Agil und Homeoffice – passt das überhaupt zusammen?20 | 11 | 20
Agiles Arbeiten und Homeoffice – kann das zusammen passen, wenn es bei agilem Arbeiten vor allem um gute Teamarbeit und schnelles Feedback geht?
Die aktuelle Situation zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Mitarbeiter*innen nach Hause zu schicken, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Doch auf Agilität muss und sollte nicht verzichtet werden. Es gilt lediglich, bestimmte Rahmenbedingungen zu schaffen und die Arbeitsweisen aller Beteiligten aufeinander abzustimmen, um Homeoffice und agiles Arbeiten zu vereinen.
Per Definition sollten agile Teams gemeinsam und fachübergreifend an einem Produkt arbeiten. Das gelingt am besten, wenn sich das Team in einem gemeinsamen (physischen) Raum befindet. Das hat den Vorteil, dass Entscheidungen schnell getroffen werden können und zu den Zwischenständen auf kurzem Weg Feedback möglich ist. Die direkte Kommunikation ist ein zentraler Bestandteil des agilen Arbeitens und ist auch so in den 12 Prinzipien des Agilen Manifest beschrieben.
„Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Teams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht.“
Ist das Team aber nun örtlich verteilt, wird die Kommunikation untereinander komplizierter und dauert in der Regel wesentlich länger. Dennoch kann agiles Arbeiten im Homeoffice funktionieren.
Agiles Homeoffice kann funktionieren, wenn
- das Team es schafft, die Kommunikationshürden bestmöglich zu überwinden und sehr gute Absprachen trifft.
- der Informationsfluss funktioniert, da dieser den größten Produktivitätsverlust nach sich zieht.
- alle Informationen für alle im Team jederzeit zugänglich, transparent und einfach strukturiert sind. Hier kann das Team gemeinsam überlegen, wie Sie das Speichern, Suchen und Finden der Informationen möglichst leicht gestalten können.
- Sie zum Hörer oder zur Videotelefonie greifen, anstatt zu schreiben. Denn beim Schreiben fallen wichtige Parameter wie Mimik, Gestik, Körperhaltung und Stimme weg. So haben wir noch weniger Zusatzinformationen zur Verfügung, um auch wirklich zu verstehen was gemeint ist. Die Gefahr von Missverständnissen und Unklarheiten steigt.
- jede*r im Team weiß, wann man sich zuhause an den PC oder Laptop setzt. Hier ist es hilfreich, sich per Chat kurz zu melden und Bescheid zu sagen, dass man startet oder nicht verfügbar ist.
- die Teammitglieder*innen eine kurze Rückmeldung geben, nachdem Sie eine Nachricht gelesen haben. Hier hilft ein Einfaches: „Gelesen“ oder „Kümmere mich später drum“. Das verhindert zeitfressendes Nachfragen.
- die Toolunterstützung stimmt. Hier muss es nicht immer ein ausgefeiltes Aufgabenmanagement-Tool sein. Ein einfaches Kanban Board mit z. B. „Trello“ funktioniert genauso gut. Entscheidend ist nicht das Tool, sondern wie gut der Arbeitsfluss im Team gestaltet ist.
- die technischen Kommunikationswege einfach zu beherrschen sind. Hilfreich kann es sein, einen gemeinsamen virtuellen Raum zu schaffen. Das hilft, Wartezeiten zu vermeiden und gibt Sicherheit in der Anwendung.
- bei all dem, was technisch möglich ist, auf das eigene Energie-Level geachtet wird. Für viele sind Online-Konferenzen anstrengender als eine persönliche Konversation, da die Technik und die Distanz die Komplexität erhöhen. Achten Sie und Ihr Team daher besonders auf häufige Pausen und ausreichend Zeit zwischen den Online-Konferenzen.
- auch zwischenmenschliches Platz hat. Nutzen Sie eine Online-Konferenz zwischendurch, um einfach mal so zu quatschen. Oder nutzen Sie einen Chat für den zwischenmenschlichen Austausch.
Sind diese Rahmenbedingungen gegeben, ist auch aus dem Homeoffice heraus agiles Zusammenarbeiten möglich.
Und noch ein letzter Tipp: Fördern Sie die menschliche Nähe, indem Sie sich regelmäßig darüber austauschen, wie es allen im Team geht – vor allem in der jetzigen Situation.