Masterstudiengang „Quality Engineering“ – Erfahrungsbericht eines Absolventen15 | 05 | 20
Im Herbst ist es wieder soweit: der berufsbegleitende Masterstudiengang „Quality Engineering“ von der Provadis Hochschule, der Technischen Akademie Esslingen und der DGQ geht in die nächste Runde. Der Studiengang vermittelt umfassendes Know-how zum Qualitätsmanagement – auch im internationalen Umfeld. Die DGQ hat mit Masterabsolvent Matthias Prüm über den Studiengang und seine Erfahrungen gesprochen.
Wodurch entstand Ihr Interesse für das Thema Qualität?
Ich habe meinen Bachelor zum Wirtschaftsingenieur als duales Studium bei meinem jetzigen Arbeitgeber Vibracoustic, einem führenden Automobilzulieferer im Bereich Schwingungstechnik, gemacht und währenddessen in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Eine Praxisphase hat mich in die Abteilung der Lieferantenqualität geführt, wo ich erste Berührungspunkte mit dem Thema Qualität hatte. Spannend war für mich hier vor allem die Bedeutung der Produktqualität von Zukaufteilen in Bezug auf die eigene Fertigung, und das Endprodukt kennenzulernen. Diese technischen Aspekte und die Arbeit an der Schnittstelle zwischen den Lieferanten und der eigenen Produktion machten die Tätigkeiten für mich sehr abwechslungsreich.
Letztendlich bekam ich die Chance nach Abschluss des Bachelorstudiums in meinem Unternehmen in der Lieferantenqualität einzusteigen. Ich wollte mich in diesem Bereich weiterbilden und habe mich entschieden, dass ich an meinen eher generalistisch-orientierten Bachelor einen spezialisierten Master anhängen möchte, der das Thema Qualität in den Fokus setzt.
Hat sich durch das Studium Ihr Blick auf das Thema Qualität geändert? Wenn ja, wie?
Ich würde schon sagen, dass sich mein Blick geändert hat. In meinem Bachelorstudium standen technische Standards, Produktionsprozesse und die Qualität der Bauteile im Vordergrund. Im Masterstudium Quality Engineering wurde dann deutlich, dass Qualität mehr ist als einzelne technische Normen, die neben den Zeichnungsanforderungen der Bauteile erfüllt werden müssen oder diese ergänzen. Stattdessen geht es um Qualitätsmanagementsysteme, deren Ziel es ist, nicht nur die Qualität von einzelnen Produkten, sondern alle Prozesse einer Organisation zu verbessern und so langfristig den Unternehmenserfolg zu unterstützen. Es wurde also viel stärker der Systemgedanke rund um das Thema Qualität beleuchtet, was meinen eigenen Blick auf die Thematik definitiv geändert hat.
Ein berufsgleitendes Studium erfordert eine gute Organisation und viel Selbstdisziplin. Was hat Sie motiviert, den Masterstudiengang „Quality Engineering“ zu beenden?
Die meiste Zeit für das Studium war natürlich an den Wochenenden aufzubringen. Durch den Arbeitsalltag unter der Woche und den damit regelmäßigen Wechsel zwischen Theorie und Praxis hatte ich jedoch selten ein Problem damit, mich zu motivieren. Das Studium war zeitlich gut organisierbar und auch die Dozenten haben darauf geachtet, dass der Lernaufwand gut aufgeteilt wird und einen nicht geballt trifft.
Ein wichtiger Motivator war außerdem die Arbeit in den kleinen Gruppen. So ist sehr schnell eine Gemeinschaft unter den Studenten entstanden, wodurch das gemeinsame Arbeiten am Wochenende Spaß gemacht hat. Durch die verschiedenen Blickwinkel, die andere Studenten aus ihren Unternehmen mitgebracht haben, habe ich noch mehr für mich mitgenommen, was mich zusätzlich motiviert hat.
