Agile Teams brauchen starke Führung2 | 09 | 20
Da ist es schon wieder! Dieses Wort, das immer und überall zu lesen und zu hören ist: „agil“! Aber was bedeutet das eigentlich: Agilität? Viele Unternehmen schreiben sich Agilität auf die Fahne. Nur, was steckt wirklich dahinter? Agil zu sein heißt nicht, unstrukturiert, planlos, spontan oder undokumentiert zu arbeiten. Agiles Denken und Handeln bedeutet vielmehr, offen zu sein für neue Ideen oder Gedanken und darüber hinaus auch bereit zu sein für das Ungewisse. Agilität erfordert von jedem Einzelnen ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Dazu gehört eine Kultur, die Innovationen, Fehler und Lernen fördert – offen und wertschätzend.
Agilität ist eine Haltung, die in den Köpfen beginnt
Neue Technologien wie KI (Künstliche Intelligenz) verändern die Arbeitsanforderungen an die Mitarbeiter und an die Führung. Neben den Fähigkeiten, immer komplexere Probleme und Fragestellungen lösen zu können, gewinnen kritisches Denken, Kreativität, emotionale Intelligenz sowie geistige Fähigkeiten an Bedeutung. Es reicht nicht mehr aus, beschriebene Prozesse zu leben, sondern es geht darum, diese jederzeit kritisch zu hinterfragen, Chancen für Verbesserungen zu erkennen und diese umzusetzen. Proaktives Denken und Handeln sind Aspekte, die zunehmend zum Standard-Repertoire von Mitarbeitern werden. Hinzu kommen die Fähigkeiten zur sozialen Interaktion – sprich: zur Zusammenarbeit mit Kollegen – und zur Kommunikation. Gefragt sind Teamfähigkeiten. In agilen Teams gibt es nicht mehr die Menschen, die für sich alleine Aktenberge durcharbeiten, abstempeln und archivieren. Sondern es gibt die Menschen, die bereit und fähig sind, zu lernen – voneinander und miteinander. Eine solche Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Offenheit im Umgang miteinander braucht es auch. Ebenso wie Strukturen, die geprägt sind von flachen Hierarchien, kurzen Informationswegen und einer lebendigen, aktiven und transparenten Kommunikation.
Agile Führung ist nichts für unerfahrene Führungskräfte
Agiles Arbeiten heißt nicht „alle Macht den Teams“. Agiles Arbeiten braucht Regeln, einen hohen Team-Reifegrad und vor allem eine starke Führung! Auch wenn vielfach davon die Rede ist, dass in agilen Teams Hierarchien abgeschafft werden und Chefs in die zweite Reihe zurücktreten, so sind es gerade die Führungskräfte, die durch ihr Verhalten den Rahmen für das neue Arbeiten in Teams schaffen. Um die Anforderungen der sich immer schneller verändernden Arbeitswelt und der zunehmenden Komplexität in den Aufgaben bewältigen zu können, sind neue Führungsfähigkeiten erforderlich. Es reicht nicht, „coole“ Arbeitsräume mit modernen Besprechungsecken, Tischkicker oder Bällebad zur Verfügung zu stellen, sondern es geht darum, jeden einzelnen Mitarbeiter in den technologischen und kulturellen Wandel einzubeziehen. Jeder einzelne, egal ob Führungskraft oder Mitarbeiter, gestaltet die Kultur einer Organisation durch sein Handeln. Die Veränderungen der Arbeitswelt bedingen eine neue Kultur, die den Mitarbeitern die Möglichkeiten bietet, aktiv auf die Entwicklung der Organisation Einfluss zu nehmen. Es ist die Aufgabe der Führungskraft, die Mitarbeiter zu motivieren und ihnen Mut zu machen, indem sie kontinuierlich an den Rahmenbedingungen hierfür arbeiten. Es braucht:
- die Fähigkeit, den Mitarbeitern die strategische Ausrichtung zu vermitteln,
- das Verständnis dafür, dass Wege anfangs unklar und verschwommen erscheinen,
- die Verpflichtung dazu, das Team und jeden einzelnen Mitarbeiter kontinuierlich zu eigenverantwortlichem Handeln und Wirken zu entwickeln,
- die Förderung eines aktiven Wissensmanagements und der Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter,
- die Fähigkeit, zwischen der agilen Welt und der klassischen Welt zu vermitteln.
Das bedeutet auch, dass die Führungskraft sich dieser neuen Rolle bewusst sein muss. Das altbewährte Verständnis einer „machtvollen“ Führungskraft passt nicht mehr in dieses Rollenbild. Vielmehr erfordert die Führungsrolle ein Bewusstsein für Veränderungsprojekte und die Fähigkeit, diese proaktiv voranzutreiben.
Wie Sie erfolgreich agile Teams führen
Um als Führungskraft eines agilen Teams erfolgreich zu sein, bedarf es neuer Werkzeuge. Die Anordnungen und Vorgaben von oben haben genauso ausgedient, wie die fehlende Transparenz über Strategien, Ziele und deren Erreichungsgrade. Die erfolgreiche Führung agiler Teams zeichnet sich durch folgende Vorgehensweisen aus:
1. Offener Dialog
Oftmals haben Mitarbeiter Angst vor dem Unbekannten der Veränderung. Ein offener Dialog fördert das Verständnis darüber, wie die Transformation die tägliche Arbeit verändert. Er hilft der Führungskraft, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Mitarbeiter von den Veränderungen profitieren können.
2. Mitarbeiter qualifizieren und entwickeln
Die frühzeitige Entwicklung von Kompetenzen und Fähigkeiten im Umgang mit den zu erwartenden technologischen Veränderungen vermindert Ängste und Blockaden. Die Mitarbeiter erhalten die Chance, sich mit den neuen Anwendungen und Abläufen vertraut zu machen und deren Auswirkungen zu verstehen. Indem Mitarbeiter frühzeitig befähigt werden, neue Anwendungen zu nutzen, erhalten sie Sicherheit und reduzieren Blockaden und Hemmnisse.
3. Hierarchien neu überdenken
Unternehmen müssen in der Lage sein, flexibel und schnell auf Veränderungen zu reagieren. Dadurch ergeben sich neue Rollen und/oder kreative Ansätze für Prozesse, für die Kommunikation und für die Zusammenarbeit. Flexible Anpassungen der Aufbau- und Ablauforganisation helfen, der Transformation erfolgreich zu begegnen. So werden Räume für interdisziplinäres Arbeiten geschaffen, Schnittstellen überbrückt und Wege verkürzt. Das schafft die Grundlage für schnelle Entscheidungen.
Die aktive Beteiligung von Mitarbeitern verbunden mit einer Kultur des kontinuierlichen Lernens bilden die Grundlage für die Führung agiler Teams.
Dieser Beitrag ist zuvor bereits auf „achtsamMANAGEMENT“ erschienen.
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