Qualität Made in Germany braucht Innovations- und Tatkraft27 | 10 | 17

Sino-German-Quality-Forum

Erstklassige Qualität ist der entscheidende Erfolgsfaktor des Siegels „Made in Germany“. Gerade vor dem Hintergrund internationaler Liefer- und Wertschöpfungsketten ist es mittlerweile sinnvoll, von „Qualität ‚Made in Germany‘“ zu sprechen. Wiederholt auftretende Skandale und Vertrauenskrisen haben das Image einiger ikonischer Marken der deutschen Wirtschaft jedoch empfindlich angekratzt. Deutsche Qualität erfüllt ihr Versprechen heute nicht immer zu 100 Prozent. Gleichzeitig nimmt der weltweite Wettbewerbsdruck zu. Die Qualitätsstandards von Produkten auf dem globalen Markt gleichen sich an. Vor allem China poliert sein Herstellerimage wirkungsvoll auf: „Made in China“ wird auch für Geschäftspartner und Verbraucher in Deutschland immer attraktiver. Eine aktuelle Studie von DGQ und Innofact zeigt, dass die wahrgenommenen Unterschiede zwischen beiden Gütesiegeln geringer werden. 82 Prozent der Deutschen sehen China als ernstzunehmenden Konkurrenten für die deutsche Wirtschaft. Besonders in den Bereichen Digitalisierung und Informationstechnologie sehen bereits heute 64 Prozent China vorne.

DGQ-Verbraucherumfrage zur Akzeptanz von „Made in Germany“ in Deutschland / „Nutzung für redaktionelle Zwecke kostenfrei“

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Auch wenn die Exportnation Deutschland weiterhin für Rekordzahlen sorgt, gibt es Handlungsbedarf. Wir sind gut beraten „Qualität Made in Germany“ kontinuierlich weiterzudenken und weiterzuentwickeln. Wenn deutsche Entwickler, Innovatoren und Produzenten nicht dafür sorgen, dass der Stern von „Made in Germany“ am Weltmarkt weiterhin kräftig strahlt, dann tut es niemand. Wenn wir den negativen Geschichten, die derzeit die Wahrnehmung trüben, nicht die vielen bestehenden positiven Beispiele gegenüberstellen, dann gerät das Image von „Made in Germany“ in ernsthafte Gefahr.

Erfolg ist kein Automatismus

Das mit dem Image ist jedoch so eine Sache. Es entwickelt sich über längere Zeiträume und ist kein zuverlässiger Indikator für den Status quo. Umso wichtiger ist es – gerade für Qualitätssiegel – am Puls der Zeit zu bleiben. In vielerlei Hinsicht muss manch deutsches Unternehmen „Made in Germany“ sowie sein Qualitätsversprechen den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen anpassen. Neben altbewährten Kriterien gilt es, Aspekte wie Nachhaltigkeit, Vertrauenswürdigkeit, gesellschaftliche Verantwortung und Innovation zum Aushängeschild zu machen.

Auch wenn Deutschland im Bereich Forschung und Entwicklung großes Potenzial zugeschrieben wird, sollte man guten Mutes noch einen Schritt weitergehen. In vielerlei Hinsicht benötigt „Made in Germany“ und das damit begründete unternehmerische Qualitätsversprechen die immens an Bedeutung zunehmende digitale Komponente. Viele Großunternehmen haben diese Notwendigkeit schon erkannt. Es geht nicht um die reine Digitalisierung von Fabriken, sondern um die Ergänzung eines eher traditionellen technischen Qualitätsverständnisses um eine eine Unternehmenskultur, die wir sonst aus Start-up-Schmieden und innovativen Geschäftsmodellen kennen. Die deutsche Wirtschaft hat die Chance, das Gütesiegel weiter zu stärken, Innovationen voranzutreiben und mit einer zeitgemäßen Neudefinition des Qualitätsbegriffs eine internationale Vorreiterrolle einzunehmen. Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtungen müssen hierfür an einem Strang ziehen, Impulse setzen, gemeinsame Initiativen anstoßen und eine klare gemeinsame Zukunftsvision der Marken am Weltmarkt verfolgen.

Impulse schaffen, Dialog fördern

Die DGQ hat sich auf die Fahne geschrieben, immer wieder Unternehmen, Verbände und Initiativen zusammenzubringen und für genau solche Impulse zu sorgen. Vor einigen Jahren hat sie mit dem Qualitätsleitbild für Deutschland eine breite Diskussion über alle Branchengrenzen hinweg angestoßen. Auch aktuell stehen einige Aktivitäten an, zu denen die DGQ ­– gemeinsam mit Partnern wie dem BVMW und dem Land der Ideen – Unternehmer und Experten zum Austausch einlädt.

Beim „Sino-German Quality Forum“ im November in Stuttgart richtet die DGQ zusammen mit Managern und Experten aus China und Deutschland den Blick auf das Verhältnis von „Made in Germany“ und „Made in China“. Während in Deutschland mancher mit dem Gütesiegel hadert, zeigt die Initiative „Made in China 2025“ seit 2015 eindrucksvoll, wie China die Industrie modernisiert und sich vom Billigimage entfernt. „Made in China“ wird generalüberholt. Für uns Deutsche muss das zum einen heißen: „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Andererseits setzen wir auf einen offenen, konstruktiven Dialog und das Teilen von Best Practices, wovon am Ende alle profitieren.

Auch 2018 will die DGQ Impulse setzen und Dialog fördern – mit Formaten, die dem Qualitätsdiskurs rund um die Zukunft von „Made in Germany“ eine Plattform geben. Dazu vernetzt sie Mitglieder, Innovatoren und Experten aus unterschiedlichen Branchen und Unternehmen aller Größen und macht gute Beispiele sichtbar, um „Made in Germany“ wieder positiv, konstruktiv und zukunftsorientiert zu gestalten.

Fazit

„Made in Germany“ hat das Potenzial, das stärkste Ländersiegel der Welt zu bleiben. Es ist ein Zeichen für Qualität und Innovation, vielmehr noch eine Haltung. Aktuelle Diskussionen müssen uns nachdenklich machen, dürfen aber nicht zu einem Abgesang führen. Was wir brauchen sind starke positive Stimmen der „Macher“ aus Wirtschaft und Politik mit klaren Botschaften und konkreten Vorschlägen für die Ausrichtung und Zukunft von „Made in Germany“. Denn der Erfolg von „Qualität Made in Germany“ braucht viele gute Hände und Köpfe, tatkräftige Macher, die an einer innovativen und nachhaltigen deutschen Wirtschaft arbeiten. Das beinhaltet die Etablierung richtungsweisender Ansätze, die Innovationen in Produkten, Prozessen und Dienstleistungen genauso fördern wie die Sichtbarkeit einer positiv besetzten Weltmarke.

 

Über den Autor: Christoph Pienkoß

Christoph Pienkoß ist seit Oktober 2015 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. sowie Geschäftsführer der Dienstleistungstochter DGQ Service GmbH und der FQS Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. Zuvor war der Diplom-Ingenieur für Stadt- und Regionalplanung Geschäftsführer beim Deutschen Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V. in Berlin. Pienkoß ist gebürtiger Düsseldorfer und absolvierte sein Studium an der Technischen Universität Berlin sowie der Königlich-Technischen Hochschule in Stockholm.

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