Wer Generalist ist und keine Angst vor Entscheidungen hat, wird Chef oder landet im Qualitätsmanagement10 | 07 | 18
Warum ist eine Karriere im Qualitätsmanagement spannend? Was sollten Qualitätsmanagement-Beauftragte, Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager in der Zukunft können und welche Tipps sind für Berufseinsteiger wertvoll? Um das herauszufinden, haben wir erfahrene Qualitätsverantwortliche befragt. Alle Antworten, die Sie uns gegeben haben, veröffentlichen wir regelmäßig im DGQ-Blog. Diesmal berichtet Olaf Stenske darüber, was seinen Job zum Traumjob macht.
Was ist das Besondere an Ihrem Job?
Den eigenen Horizont erweitern zu können, indem ich an Themenbereichen und am Expertenwissen von Kollegen aus unterschiedlichsten Fachbereichen teilhabe. Analysen des Miteinanders und Gegeneinanders unterschiedlichster Persönlichkeiten geben mir Denkanstöße, eigene Verhaltensmuster selbstkritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Spannend finde ich es zudem, täglich zu sehen, wie sich die Ergebnisse echter Teamarbeit von den Ergebnissen einer Ansammlung von Individualisten unterscheiden. Ein weiterer Punkt: Die branchenübergreifende Methodenkompetenz ermöglicht mir große Freiräume bei der Wahl meiner beruflichen Position – sowohl hinsichtlich des Standorts als auch der Branche.
Wie sind Sie eigentlich in diese Position gekommen?
Im Rettungsdienst habe ich vor 30 Jahren meinen Ersatzdienst abgeleistet, meine beruflichen Wurzeln liegen in der technischen Aquakultur. Bei beidem waren richtige Analysen und schnelle Entscheidungen gefordert. Bei der Tierhaltung und der Lebensmittelproduktion rächt es sich sehr schnell und auch sehr schmerzhaft, wenn Ziele nicht SMART definiert sind und die ergebnisorientierte Umsetzung nachlässig erfolgt. Ein angewandtes Nachhaltigkeitsmanagement wird bei der Mitarbeit in Familienbetrieben, die über Generationen hinweg planen müssen, ebenfalls zum persönlichen Arbeitsstil. Dadurch hat sich bei mir zwangsweise eine Arbeitsweise eingeschliffen, die mich für Sonderaufgaben zur Prozessoptimierung und zum Troubleshooting prädestiniert – egal, ob in Vertriebs- Dienstleistungs- oder Produktionsgewerben. Fazit: Wer gerne analytisch, ergebnisorientiert und nachhaltig arbeitet, zudem noch Generalist ist und keine Angst vor Menschen und Entscheidungen hat, der wird Chef oder landet fast zwangsläufig im Qualitätsmanagement.
Was muss man können, um im Bereich Qualitätsmanagement erfolgreich zu sein?
Im Qualitätsmanagement tätig sein darf leider jeder – und ist es vielfach auch. Erfolgreiche QM-Arbeit setzt Nachhaltigkeitsdenken und nachhaltiges Handeln voraus. Nachhaltige Arbeitsergebnisse brauchen Akzeptanz und die Verfügbarkeit der erforderlichen Ressourcen. Grundvoraussetzung ist nicht nur die Akzeptanz beim zahlenden Kunden, sondern vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit auch die Akzeptanz durch die Unternehmensbelegschaft, die Unternehmenseigner und den Rest der Gesellschaft. Darauf wird in den neuen Managementnormen zum Glück sehr deutlich hingewiesen. Man braucht den Mut und die Standhaftigkeit, auch zunächst unbequeme Entscheidungen zu treffen. Man braucht die Fähigkeit, das Interesse von Menschen zu wecken, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen. Ein ehrliches „five why“ sollte ständig im eigenen Kopf ablaufen.
Berufsbild Qualitätsmanager Qualität ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg jedes Unternehmens und ein wichtiger Faktor für Kunden. Um Qualität zu erzeugen, braucht es ein gutes Konzept und ein reibungsloses Zusammenspiel aller Beteiligten. Eine Schlüsselrolle dabei haben Qualitätsmanager. Sie helfen der Unternehmensleitung, den Führungskräften, Prozesseignern und Mitarbeitenden, das Unternehmen qualitätsfähig zu machen. Als „Systemarchitekten“ unterstützen Sie dabei, ein Qualitätsmanagementsystem aufzubauen und weiterzuentwickeln. Finden Sie eine Karriere im Qualitätsmanagement spannend? Antworten auf die wichtigsten Fragen finden Sie in unserem Berufsbild zum Qualitätsmanager:
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Welche Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Job?
Fehlende Akzeptanz des Qualitätsmanagements, basierend auf schlechten Erfahrungen mit „Qualitätern“. Interne und externe QM- Mitarbeiter, die Normen wie eine Buchstabensuppe auslöffeln, statt die Intention der Anforderungen zu hinterfragen und angemessen zu erfüllen. Denken und Handeln in betrieblichen Personalstrukturen, statt in Prozessen. Die Abhängigkeit aller Managementsysteme vom Wissen der obersten Leitung über diese Systeme und ihre Einstellung zu den eigenen Managementsystemen.
Was heißt Qualität für Sie und was zeichnet ein gutes Qualitätsmanagementsystem aus?
Qualität habe ich als wertneutralen Terminus technicus akzeptiert. Es war nicht einfach, die positive Begriffsbelegung über Bord zu werfen. „Beschaffenheitsmanagement“ hat in der Belegschaft eine höhere Akzeptanz und liefert somit effizientere und nachhaltigere Ergebnisse.
Gutes Qualitätsmanagement zeichnet sich dadurch aus, dass es individuell auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist. SMARTe und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit definierte Ziele, sind erforderlich – aber noch immer keine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus sind Prozesse notwendig, die funktionieren, weil sie von den beteiligten definiert wurden – transparent und verbindlich. Zu guter Letzt zeichnet ein gutes QM-System eine oberste Leitung aus die weiß, dass ein akzeptiertes Qualitätsmanagement die gesamte Unternehmensführung erleichtert und kein nutzloser Zusatzaufwand ist.
Wie sehen Sie das Berufsbild eines Qualitätsmanagers in der Zukunft?
Anhäufen von Fachwissen und Trainieren von Tools und Methoden wird auch weiterhin die Wissensbasis des Qualitätsmanagers sein. Das ist in jedem Beruf und bei jeder Tätigkeit so. Bei Kompetenzen zur Menschenführung und zum Akzeptanzmanagement gibt es im Qualitätsmanagement oft noch Nachholbedarf. Qualitätsmanagement darf kein Versteck für menschenscheue Arbeitnehmer sein, die sich in vorauseilenden Überinterpretationen von der Intention der Systemnorm entfernen. Das hinterlässt verbrannten Boden. Hier sehe ich noch Handlungsbedarf in der Ausrichtung der Ausbildung.
Welche Tipps geben Sie Berufseinsteigern in Ihrem Bereich mit auf den Weg?
Die Grundintention der Normen zum Qualitätsmanagement verstehen und danach handeln.
Keine Überinterpretationen und vorauseilenden Gehorsam, sondern Rückgrat.
Vorgaben auf Notwendigkeit, Nutzen, Risiken, Transparenz, Verbindlichkeit und Akzeptanz hinterfragen.
Das eigene Denken und Handeln stets auf Zielführung und Nachhaltigkeit hinterfragen.
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