Neues Weiterbildungsformat der DGQ: Wie wird aus einem Präsenz- ein E-Training?7 | 07 | 20

Die Corona-Krise wirkte als Beschleuniger: kurzfristig hat die DGQ ihr digitales Weiterbildungsangebot erweitert und dafür das neue Format der E-Trainings geschaffen. Doch wie lassen sich Präsenz- in E-Trainings transformieren, ohne dass dabei die gewohnte Qualität auf der Strecke bleibt?

Keine Frage, E-Trainings unterscheiden sich stark von Präsenztrainings. Wir haben gelernt, dass vor allem das didaktische Konzept eine tragende Rolle spielt. Außerdem gilt es, viele verschiedene Einflussfaktoren zu beachten, die nicht immer im Vorfeld kalkulierbar sind. Dazu gehören beispielsweise die Stabilität der Technik und der Umgang und die Vorkenntnisse der Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit E-Trainings und weiteren digitalen Tools.

Was sind die wichtigsten Punkte, die wir bei der Transformation mitgenommen haben?

1. Vor dem Start: Die Sicht des Lernenden einnehmen

Erinnern Sie sich noch an Ihre letzte Präsenzveranstaltung vor Corona? An was erinnern Sie sich vor allem? Bestimmt an die Inhalte, aber mit Sicherheit auch an die Gespräche, die oft spontan beim Mittagessen oder an der Kaffeemaschine zustande kommen. Oder es kommt einem das Gefühl der Erfahrung als Gruppe in den Sinn, wenn man gemeinsam etwas erarbeitet hat oder auch zusammen lacht. Diese Aspekte eines Präsenztrainings sind schwer oder gar nicht auf ein Online-Training übertragbar. Auch die reine Wissensvermittlung ist eine andere und bedarf einer neuen Herangehensweise bei der Planung. Damit das E-Training ein ähnliches Lernerlebnis und die Möglichkeit des Wissenserwerbes bietet, haben wir uns als ersten Schritt bei der Konzeption der Unterschiede bewusstgemacht: Was fehlt im E-Training, was im Präsenztraining selbstverständlich ist? Insgesamt fehlt die Unmittelbarkeit der Lehr-und Lernsituation. Auf der anderen Seite bietet ein E-Training auch Aspekte, die ein Präsenztraining nicht ermöglicht. Alle Beteiligten befinden sich in ihrer gewohnten Umgebung und hatten keinen langen Anreiseweg. Ein E-Training spart den Teilnehmern Zeit und reduziert somit Stress.

Bereits vor der Konzeption der E-Trainings haben wir uns noch einmal ganz bewusst in die Rolle unserer Kunden und Kundinnen begeben und überlegt, wie wir bestimmte Aspekte umsetzen, die für ein Training relevant sind. Was müssen wir anders machen, weil es vielleicht im Präsenztraining funktioniert, aber im Online-Training nicht umsetzbar ist? Es war klar, dass ein E-Training anders und vielleicht auch ungewohnt wird, aber auch viel Potenzial bietet. Wichtig ist, die Sicht des Lernenden einzunehmen und zu überlegen, welche Tools Mehrwert bieten und welche für das Gelingen des Trainings nicht unbedingt nötig sind. Aus dieser Perspektive heraus, die den Lernenden in den Mittelpunkt stellt, erstellte die DGQ ein didaktisches Konzept, das die Besonderheiten eines Online-Trainings aufgreift.

2. Das didaktische Konzept: Inhalte durch Interaktion

Wir alle kennen die Situation: Wir sitzen vorm Bildschirm und wollen konzentriert eine Aufgabe erledigen, einen Text lesen oder ein Video schauen. Gleichzeitig kommt eine E-Mail oder eine SMS an. Urplötzlich geht die Aufmerksamkeit verloren. Das kriegt ja auch keiner mit.
Die Aufmerksamkeitsspanne im E-Training permanent oben zu halten, sodass die Teilnehmer und Trainer nicht abgelenkt, sondern konzentriert bleiben, ist ein hoher didaktischer Anspruch. Doch wie kann man dem gerecht werden? Die Inhalte sollten mit viel Interaktion vermittelt werden. Eine reine Präsentation im E-Training ist einschläfernd. Deshalb ist es sinnvoll, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gezielt anzusprechen und einzubeziehen, Diskussionen anzuregen, Tools wie Zeichenwerkzeuge oder Handzeichen zu verwenden und Umfragen in die Runde zu gegeben. Außerdem lassen sich natürlich Videos einbauen oder sämtliche Online Tools nutzen, die spielerische Methoden ermöglichen (z.B. Kreuzworträtsel/Wortgitter). Gleichzeitig brauchen die Präsentationsfolien Visualisierungen. Bilder und Grafiken sorgen für Abwechslung. Regelmäßige kleinere Pausen sorgen für zusätzliche Entspannung des Gehirns.

