Neuer Denkansatz für das Risiko- und Chancenmanagement: Wegweisende Erkenntnisse aus DQS-Projekt und -Normenarbeit10 | 06 | 24
In einer Welt, die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA) geprägt ist, ist die Fähigkeit, Risiken nicht nur zu managen, sondern auch Chancen aktiv zu nutzen, entscheidend für den Erfolg und die Widerstandsfähigkeit von Organisationen. Leider kommt aber die Betrachtung von Chancen in der Praxis viel zu kurz. Dieser Aspekt hat Eingang in das „Risk Concept Paper“ der Arbeitsgruppe TC 176 Task Group 4 gefunden.
Chancenbasiertes Denken: Ein neues Paradigma in der ISO-Normenrevision
Dieses „Risk Concept Paper“ markiert eine signifikante Entwicklung: Es stellt dem traditionellen risikobasierten Denken, das sich auf die Abschätzung und Mitigation von Risiken auf Basis von Eintrittswahrscheinlichkeit und möglichen Folgen konzentriert, das chancenbasierte Denken zur Seite.
Die chancenorientierte Denkweise zielt darauf ab, die aus Veränderungen entstehenden Chancen zu erkennen und strategisch zu nutzen, indem bestehende Kapazitäten, Kompetenzen und Fähigkeiten ausgelotet werden. Entsprechend schlagen die Autoren vor, das Denken in Chancen und Risiken voneinander zu entkoppeln. Dieses Grundverständnis ist in Abb. 1 dargestellt.
Abb. 1: Risiko- und chancenbasiertes Denken in der Veränderung (Quelle: Patricia Adam, DQS-Whitepaper „Erfolgreich mit Integriertem Risiko- und Chancenmanagement – Normkapitel 6.1 gestalten“)
Video zum Konzeptpapier jetzt online
Diese Position hat Eingang in die Design Spezifikation für ISO 9000 und 9001 gefunden. Ob sie sich durchsetzen kann, ist jedoch weiterhin offen. Das Konzeptpapier selbst ist nur den ISO-Fachexperten zugänglich. Jedoch wurde jetzt die Diskussion der wesentlichen Aspekte mit Experten der TG 4 „Risk“ von TC 176 als Video veröffentlicht.
Diese Neuausrichtung könnte die Art und Weise, wie Organisationen Veränderungen begegnen, grundlegend verändern. Sie bietet damit eine spannende Gelegenheit, die Weichen für eine proaktivere und ausgewogenere Zukunft im Qualitätsmanagement zu stellen.
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DQS-Projekt zur Gestaltung eines Integrierten Risiko- und Chancenmanagements
Für die praktische Ausgestaltung hat das parallel mit der DQS zur Normenarbeit in der TG4 durchgeführte Forschungsprojekt Antworten bereit. Basierend auf intensiver Literaturrecherche und Interviews mit Experten aus verschiedenen Branchen wurden im Rahmen des Projektes Einblicke gesammelt, wie Organisationen die VUKA-Welt nicht nur überleben (also resilient werden), sondern antifragil sogar gestärkt aus ihr hervorgehen können.
DQS-Whitepaper Integriertes Risiko- und Chancenmanagement zum kostenfreien Download
Dazu gehört, den Umgang mit Risiken und Chancen als individuell gestaltete Prozesse zu begreifen, die aber in einem effektiven Managementsystem zu einem Integrierten Risiko- und Chancenmanagement (IRCM) vernetzt werden müssen. Die wesentlichen Ergebnisse, insbesondere acht Erfolgsfaktoren und das 3D-Modell des „IRCM Connectus“, sind dem Whitepaper zu entnehmen, das von der DQS kostenlos zum Download bereitgestellt wird.
DGQ-Mitglied und Auditorin Prof. Dr. Patricia Adam gehört der ISO-Arbeitsgruppe TC 176 Task Group 4 seit November 2022 als Fachexpertin und EOQ Liaison-Member an.
Über die Autorin: Prof. Dr. Patricia Adam
