Gier frisst Qualität22 | 09 | 15
VW hat es zugegeben, das Unternehmen hat die Ergebnisse von Abgastests in den USA wirklich mittels einer Software manipuliert. Heute Morgen im Deutschlandfunk hat der Niedersächsische Wirtschaftsminister (der das Land Niedersachsen im VW Aufsichtsrat vertritt) noch ernsthaft überlegt, ob ein Einzelner oder mehrere dafür verantwortlich sind. Was für ein Unverständnis moderner interdisziplinärer, die Supply Chain umfassender Entwicklungsprozesse. Da war letztlich ein ganzes Team so richtig pfiffig. Wie mag man sich auf die Schenkel geklopft haben, als einer oder mehrere diese Idee gesponnen und dann Zug um Zug in Form eines Projekts miteinander realisiert haben?
Ein Grundübel für unser Thema Qualität wird hier deutlich. Die Diskrepanz zwischen Sonntagsreden und giergetriebener Realität. Klar sind wir kundenorientiert, natürlich achten wir die Umwelt, selbstverständlich halten wir uns an Gesetze. Und dann „passiert“ so etwas.
In Unternehmen wie Volkswagen mit 600.000 Mitarbeitern ist das ganze Spektrum der Menschen vertreten. Somit ist neben enormer Redlichkeit auch eine große kriminelle Energie vorhanden. Ob letztere zum Tragen kommt, hängt sehr von der Kultur und dem Führungshandeln des Unternehmens ab. Und natürlich von der Operationalisierung der Kultur. Regeln sind für Sünder gemacht, der Redliche lässt sich von Grundsätzen leiten.
Da muss sich jemand sicher fühlen, um im Team mit anderen so ein Betrugsprojekt umzusetzen. Sich vielleicht sogar bestärkt sehen, gelobt und anerkannt für die Findigkeit, den Unternehmensgewinn zu mehren.
Auf der Strecke bleiben das Image eines deutschstämmigen Weltunternehmens, die Kundenorientierung, die Umwelt, die Gesundheit der Menschen, das Thema Qualität und die Marke „Made in Germany“.
Was ziehen wir für Schlüsse daraus? Erleben Sie auch das Spektrum vom faulen Kompromiss bis hin zum Betrug am Kunden in Ihrer Praxis? Ich bin gespannt auf Ihre Beobachtungen und Lösungsansätze für die sicherlich nicht nur bei VW vorhandene Doppelzüngigkeit im Hinblick auf Qualität und Kundenorientierung.
Wir müssen reden.
Ihr
Benedikt Sommerhoff
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