Q-Strategie und Managementsysteme verbinden – warum Ausrichtung wichtiger ist als Addition6 | 11 | 25

Ruhige Berglandschaft mit einer Person in gelber Jacke, die auf einer kurvenreichen Straße steht, mit dem Rücken zur Kamera, unter bewölktem Himmel.

Strategie und Managementsystem – zwei Begriffe, die in vielen Organisationen nebeneinander existieren, aber selten wirklich miteinander verzahnt sind. Während die Unternehmensstrategie die Richtung vorgibt, wie Ziele erreicht werden sollen, kümmern sich Managementsysteme um das „Wie“ im täglichen Tun. Doch was passiert, wenn beide wirklich verbunden werden? Die Antwort: Qualität bekommt Richtung – und Strategie bekommt Substanz.

Von der Norm zum Einnorden – warum Strategie Orientierung braucht

In der Praxis erlebe ich häufig, dass Managementsysteme zwar normkonform und sauber dokumentiert sind, aber strategisch „leer laufen“. Sie erfüllen Anforderungen, schaffen Ordnung, aber sie tragen wenig zur tatsächlichen Unternehmenssteuerung bei. Eine Q-Strategie kann hier den Unterschied machen.

Sie verankert Qualitätsmanagement nicht als reaktive Disziplin („Wir erfüllen Anforderungen“), sondern als proaktives Steuerungsinstrument („Wir gestalten Zukunft“). Wenn Managementsysteme an strategischen Zielen ausgerichtet werden, entsteht eine klare Linie: vom Unternehmenszweck über die Qualitätsziele bis hin zu den operativen Prozessen.

Managementsysteme als Übersetzer der Strategie

Ein gutes Managementsystem ist mehr als ein Regelwerk – es ist der Übersetzer der Strategie in den Alltag. Prozesse, Kennzahlen, Audits, KVP – all das sind Hebel, um strategische Ziele in messbare Ergebnisse zu überführen.

Ein Beispiel: Wenn die Unternehmensstrategie auf Nachhaltigkeit setzt, muss das Qualitätsmanagement diese Richtung unterstützen – etwa durch Lebenszyklusbetrachtungen, nachhaltige Lieferantenbewertungen oder integrierte Umweltkennzahlen im Qualitätscontrolling. So wird das Managementsystem zum Werkzeug strategischer Umsetzung statt zum Selbstzweck.

Die Herausforderung: Strategie ist oft kein Systemthema

Aus der Sicht von QM-Beauftragten zeigt sich jedoch immer wieder ein Dilemma: Strategische Themen liegen meist in der Verantwortung der obersten Leitung, während das Managementsystem davon abgekoppelt ist.

Diese Trennung führt dazu, dass Qualitätsmanagement zwar „systematisch“ arbeitet, aber nicht „strategisch“ wirkt. Die Brücke entsteht erst, wenn beide Ebenen sich bewusst verbinden – etwa durch regelmäßige strategische Reviews im Managementsystem, gemeinsame Zielableitungen oder die Einbindung von Q-Verantwortlichen in die Strategieentwicklung.

Vom Managementsystem zur Managementkultur

Wenn Strategie und Managementsystem wirklich Hand in Hand gehen, verändert sich auch die Kultur im Unternehmen. Qualität wird dann nicht mehr als „Systemaufgabe“ verstanden, sondern als Führungsaufgabe. Führungskräfte übernehmen Verantwortung für die Wirksamkeit des Systems, Mitarbeitende verstehen, welchen Beitrag ihre Arbeit zur strategischen Zielerreichung leistet. Das ist anspruchsvoll – denn es bedeutet, gewohnte Rollen zu hinterfragen und Systeme nicht nur zu „pflegen“, sondern zu leben. Doch genau darin liegt der Hebel für nachhaltigen Erfolg.

Fazit: Q-Strategie und Managementsysteme gehören zusammen

Wer Qualität strategisch denkt, braucht kein zusätzliches System – er braucht Richtung, Klarheit und Verbindung. Die Verknüpfung von Q-Strategie und Managementsystem schafft nicht nur Struktur, sondern Sinn.

Für QM-Verantwortliche heißt das: raus aus der Normenlogik, rein in die strategische Mitgestaltung. Für Führungskräfte: Qualität nicht delegieren, sondern integrieren.

Denn am Ende gilt: Ein gutes Managementsystem funktioniert – ein strategisch verankertes wirkt. Das heißt, viel Überzeugungsarbeit auf höchster Ebene ist entscheidend. Vielleicht hilft dieser Beitrag dabei.

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Über den Autor: Torsten Lietz

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Torsten Lietz ist Leiter des Competence Centers QHSE bei der WISAG Gebäudetechnik Holding in Frankfurt und freiberuflich für eine Zertifizierungsgesellschaft als Auditor für die ISO 9001/14001/45001 und 50001 tätig. Ebenso Autor eines Fachbuchs für integrierte Managementsysteme beim TÜV Media Verlag. Er ist aktives Mitglied der DGQ und liebt integrierte Managementsysteme sowie deren Herausforderungen.