Ein guter Methodenmix wirkt wie im Präsenztraining Wunder. Länger als 15 Minuten können wir in der Regel in einem Online-Training keiner Präsentation folgen.
Dabei gilt es zu bedenken, dass stille Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der virtuellen Welt leicht “verloren gehen”. Das didaktische Konzept sollte deshalb vor allem auch das Fundament dafür legen, alle mitzunehmen, die Inhalte lebendig aufzubereiten und Spaß in das Training zu bringen. Dann bleibt auch die Aufmerksamkeit erhalten.

In einem ersten Schritt sollten für ein solch abwechslungsreiches didaktisches Konzept die Lernziele definiert werden. Was soll meine Zielgruppe am Ende jeder Lerneinheit wissen und können? Was sollen sie nach einer Gruppenarbeit umsetzen können? Und welche Methoden und Medien stehen zur Erreichung dieser Lernziele zu Verfügung? Hier ist auch bei einem E-Training eine gute Balance zwischen analogen Methoden und Online-Tools sinnvoll. Auch wenn sich tendenziell mehr technikaffine Personen bei einem E-Training anmelden, sind die Gruppen dennoch heterogen und die Erfahrungen mit E-Trainings sehr unterschiedlich. Dieser Diversität muss auch das didaktische Konzept des E-Trainings Rechnung tragen.

3. Die E-Trainer und Trainerinnen: Lernen begleiten im virtuellen Raum

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen vor einem Bildschirm und präsentieren fachliche Inhalte. Anders als sonst stehen Sie nicht und unterstreichen Ihre Ausführungen auch nicht mit einer ausladenden Gestik. Der Bildausschnitt, den die Kamera gerade überträgt, ist begrenzt. Der Raum, den Sie als Trainer oder Trainerin einnehmen können, ist auf einmal “limitierter”. Gleichzeitig gibt es nicht die Möglichkeit eines permanenten Blickkontaktes mit dem Auditorium. Sie schauen in keine begeisterten, ratlosen oder müden Gesichter. Sie erhalten nicht automatisch ein zustimmendes Nicken oder ein Stirnrunzeln bei Uneinigkeiten. Klingt das nach einer unlösbaren Aufgabe? Es ist nicht leicht, aber es gibt ein paar gute Tricks.

E-Trainer und Trainerinnen sollten auf jeden Fall versuchen, den Kontakt zu den Lernenden herzustellen und aufrechtzuerhalten. Das geht am besten, indem man in Form einer Story vorträgt, einen erkennbaren roten Faden durchhält oder durch viel Witz und Interaktion das Publikum aufmerksam hält. Gezieltes Ansprechen hilft, um in der Virtualität in den Austausch zu kommen. Trainer und Trainerinnen sollten außerdem regelmäßig Stimmungsbilder einholen, um zu überprüfen, wie das Training läuft und ob sie alle mitnehmen.

Die Steuerung gezielter Interaktionen erleichtert es, das Lernen im virtuellen Raum zu begleiten. Dies motiviert die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dazu, sich mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen. Das Gehörte wird dann durch Übungen oder Interaktionen wie beispielsweise eine Kurzumfrage rekapituliert und vertieft. Die Tätigkeit als E-Trainer oder E-Trainerin erfordert also viel Kommunikation, Kreativität und Koordination.

Fazit: Trainings mit hohem Potenzial

Haben Sie schon mal neue Pfade beschritten und Ihre Routine verlassen? So ging es uns bei der Erarbeitung der mehrtägigen Lehrgänge als Online-Version. Diese Umstellung mehrtägiger Präsenzveranstaltungen samt Prüfung auf E-Trainings stellte unsere gut eingespielten Prozesse natürlich auch vor Herausforderungen. Vor allem da dies in relativer kurzer Zeit bewerkstelligt sein musste. Unser Anspruch an die E-Trainings ist sehr hoch. Sie sollten die Inhalte und Kompetenzen in der gleichen Qualität vermitteln wie unsere Präsenztrainings. Dies bedeutete viel Arbeit von sehr engagierten Trainern und Trainerinnen sowie dem DGQ-Personal. Alle Beteiligten haben in der Phase der Erstellung der E-Trainings sehr viel gelernt, waren motiviert und haben die Notwendigkeit der Umwandlung der Präsenztrainings in E-Trainings auch als Chance wahrgenommen neues zu lernen und ebenso altes zu hinterfragen.

Die heutzutage zur Verfügung stehenden digitalen Trainings, Methoden und Tools bieten viel Potenzial und gestalten neue Lehr-und Lernsituationen. Die Möglichkeiten unterschiedliche Medien zu nutzen und eine ausgewogene Balance zwischen analogen Methoden und Online-Tools bietet einen hohen Nutzen für unterschiedliche Lerntypen. E-Trainings werden auch künftig im Weiterbildungsprogramm der DGQ eine sinnvolle Ergänzung zu den Präsenztrainings bilden und jedem Lerntyp die passende Veranstaltung zur Verfügung stellen.

 

Der Beitrag wurde von Christina Eibert und Anna Schramowski, Produktmanagerinnen der DGQ Weiterbildung, verfasst.

Über den Autor: DGQ

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