Zukunft sichern mit Umweltmanagement26 | 04 | 17
Viele Unternehmen mit hohen Umweltauswirkungen und –einflüssen werden sich (weiterhin) freiwillig zur Anwendung von ISO 14001:2015 verpflichten. Recht, Wirtschaftlichkeit, Zukunftssicherung, Werte oder gesellschaftliche Trends motivieren sie, systematisch Umweltauswirkungen und damit verbundene Risiken und Chancen zu managen. Es gibt aber auch für Unternehmen, die selbst wenig Umweltauswirkungen produzieren, strategische Gründe, sich mit dieser Managementsystematik auseinanderzusetzen.
Vor allem, wenn sie in Lieferketten mit stark umweltbeeinflussenden Unternehmen aktiv sind oder Einfluss auf Umweltaspekte nehmen können. Denn die zunehmenden Bestrebungen von Unternehmen, Umweltauswirkungen zu vermeiden oder Produkte und Dienstleistungen umweltfreundlicher zu gestalten, können sich auf alle Beteiligten in den Lieferketten auswirken. Beispielsweise Ingenieurbüros, Software-Entwickler oder Lieferanten mit wenig Umweltrelevanz in den eigenen Prozessen können betroffen sein.
Worst case: Unternehmen kommen als Lieferant nicht mehr in Frage
Im schlimmsten Fall ist das Unternehmen als Lieferant von Know-how und Leistungen nicht mehr geeignet oder gefragt. Das kann eintreten, wenn sich Kunden in der Kette für umweltfreundlichere Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse entscheiden oder von Wettbewerbern mit ebensolchen verdrängt werden. Neue Geschäftsmodelle, die Service und Leistung statt Eigentum bieten, können sich ebenfalls auswirken. Sharing-Modelle werden durch digitale und mobile Technologien stark gefördert. Eine umweltbezogene Optimierung von Abläufen kann dazu führen, Transportwege zu verkürzen und das Unternehmen kommt regional nicht mehr in Frage. Oder ein Kunde entwickelt aufgrund eines Stoffverbots ein neues Produktdesign. Dann ist es dem Unternehmen vielleicht nicht mehr möglich, qualitativ passend zu liefern.
Es gibt verschiedene Handlungsoptionen und Marktchancen
Oft ergibt sich nur umweltbedingter Handlungsdruck in der Produktentwicklung oder in den Prozessen. Maßnahmen erhöhen dann kurzfristig immer die Kosten, aber langfristig kann ein Unternehmen wiederum profitieren und seine Zukunft absichern.
Die Grünen fordern aktuell z.B. eine Mindestlebensdauer für Industrieprodukte mit Haltbarkeitsangabe durch den Hersteller und Beweislastumkehr bei der Gewährleistung. Setzen sich solche politischen Forderungen auf gesetzlicher Ebene durch, ist ggf. eine höhere Produktqualität vom Zulieferer gefragt. Lebenszyklusverlängerungen von Produkten bieten wiederum Marktchancen, Dienstleistungen wie Wartung, Reparatur oder Wiederverkauf zu etablieren.
Weitere Kundenforderungen können beispielsweise umweltfreundliche Verpackung, Elektromobilität, Wiederverwertung oder Rücknahmen umfassen. Eventuell muss Einfluss auf eigene Lieferanten und die Anpassung von Ausschreibungen und Pflichtenheften genommen werden. Neue Vereinbarungen innerhalb der Lieferkette können sein, in Bezug auf Umweltthemen auditiert zu werden, zu auditieren oder umweltbezogene Daten nach EU-Recht zu sammeln und zu liefern.
Hilfestellung durch ISO 14001:2015
Unternehmen profitieren in zweierlei Hinsicht von ISO 14001:2015. Zum einen erkennen sie, wie ihre Partner mit Umweltmanagementsystemen agieren. Zum anderen können sie die Systematik der Norm, insbesondere die Betrachtung von umweltrelevanten Kontext, interessierten Parteien, Risiken, Chancen und Lebensweg, für eigene Zwecke einsetzen. Ein Einstieg ins Umweltmanagement hilft, solche Herausforderungen mitzugestalten.