Grundgesetz und ISO 9001 irren nicht: Im eigenen Saft schmoren hilft selten25 | 11 | 15
ISO 9001 ermutigt zum Vergleich von Leistungsfähigkeit
Mit dem Ziel, gute Prozesse zu gestalten, die dann Kunden glücklich werden lassen, ermutigt ISO 9001:2015 Organisationen zum Vergleich ihrer Leistungsfähigkeit. Neben der Nutzung des eigenen Erfahrungswissens und solchem aus Beratungsbeziehungen, ist damit in der Norm eine weitere Quelle für den notwendigen Wissensfluss im Unternehmen benannt.
Über den organisationsinternen Vergleich von Prozessen oder Leistungswerten (Indikatoren, Kennzahlen etc.) hinaus lassen sich in diesem Sinn auch extern gewinnbringende Erkenntnisse sammeln. Gerade eine branchenfremde Gegenüberstellung kann mit frischen Ideen hohe Wirksamkeit entfalten.
Organisationen aller Couleur: Vergleicht euch
Artikel 91d GG weist im Speziellen Verwaltungen von Bund und Ländern ausdrücklich auf die Möglichkeit von Leistungsvergleichen hin: „Bund und Länder können zur Feststellung und Förderung der Leistungsfähigkeit ihrer Verwaltungen Vergleichsstudien durchführen und die Ergebnisse veröffentlichen.“
Zwingend benötigt wird eine derartige rechtliche Regelung nicht. Die Verwaltungskompetenzen wären hier absolut ausreichend. Die ausdrückliche Nennung im Gesetzestext muss also als Beleg für die Bedeutung gelesen werden, die solchen Benchmarking-Aktivitäten bei der Gestaltung leistungsfähiger Behörden beigemessen wird.
Adaption schlägt Imitation
Ob öffentliche Verwaltung oder privatwirtschaftliches Unternehmen – für die Weiterentwicklung unserer Organisationen sind und bleiben neue Impulse überlebensnotwendig. Der vielbeschworene Blick über den Tellerrand ist ein Weg in Richtung Zukunftsfähigkeit. Denn Benchmarking bedeutet eben nicht, eigenen Herausforderungen – platt – mit den bestehenden Konzepten anderer zu begegnen. Es handelt sich dabei vielmehr um ein systematisches Vergleichen und Verstehen wollen. Dadurch inspiriert kann eine Adaption des frischen Know-hows in Lösungen münden, die zur eigenen Organisation passen.
Neugierde, Transparenz und klare Regeln
Offenheit für unterschiedliche Sichtweisen und ein transparentes Vorgehen prägen solche erfolgversprechenden Arbeitsprozesse. Die Beziehung der Benchmarking-Partner zueinander muss klar geregelt sein. Dabei hilft etwa ein Verhaltenskodex, der den Austausch sensibler Informationen handhabbar macht.
„Stelle anderen Firmen keine Fragen, die du nicht über deine eigene beantworten möchtest“, lautet eine der Benchmarking-Regeln aus der vielzitierten Erfolgsstory von Xerox. Dort war Anfang der 1980er-Jahre auf beeindruckende Art und Weise der Turnaround gelungen. Unter anderem durch den systematischen branchenübergreifenden Vergleich mit Toyota (QM), DuPont (Arbeitsschutz) und einem Sportartikel-Versandhaus (Lagerorganisation und Konfektionierungsprozesse). Aber das sind Geschichten aus längst vergangenen Tagen. Voneinander lernen lässt sich im Hier und Jetzt allerdings noch immer ganz vorzüglich.
Weitere Informationen zu ISO 9001:2015
Über den Autor: Malte Fiegler
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