Bei studienbegleitenden Fallstudien und der Masterarbeit sollten Sie Themen aus ihrem Arbeitsplatz einbringen. Wie wurde dies von Ihrem Arbeitsumfeld aufgenommen? Konnten Sie für Ihre Arbeit davon profitieren?
Mein Arbeitgeber war Fallstudien, die ich in Vorlesungen präsentieren sollte, sehr aufgeschlossen gegenüber. Solange ich alle persönlichen Daten und Details von bspw. Prozessbeschreibungen aus den Beispielen entfernte, war es kein Problem. Mir hat es auch viel Spaß gemacht zu zeigen, was ich mache und wie ich arbeite.
Profitiert habe ich zum einen natürlich von dem Feedback und den regen Diskussionen, die auf die Fallstudien folgten. Zum anderen aber auch von den Präsentationen meiner Kommilitonen. Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen haben natürlich verschiedene Ansätze und Umsetzungsmöglichkeiten, aus denen man wertvolle Informationen und Inspiration für den eigenen Arbeitsalltag und das eigene Unternehmen mitnehmen kann.
Welches Thema hatte Ihre Masterarbeit?
Ich habe mich mit der Gewindeprüfung an Aluminiumbauteilen beschäftigt und Kontrollsysteme zur Integration in die Serienproduktion untersucht und bewertet. Hierbei ging es vor allem darum herauszufinden, inwiefern es sich lohnt ein Kontrollsystem in der eigenen Fertigung oder bei unseren Lieferanten, die die Gewinde fertigen, zu installieren, um so fehlerhafte oder beschädigte Gewinde frühzeitig zu erkennen und Kundenreklamationen zu verringern. Hierfür habe ich mir verschiedene Systeme angeschaut und nach einer entsprechenden Analyse und Bewertung die Empfehlung für ein System ausgesprochen. Dieses Ergebnis liegt nun dem Management der Lieferantenqualitätssicherung vor, das die Empfehlung prüft und schaut, wie sie auch global umgesetzt werden kann.
Haben Sie schon konkrete Pläne, wie Sie das erlernte Wissen zukünftig in Ihrer Arbeit einbringen und anwenden möchten?
Das Projekt, das ich im Rahmen meiner Masterarbeit durchgeführt habe, ist Stand jetzt das Thema, mit dem ich mich auch zukünftig in meiner Arbeit beschäftigen werde. Darüber hinaus hat mir der integrierte DGQ-Lehrgang zum Internen Auditor sehr weitergeholfen, denn in meiner Abteilung Lieferantenqualität führen wir Lieferantenaudits durch, bei denen mir das neu erlernte Wissen große Vorteile bringt. Zudem ist dieser Lehrgang Grundlage für weitere Zertifikate wie den VDA 6.3 Auditor, den ich in Zukunft anstrebe. Natürlich sind auch Themen wie Projektmanagement und Six Sigma in der Praxis allgegenwärtig, sodass ich dort auch vieles, das ich im Studium gelernt habe, im Arbeitsalltag anwenden kann.
Was würden Sie Interessierten des Studiengangs „Quality Engineering“ gerne mit auf den Weg geben?
Studieninteressierte sollten sich nicht davon abschrecken lassen, dass es sich um ein berufsbegleitendes Studium handelt. Job und Studium sind gut miteinander vereinbar und auch seitens der Lehrkräfte wird Rücksicht auf die Berufstätigkeit genommen. Bezüglich der Inhalte liegt der Fokus auf dem Thema Qualitätsmanagementsysteme. Außerdem verfügt der Studiengang über viele Dozenten, die aus der Praxis kommen und ihre Vorlesungen dementsprechend auch sehr praxisorientiert aufbauen. So profitiert man von der Industrieerfahrung der Dozenten und lernt zusätzlich einige Tipps und Tricks kennen, die einem im eigenen Beruf weiterhelfen können.
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