer kann es noch hören? Trotz allem Überdruss lässt sich nicht leugnen, dass die Digitalisierung tatsächlich – endlich – ihren Weg in die Unternehmen findet und insbesondere auch in den Produktionsprozessen angekommen ist. Fast alle Unternehmen haben in den letzten Jahren die ersten Schritte der Digitalisierung getan, Datenerfassung eingeführt, Prozesse automatisiert und digitale Werkzeuge bereitgestellt. Nun geht die Reise mit Hochdruck weiter.
Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Zunächst nur als Randthema wahrgenommen, werden Ressourceneffizienz und CO2-Fußabdruck nun in einem unerwartet hohen Tempo zum Fokus-Thema für das Management und breiten sich von hier in der Organisation aus.
Verbindungen zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Was haben beide Themen gemeinsam? Erstens ein hohes Maß an Unsicherheit in Bezug auf das “wie”. Auch wenn kaum jemand mehr die Notwendigkeit in Frage stellt, dass die Unternehmensprozesse digitaler und nachhaltiger werden müssen, so ist man doch häufig noch weit davon entfernt, einen klaren Umsetzungsplan vor Augen zu haben. Zweitens, bei der Umsetzung beider Themen spielt das Qualitätsmanagement häufig eine eher nebensächliche Rolle. Mit Blick auf die Bedeutung der Relevanz der Themen für das Qualitätsmanagement ist das alles andere als wünschenswert.
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Thema Digitalisierung. Gerade im Qualitätsmanagement sind datengetriebene Analysen und Entscheidungen die Basis für effektives Management. Insbesondere hier können digitale Tools ein Game Changer sein. Von der Datenerfassung über Kennzahlen-Dashboards bis hin zur automatisierten Prozessverfolgung und selbstlernenden KI-Analysen ist inzwischen fast alles technisch möglich und weitestgehend als Standard-Software verfügbar. Solche Lösungen sind meist auf spezifische Use Cases zugeschnitten, so dass die Auswahl der passenden Software problemlos aus Fachsicht – mit Blick auf die konkrete Problemstellung – erfolgen kann. Darüber hinaus hat sich die Nutzerfreundlichkeit der digitalen Lösungen in den letzten Jahren so rapide verbessert, dass auch für die Softwarenutzung inzwischen kein hohes Maß an IT-Kompetenz mehr vonnöten ist.
Qualitätsmanagement profitiert von digitaler Unterstützung
Dennoch sind die Berührungsängste mit diesen Technologien im Qualitätsmanagement oft noch hoch. Dies ist vor allem deshalb problematisch, da ja gerade das Qualitätsmanagement erheblich von digitaler Unterstützung profitiert, ob beim Prozessdesign, der Steuerung oder dem Audit. Analysen und kontinuierliche Verbesserungen werden mit der richtigen Software-Unterstützung nicht nur schneller, sondern auch zielgerichteter. Wenn diese Chance nicht vom Qualitätsmanagement genutzt wird, so ist die Gefahr groß, dass wesentliche Aspekte des digital unterstützten Qualitätsmanagements in andere Abteilungen abwandern.
Digitalisierung betrifft jedoch nicht nur die Aufgabenbereiche des Qualitätsmanagement selbst, sondern dringt in jeden Winkel des Unternehmens vor. Um den Einfluss der Digitalisierung auf die Qualitätsaspekte zu bewerten, wird ein solides Verständnis der Chancen und Risiken digitaler Lösungen benötigt. Auch bei diesen Einschätzungen sollte sich das Qualitätsmanagement nicht ausbooten lassen.
Nachhaltigkeit als Kernthema des Qualitätsmanagements
Ein ähnliches Bild wie bei der Digitalisierung zeichnet sich bisweilen beim Thema Nachhaltigkeit ab. Noch lange nicht wird Nachhaltigkeit in jedem Unternehmen als eines der Kernthemen des Qualitätsmanagements wahrgenommen. Dabei führt kein Weg mehr daran vorbei: Nachhaltigkeit wird nicht nur vom Gesetzgeber zunehmend eingefordert, sondern ist vor allem auch eine zentrale Kundenanforderung, ein Qualitätsmerkmal, geworden. Wie jedoch diese Anforderungen richtig umsetzen und langfristig einhalten? Welche Zertifikate, Methoden und Kennzahlen sind wichtig, welche Prozesse müssen angepasst werden? Und nicht zuletzt: Wie kann Digitalisierung hier helfen?
Alle diese Fragestellungen sind komplex und haben oft direkte Auswirkungen auf andere Qualitäts- oder Kostenaspekte. Auch ist die Unsicherheit bezüglich der bestmöglichen Umsetzung hoch, so dass noch ein erhebliches Maß an Grundlagenarbeit geleistet werden muss. Nicht zuletzt bei der Einführung von TQM (Total Quality Management) hat das Qualitätsmanagement bereits bewiesen, dass es solche tiefgreifenden Veränderungen orchestrieren und implementieren kann.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Sowohl die Digitalisierung als auch das Thema Nachhaltigkeit lassen sich im Unternehmen nicht im kleinen Rahmen umsetzen, sondern sind große Transformationsthemen. Um die beiden neuen Fokus-Themen effizient und dauerhaft im Unternehmen zu verankern, müssen bestehende Prozesse, Methoden und Technologien in Frage gestellt, angepasst und überwacht werden. Wer könnte dafür besser aufgestellt sein als das Qualitätsmanagement?
Zum DGQ-Podcast mit Yvonne Therese Mertens
In der letzten Podcast-Folge des Jahres 2022 sprechen die Moderator:innen Natalie Rittgasser und Dr. Benedikt Sommerhoff mit Yvonne Therese Mertens, CEO und Mitgründerin des im Jahr 2020 gegründeten Softwareunternehmen ONIQ GmbH.
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