Nachhaltigkeitsmanagement: Tipps für KMU28 | 09 | 23

Nachhaltigkeitsmanagement, FK Nachhaltigkeit

Kleine und mittelständische Unternehmen verfügen oft über begrenzte Ressourcen, wenn es um die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen geht. Daher ist eine pragmatische Vorgehensweise von großer Bedeutung. Statt gleich von einer umfassenden Transformation zu sprechen, können KMU erfolgreich sein, indem sie schrittweise – auch in kleinen Schritten – vorgehen. Im folgenden Beitrag finden Sie hilfreiche Tipps, die Ihnen dabei helfen sollen, eine systematische Herangehensweise an Nachhaltigkeit zu entwickeln.

Aktuelle Situation in Deutschland

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat gemeinsam mit Verbänden der mittelständischen Wirtschaft den Aktionsplan „Mittelstand Klimaschutz und Transformation“  entwickelt, um kleine und mittlere Unternehmen bestmöglich auf ihrem Weg zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft zu unterstützen. Der Aktionsplan entstand aus einem Dialogprozess und enthält laufende und geplante Maßnahmen des Ministeriums zur Förderung der Mittelstandstransformation in Richtung Nachhaltigkeit. Dies umfasst finanzielle Unterstützung, Beratungsleistungen und technologische Innovationen.

Schrittweise Vorgehensweise

KMU können sich mit folgenden fünf Schritten auf den Weg zum Nachhaltigkeitsmanagement machen:

  1. Wofür stehen wir? Unternehmensspezifische Vision und Bekenntnis zur Nachhaltigkeit legen.
  2. Wo stehen wir? Analyse IST-Situation durchführen und wesentliche Themen bestimmen.
  3. Wo wollen wir hin? Zielbild entwickeln und Kennzahlen festlegen.
  4. Wie wollen wir hinkommen? Maßnahmen und Umsetzung planen.
  5. Sind wir auf dem richtigen Weg? Kontinuierliche Verbesserung und Kommunikation umsetzen.

Nachhaltigkeitsberichtserstattung

KMU sind von den Berichtspflichten nach Corporate Social Responsibility Directive (CSRD) und European Sustainability Reporting Standards (ESRS) erst ab dem Jahr 2028 verpflichtend betroffen. Bereits heute können die KMU die Gelegenheit aber nutzen und im Sinne einer transparenten internen sowie externen Nachhaltigkeitskommunikation freiwillig über Nachhaltigkeitsaktivitäten berichten.

Reportingpflichten für KMU, eigene Darstellung Fachkreis Nachhaltigkeit

Berufsbild Nachhaltigkeitsmanager

Die Themen Nachhaltigkeit und Klima­schutz gehören zu den Mega­trends unserer Zeit. Für Unter­nehmen wird es somit immer wichtiger, CSR-Maßnahmen um­zu­setzen und ihrer gesell­schaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Mit dem größeren Fokus auf Nachhaltigkeit haben sich in den letzten Jahren eine Vielzahl an grünen Jobs entwickelt, wie beispielsweise der Job als Nachhaltigkeitsmanager.
Antworten auf die wichtigsten Fragen finden Sie in unserem Berufsbild zum Nachhaltigkeitsmanager:

  • Welche Aufgaben betreuen Nachhaltigkeitsmanager?
  • Wie werde ich Nach­haltigkeits­beauf­tragter?
  • Welche Weiter­bildungs­möglich­keiten gibt es?
  • Was verdient ein Nach­haltigkeits­manager?
  • Welche Jobs gibt es im Nach­haltigkeits­manage­ment?

Zum Berufsbild Nachhhaltigkeitsmanager »

Managementnormen bieten Unterstützung

Unterschiedliche Normen für Managementsysteme können auf dem Weg zu einem nachhaltigen KMU unterstützen. Durch eine einheitliche Struktur namens „Harmonized Structure“ (HS) und die Verwendung gleicher Begriffe fügen sich ISO-normierte Managementsysteme wie Puzzleteile zusammen, um integrierte Managementsysteme zu bilden, die einen umfassenden Blick auf eine Organisation ermöglichen. So können Normen wie die ISO 9001, ISO 14001, ISO 45000 oder ISO 50001 genutzt werden, um Nachhaltigkeitsmanagement schrittweise aufzubauen und die Managementlandschaft zu erweitern. Speziell für KMU, sofern noch kein zertifiziertes Management vorhanden ist, bietet sich eine schrittweise Zertifizierung nach der ISO 14001 an.

