Interne Auditkompetenzen: Vom Kontrolleur zum strategischen Partner4 | 03 | 25

Lupe, Prüfung, Dokument, Audit

Interne Audits galten lange Zeit als reine Pflichtübung – ein notwendiges Übel zur Sicherstellung der Normkonformität. Doch die Unternehmenswelt hat sich gewandelt, und mit ihr auch die Anforderungen an interne Auditoren. Der DGQ-Fachkreis „Audit und Assessment“ plädiert im neuen DGQ-Impulspapier „Auditorenkompetenzen für interne Audit“ (exklusiv für DGQ-Mitglieder auf DGQplus)  für ein neues, umfassendes Kompetenzmodell, das weit über das klassische Prüfen von Vorschriften hinausgeht.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die wesentlichen Inhalte und diskutieren, wie das Ideal des Allrounders in der Auditfunktion Wirklichkeit werden kann.

Ein neuer Anspruch an den Auditor

Traditionell wurde der interne Auditor als Kontrolleur verstanden, der vor allem die Einhaltung von Normen und internen Richtlinien überwacht. Heute jedoch sind Auditoren dazu aufgerufen, als strategische Partner und Change Agents zu agieren: Der Fachkreis Audit und Assessment empfiehlt, dass interne Auditoren nicht nur Risiken und Schwachstellen erkennen, sondern auch aktiv zur Optimierung von Prozessen beitragen. Diese Ausrichtung, die den Wandel von einer reinen Prüfungsfunktion hin zu einer beratenden Rolle unterstreicht, verbessert das Managementsystem nachhaltig. Interne Auditoren mit guten Prozesskenntnissen können als Partner mit neutraler Sicht der sprichwörtlichen „Prozessblindheit“ der Anwender entgegenwirken.

Die zentralen Kompetenzbereiche

Wir unterscheiden dabei zwischen zwei Hauptkategorien von Kompetenzen:

  1. Grundkompetenzen:
    Hierzu zählen methodische, fachliche, persönliche und soziale Fähigkeiten. Auditoren müssen in der Lage sein, komplexe Auditmethoden sicher anzuwenden, was eine solide Basis aus technischem Know-how und Softskills erfordert.
  2. Disziplinspezifische Kompetenzen:
    Neben dem beherrschten Umgang mit relevanten Normen und gesetzlichen Anforderungen ist spezielles Branchenwissen gefordert. Auditoren sollten über Prozess- und Prozedurenkompetenzen verfügen, um interne Abläufe nicht nur zu überprüfen, sondern auch Verbesserungspotenziale gezielt zu identifizieren.

Realitätscheck: Ideales Profil oder Überforderung?

Die ambitionierten Anforderungen an den modernen Auditor werfen natürlich auch Fragen auf: Ist es realistisch, dass ein einzelner Auditor all diese Fähigkeiten gleichzeitig beherrscht?

Kritiker bemängeln gerne, dass das von uns befürwortete ideale Kompetenzprofil eher einem theoretischen Idealbild entspricht, während die Praxis oft durch zeitliche und personelle Engpässe geprägt ist. Die Selbstbewertungs- und Feedbackprozesse, die wir in unserem Impulspapier vorschlagen, sollen einerseits helfen, individuelle Stärken zu fördern. Andererseits sollten Organisationen dem Risiko, dass der zusätzliche Aufwand zu einer Überforderung der Auditfunktion führen könnte, mit Augenmaß begegnen.

Mehrwert durch kontinuierliche Weiterentwicklung

Ein zentrales Argument lautet stetige Weiterentwicklung: Durch die regelmäßige Selbstevaluation und den gezielten Austausch im Rahmen von Feedbackprozessen sollten Organisationen ein Umfeld schaffen, in dem Auditoren ihre Selbstwirksamkeit und Eigeninitiative entfalten können. Dies trägt nicht nur zur persönlichen Entwicklung bei, sondern steigert auch den Mehrwert der internen Audits für die Organisation. Organisationen, die in die Weiterbildung ihrer internen Auditoren investieren, können von einer effektiveren und nachhaltigeren Steuerung ihrer Managementsysteme profitieren.

Fazit: Auf dem Weg zu einer neuen Auditkultur

Es ist Zeit für einen klaren Weckruf: Interne Audits dürfen nicht länger als bloßes Kontrollinstrument gesehen werden, sondern müssen als dynamischer Bestandteil der Steuerung der Organisation verstanden werden. Die Vision eines Auditors, der gleichzeitig als Prüfer, Berater und Optimierer agiert, bietet zahlreiche Chancen – birgt aber auch Risiken der Überforderung und unrealistischer Erwartungshaltungen. Daher sollten Organisationen einen stufenweisen, an den Auditzielen orientierten Aufbau der Auditkompetenzen planen.

Wie weit der Weg zu einer solchen neuen Auditkultur in der Praxis tatsächlich gehen wird, bleibt spannend. Entscheidend für die erfolgreiche Realisierung wird sein, ob den Organisationen die praktische Umsetzung der erweiterten Kompetenzanforderungen gelingt und sie bereit sind, in die kontinuierliche Weiterbildung ihrer Auditoren zu investieren.

Das DGQ-Impulspapier „Auditorenkompetenzen für interne Audits“ finden DGQ-Mitglieder auf DGQplus.

Kompetenzen von internen Auditoren im komplexen Umfeld

Was denken Sie? Ist der Schritt vom reinen Kontrolleur zum strategischen Partner der richtige Weg für interne Audits, oder bleibt es bei der klassischen Normüberwachung? Diskutieren Sie mit! Im DGQ-Mitgliederwebinar „Chili con Q“ am 27. März 2025 stellen sich Mathias Wernicke und Katja von Boetticher, beide Fachkreis Audit und Assessment, Ihren Erkenntnissen und Fragen aus dem Auditalltag. Jetzt anmelden »

Über den Autor: DGQ-Fachkreis Audit und Assessment

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Der DGQ-Fachkreis Audit und Assessment setzt sich dafür ein, dass Audits als wirksames Mittel zur Unterstützung der Unternehmensführung eingesetzt und wahrgenommen werden, und nicht nur als notwendige Prüfung zum Erwerb des Zertifikats. Es ist das Ziel der Fachkreisarbeit, dass Audits als akzeptierte und wirksame Treiber in Organisationen eingesetzt werden, um Risiken und Chancen zu erkennen und Mehrwert zu erzeugen. Wenn Sie Interesse haben, sich aktiv im Fachkreis einzubringen und sich mit Experten zu diesem Thema auszutauschen, dann sprechen Sie das Leitungsteam unter fk-a@dgqaktiv.de an.