BCM, RM, UM, QM, CM, ASM, ISM – wer bietet mehr?25 | 08 | 22
Nach zwei Jahren Pandemie und einem halben Jahr Krieg in Europa stellen einige Organisationen fest, dass „Just in Sequence“ neben Kostensparen bei der Lagerhaltung auch Gefahren beinhaltet. Hinzu kommen Synergieeffekte, die durch die Kombination gestörter Lieferketten, Trockenheit, Waldbrand und Krieg die Auswirkung noch vergrößern. So ist beispielsweise Senf in Frankreich absolute Mangelware geworden (Tagesschau, 2022).
Business Continuity Management (BCM) ist nun die Rettung. Nein, das ist eigentlich falsch, es wäre die Rettung gewesen, wenn Mann und Frau sich früher mit den möglichen Auswirkungen einer Pandemie, eines Krieges, einer zu einseitigen Konzentration auf einen Lieferanten, einer Klimakatastrophe und vielen anderen Einflussfaktoren auseinandergesetzt hätten.
BCM kommt aus der Betriebswirtschaftslehre und sichert die Fortführung der Geschäftstätigkeit unter erschwerten Bedingungen. Das kann alle Bereiche betreffen, wie beispielsweise die Infrastruktur, Lieferketten, Produkt- und Dienstleistungsqualität sowie rechtliche und wirtschaftliche Aspekte. Es wird aber nicht ein zusätzliches Managementsystem gebraucht, sondern ein einziges, auf die Bedürfnisse und Ziele der Organisation sowie deren relevanten interessierten Parteien angepasstes integriertes Managementsystem. Dieses sollte alle für die Organisation lebenswichtigen Aspekte beinhaltet.
Daher muss die Organisation eine Positionsbestimmung vornehmen. Darunter verstehen wir, die Fachkreise „Audit und Assessment“, „QM in der sozialen Dienstleistung“ und „Risiko als Chance“ die Auseinandersetzung mit mindestens folgenden Kriterien:
- Vorhandene Kernkompetenzen und Softskills, z.B. Design, Vertrieb, Produktions- und Dienstleistungserbringung, Führung, Kommunikation, Methoden, soziale und interkulturelle Kompetenzen etc.
- Vorhandenes Bewusstsein für Qualität, Arbeitssicherheit, Gesundheit, Umwelt, Compliance und Informationssicherheit
- Benchmark – Position im Wettbewerb und daraus resultierende Herausforderungen
- Vorhandene Organisationsstrukturen und Störgrößen
- Globale Veränderungen und Abhängigkeiten
Standard-Checklisten für BCM helfen da nur wenig. Eine Zusammenarbeit aller Bereiche unter den unterschiedlichsten Aspekten (Qualität, Umwelt, Betriebswirtschaft, Informationssicherheit u.v.m.) ist dabei essenziell. Basis ist das gelebte Unternehmens-Steuerungssystem, in dem die Prozesse alle für sie relevanten Anforderungen berücksichtigen, Notfall- und Krisenmanagement eingeschlossen.
Managementsystemreviews werden integriert durchgeführt – in einer Sitzung werden alle relevanten Themen aus allen Bereichen berücksichtigt. Sie werden regelmäßig und risikobasiert durchgeführt. Die von der Leitung beschlossenen Maßnahmen werden in einem Maßnahmenplan zusammengeführt. In diesem Rahmen ist es wichtig, Methoden zu nutzen, bei denen sowohl die internen als auch externen Einflüsse betrachtet, Chancen und Bedrohungen erkannt und dadurch für die Organisation passgenaue Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden.
Aus diesen Gründen muss kein neues Managementsystem etabliert werden, sondern die Integration in das bestehende Managementsystem ist völlig ausreichend.
Über die Autoren:
Die gemeinsame Arbeitsgruppe der Fachkreise „Risiko als Chance“, „Audit und Assessment“, und „QM in der sozialen Dienstleistung“ arbeitet derzeit an einem „praxisorientierten Kompass für integrierte Managementsysteme“, der Grundlage für diesen Blogbeitrag war. Weitere Informationen zu diesem Thema finden DGQ-Mitglieder auf DGQplus.
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