Managementsystemerfahrung für Nachhaltigkeit nutzen4 | 06 | 25
Für ein wirkungsvolles CSRD-Reporting sollten die Bereiche Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement im Unternehmen Hand in Hand gehen. Ein Interview mit Claudia Welker, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Qualität und Dr. Benjamin Baudrit, stellv. Geschäftsführer der SKZ – KFE gGmbH.
Herr Dr. Baudrit, die CSRD-Berichtspflichten rücken für viele Unternehmen immer näher. Was ist Ihr Eindruck? Wie gut sind die Firmen darauf vorbereitet?
Dr. Benjamin Baudrit: Das SKZ unterstützt hier verschiedene Akteure – vom Großunternehmen bis hin zu kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dabei stellen wir fest, dass es eine große Bandbreite im Umgang mit der CSRD-Berichtspflicht gibt. Einige Firmen haben bereits vor zehn Jahren freiwillig Nachhaltigkeitsberichte erstellt und sind entsprechend gut aufgestellt. Bei anderen hingegen merkt man deutlich, dass ihnen das Thema im Magen liegt und eine echte Auseinandersetzung bislang noch nicht stattgefunden hat.
Durch das OMNIBUS-Verfahren könnten einige Unternehmen von ihren Berichtspflichten befreit werden.
Dr. Benjamin Baudrit: Das stimmt. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden und einem Nettoumsatz von weniger als 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von weniger als 25 Millionen Euro von der Berichtspflicht zu befreien.
Was raten Sie diesen Unternehmen?

Benjamin Baudrit ist promovierter Chemiker. Er arbeitet seit 2004 am SKZ und ist stellvertretender Geschäftsführer der SKZ KFE gGmbH, also dem Teil des SKZ, dessen Geschäftsaktivitäten Forschung und Bildung sind.
Dr. Benjamin Baudrit: Grundsätzlich ist ein Nachhaltigkeitsmanagement ja immer sinnvoll. Gerade aus Sicht der Geschäftsführung ist ein „big picture“ zur Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens extrem hilfreich, um verantwortungsvoll zu agieren und Investitionen sowie weitere betriebliche Entscheidungen in eine zukunftsfähige Richtung zu lenken. Nachhaltigkeit ist zudem vielen Mitarbeitenden wichtig – und wenn ein Unternehmen sich hier als Vorreiter positioniert, kann das allein schon beim Recruiting von großem Vorteil sein. Ich empfehle daher auch zunächst nicht verpflichtend betroffenen KMU, einen freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen – zum Beispiel nach dem VSME-Standard – und damit ihr Engagement für Nachhaltigkeit sichtbar zu machen. So können sie sich positiv gegenüber Wettbewerbern positionieren.
Frau Welker, für die DGQ liegen Nachhaltigkeitsmanagement und Qualität eng beieinander. Können Sie uns das etwas genauer erklären?
Claudia Welker: Beim Nachhaltigkeitsmanagement werden in der Regel mehr als 100 Indikatoren betrachtet. Dies bedeutet, dass nahezu alle Bereiche eines Unternehmens in das Nachhaltigkeitsmanagement mit einbezogen werden. Sie benötigen unter anderem Daten zu Rohstoffen, Energieverbrauch, Produktion und vielem mehr. Dabei zeigt sich immer wieder, dass Unternehmen mit einem gut funktionierenden Qualitätsmanagement und transparenten Prozessen, die allen Mitarbeitenden zugänglich sind, sich deutlich leichter damit tun, die notwendigen Rohdaten zu erfassen und für die Berechnung der Indikatoren zusammenzuführen.
Also, quasi Qualitätsmanagement als Datenschatz – sehen Sie darüber hinaus noch weitere Vorteile eines gelebten Qualitätsmanagements für das Nachhaltigkeitsmanagement?

Claudia Welker ist Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Zudem leitet sie in Personalunion die DGQ Weiterbildung GmbH. In dieser Funktion ist sie bereits seit 2009 für die DGQ tätig. Vor ihrem Wechsel zur DGQ war sie 20 Jahre in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen tätig.
Claudia Welker: Absolut. Qualitätsmanager:innen verfügen über eine große Erfahrung in der Implementierung, Weiterentwicklung und Integration von Managementsystemen. Genau dies können sie auch beim Nachhaltigkeitsmanagement einbringen. Über ein entsprechendes Managementsystem lassen sich eben auch alle Nachhaltigkeitsaktivitäten steuern. Managementsysteme fördern zudem eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung sowie die aktive Einbindung von Mitarbeitenden und anderen Stakeholdern. Das führt zu einer höheren Akzeptanz und zur stärkeren Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele im gesamten Unternehmen.
Was erwartet uns auf der Online-Konferenz „Nachhaltigkeitsberichterstattung im Wandel“?
Claudia Welker: Aktuelle Entwicklungen wie die OMNNIBUS-Richtlinie sorgen für große Verunsicherung – und das nicht nur in Bezug auf die Berichtspflicht an sich, sondern auch auf deren inhaltliche Anforderungen. Wir möchten all jenen, die aktuell nicht genau wissen, wie sie sich künftig für das CSRD-Reporting aufstellen sollen, konkrete Orientierung und Lösungswege anbieten.
Dr. Benjamin Baudrit: Hierfür haben wir bei der Auswahl der Speaker besonderen Wert auf Praxisnähe gelegt. Unsere Expert*innen berichten von konkreten Umsetzungsbeispielen – sowohl aus Großunternehmen als auch aus dem Mittelstand. Ergänzt wird das Programm durch Fachvorträge zu regulatorischen Neuerungen sowie zur Auswahl passender Softwarelösungen für ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement.
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