So kann zum Beispiel ein 3-Jahresplan entwickelt werden, der vorsieht, dass erst Produktionsbereiche, dann Vertrieb und anschließend Entwicklung in den Umfang der ISO 14001 einbezogen werden oder ebenso erst Standort 1, dann Standort 2, etc. Das spart sowohl enorm Ressourcen als auch Zeit. Außerdem hilft es den KMU, die benötigten Prozesse iterativ zu implementieren und kontinuierlich zu verbessern. Auch die ISO 50001 schien im Umfang für KMU überfordernd zu sein, so dass mit der ISO 50005 ein niederschwelliger Einstieg in das Thema Energiemanagement für KMU geschaffen wurde. Darüber hinaus bieten das EU-Nachhaltigkeitsregelwerk EMAS und die darauf aufbauende Richtlinie EMASplus einen sehr guten und strukturierten Einstieg in das Nachhaltigkeitsmanagement.

Mit der nachfolgenden Linksammlung erhalten explizit KMU kostenlosen Zugriff auf hilfreiche Informationen zum Thema Nachhaltigkeit.

Linksammlung mit hilfreichen Informationen für KMU:

  • In allen Bundesländern bietet sich der Weg zur Handels- oder Handwerkskammer an. Diese unterstützen die KMU bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten, z.B. durch den sog. Kompass Nachhaltigkeit
  • Industrie- und Handelskammern bieten für KMU ebenfalls Unterstützung hinsichtlich Umsetzung von Nachhaltigkeit, z.B. die IHK Frankfurt am Main, die einen Ausschuss Nachhaltigkeit gegründet hat
  • Das IZU- Infozentrum Umweltwirtschaft von Bayerisches Landesamt für Umwelt bietet kostenlose Materialien zum Bestellen und Herunterladen rund um das Thema Nachhaltigkeit
  • Die ZHW Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.V. hat einen Nachhaltigkeitsnavigator für Handwerksbetriebe entwickelt

Förderprogramme und -Möglichkeiten für KMU (eine Auswahl):

Einige Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement lassen sich fördern. Hier eine kleine Auswahl an Fördermöglichkeiten:

Initiativen:

Vernetzung

Der Nachhaltigkeitszug hat sich in Bewegung gesetzt und wird von Station zu Station schneller. Es gibt noch Zusteigemöglichkeiten. Aber bis 2028 müssen Sie an der letzten Station das Ticket gelöst haben, um noch rechtzeitig auf den Zug aufzuspringen. Sehr hilfreich bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten für KMU ist ein Netzwerk an Fachexpert:innen, Gleichgesinnten und jenen, die bewährte Praktiken im Bereich Nachhaltigkeit bereits erfolgreich umgesetzt haben. Ein solches Netzwerk stellt der im Mai dieses Jahres neu gegründete DGQ-Fachkreis Nachhaltigkeit dar, der nützliche Instrumente wie den ESG-Kompass zur Verfügung stellt und an unterschiedlichen Fachthemen intensiv arbeitet, zum Beispiel zu Nachhaltigkeitskennzahlen. Das Leitungsteam des Fachkreises freut sich auf neue Mitglieder und erkenntnisreiche Zusammenarbeit.

