Eine Hommage auf Paul Watzlawick – Die fünf Axiome der Kommunikation31 | 01 | 24
Paul Watzlawick (1921-2007) war promovierter Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler, der 1957 von der Universität El Salvador einen Ruf auf den Lehrstuhl für Psychotherapie erhielt und ab 1960 als Forschungsbeauftragter am Mental Research Institut in Palo Alto, Kalifornien, wirkte. Seine dort entwickelte, auf die Arbeiten seiner Vorgänger und eigene Forschungen gestützte Kommunikationstheorie gilt als grundlegend.
Im Zentrum stehen seine fünf Axiome der Kommunikation:
- Man kann nicht nicht kommunizieren.
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
Ersterer meint die rein sachliche Aussage des Gesagten, letzterer gibt Auskunft über die Beziehung derjenigen, die miteinander kommunizieren. - Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
„Analog“ bezieht sich in diesem Zusammenhang auf nonverbale Kommunikationsformen wie Gesten oder Mimik, „digital“ bezieht sich auf wortgestützte Formen wie das gesprochene Wort, Schrift oder Zeichen. - Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär.
Hier geht es um die Art der Beziehung der Kommunizierenden. Bei (Rang-)Gleichheit ist Kommunikation symmetrisch und strebt nach Minimierung von Ungleichheiten. Bei Hierarchieunterschieden ist Kommunikation komplementär, sodass das Verhalten des einen das Verhalten des anderen bedingt und umgekehrt.
Was hat Watzlawicks Kommunikationstheorie mit Qualitätsmanagement zu tun?
Misslingender Qualität liegt immer auch ein mehr oder weniger starker Grad misslingender Kommunikation zugrunde. Oft erkennen wir gar nicht, was, wann, wie, wem daran misslungen ist, denn unsere Kommunikation erschien uns selbst formal geeignet, angemessen, formvollendet.
Nehmen Sie sich das erste Axiom einmal vor. Ein großer Teil dessen, was andere von uns als Botschaft empfangen, ist von uns nicht bewusst gesendet worden. Denn unserer Meinung nach haben wir vielleicht (noch) gar nicht kommuniziert. Doch unser Nichts-Sagen spricht für andere Bände. Ein schiefer Blick, ein gerader Blick, ein fehlender Blick können nicht nur Missverständnisse, sondern auch Zerwürfnisse begründen. Und wir verstehen oft zunächst einmal gar nicht, was der Auslöser dafür war. Umgekehrt wirken andere in gleicher Weise auf uns und lösen Reaktionen bei uns aus, die die anderen dann wieder verblüffen.
In unseren Organisationen sind Menschen, die ein geringes, und andere, die ein tiefes Wissen über Kommunikationstheorie haben – und das für die Praxis zielführend aktivieren können. Ist Kommunikation Ihre Stärke oder Ihre Schwäche? Könnte es Ihnen helfen, die Dynamiken von Kommunikation besser zu verstehen?
Wer einen launigen statt wissenschaftstheoretischen Zugang zu Watzlawicks Werk sucht, dem sei seine „Anleitung zum Unglücklichsein“ aus dem Jahr 1983 empfohlen.
So, „das hier“ habe ich aufgeschrieben; ich bin aber sicher, auf einige Leserinnen und Leser wirkt auch das, was ich gar nicht geschrieben habe. Lassen Sie uns weiter kommunizieren – gerne symmetrisch.
Meine DGQ-Blogserie 2024 „Eine Hommage auf…“
Eine Hommage ist eine „Huldigung“ für eine Geistesgröße. Ich möchte im Laufe des Jahres 2024 zwölf Menschen vorstellen, die einen wertvollen Beitrag für das QM geleistet haben, egal ob dieser explizit fürs Qualitätsmanagement oder zunächst ohne direkten Bezug dazu entstand. Im Kern geht es darum, interessante Inputs herauszuarbeiten, bevorzugt Inhalte, die im QM kaum bekannt, nicht vertraut sind und deren Bezug zu unserer Arbeit ein Aha auslöst.
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