 

DGQ-Weiterbildungsangebote rund um Nachhaltigkeit

Die DGQ-Weiterbildung „Sustainability Management – Nachhaltigkeit integrieren und systematisch managen“ für Nachhaltigkeitsmanager vermittelt nicht nur Perspektiven nachhaltigen Denkens, sondern auch einen ganzheitlichen Blick auf die Integration von Nachhaltigkeit im Unternehmen. Sie verstehen Nachhaltigkeit im Zusammenhang von wirtschaftlicher Stabilität sowie ökologischer und sozialer Verantwortung und können das Thema in den Kontext Ihres Managementsystems einordnen. Sie lernen mit den geeigneten Methoden, Tools für Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen zu managen. Jetzt anmelden »

In der Weiterbildung „Grundlagen Nachhaltigkeit in Unternehmen“ lernen Sie das Thema Nachhaltigkeit kennen und können anschließend verstehen, worum es dabei geht. Sie erkennen Zusammenhänge innerhalb des Themas Nachhaltigkeit und erhalten einen Überblick über das wichtigste Know-How im Bereich Nachhaltigkeit. Sie erfahren, wie Sie die Nachhaltigkeits-Strategie Ihres Unternehmens umsetzen können und was Sie für die Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmens tun können. Außerdem lernen Sie in diesem Training, Rating-Systeme sowie aktuelle gesetzliche Entwicklungen zu verstehen und so dafür zu sorgen, dass Ihr Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich ist. Jetzt anmelden »

Erlangen Sie einen ganzheitlichen Überblick über Klimaschutz, nachhaltige Entwicklungen und wissenschaftliche Grundlagen. In der Weiterbildung zum Klimaschutzmanager lernen Sie Methodiken zur Erstellung der Treibhausgasbilanzierung und erhalten praktische Tipps zur Umsetzung eines Klimamanagements in Organisationen. Erfahren Sie darüber hinaus, welche Regularien und Anforderungen für Ihr Unternehmen gelten und bauen Sie Ihre rechtliche Expertise im Bereich Klimaschutz aus. Jetzt anmelden »

 

Über die Autoren:

Prof. Dr. Linda Chalupová ist Nachhaltigkeitsexpertin, Autorin und zertifizierte Aufsichtsrätin mit den Kernkompetenzen wie nachhaltiges Wirtschaften, Managementsysteme und Leadership. Mit Ihrer Professur für Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften an der Hochschule Fulda strebt sie an, die Wissenschaft und Praxis voneinander profitieren zu lassen und so möglichst zügig effektive Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung bereitzustellen. Vor ihrem Ruf verantwortete sie als HSEQ-Direktorin die Positionierung eines global agierenden Konzerns im Bereich Nachhaltigkeit. Ihr Profil rundet branchenübergreifende Erfahrung unter anderem in der Verpackungs- und Lebensmittelindustrie. Prof. Dr. Chalupová engagiert sich in mehreren Berufsverbänden, Gremien und Arbeitskreisen. Darüber hinaus ist sie auch Mitglied im Gründungsteam des DGQ-Fachkreises Nachhaltigkeit.

Dr. Wilhelm Floer hat als promovierter Maschinenbauingenieur und Qualitätsmanagement-Experte zahlreiche praktische Erfahrungen im Rahmen von Audits gesammelt. Er war über zehn Jahre im QM-Bereich Automotive in den unterschiedlichsten Positionen bei verschiedenen Unternehmen (OEM und First Tier) tätig. Bei einem namhaften Haushaltsgerätehersteller hat er sich unter anderem für agiles QM und als Energie- und Umweltmanagementvertreter für Nachhaltigkeitsthemen eingesetzt sowie als Co-Autor bei der Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte mitgewirkt. Als Dozent für die DGQ leitet Dr. Wilhelm Floer seit 2019 verschiedene Trainings. Derzeit arbeitet er als Digitaler Nomade und steht als Freelancer, Coach und Consultant für VDA-, QM-, UM-, EM- und Nachhaltigkeits-Themen zur Verfügung. Wilhelm Floer ist Mitglied des Gründungsteams für den Fachkreis Nachhaltigkeit.

Über den Autor: DGQ-Fachkreis Nachhaltigkeit

Der DGQ-Fachkreis Nachhaltigkeit bietet eine entscheidende Plattform, über die wir Wissen teilen, gemeinsam lernen und Umsetzungsbeispiele für die Praxis erarbeiten und bereitstellen. Wir wollen damit einen Gestaltungsspielraum für engagierte Personen aus Organisationen bieten, die sich ihrer unternehmerischen Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft, aber auch der eigenen Organisation bewusst sind. Dies gilt für die Gegenwart und die Zukunft. Somit vereinen wir Managementsysteme und Nachhaltigkeitsbestrebungen.

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