Qualitätssicherung 2020 – was wurde aus den Trendprognosen der DGQ?13 | 03 | 20
Eine Retrospektive: 2013 hat sich die DGQ intensiv mit Trends auseinandergesetzt und einige damals identifizierte aufgezeigt. Das entsprechende Dokument finden Sie hier. Was ist daraus jetzt, 7 Jahre später, geworden? Damals formulierten meine Co-Autoren Agathe Brecht, Malte Fiegler und ich unter anderem die These:
„Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung driften auseinander. Die ursprüngliche Anbindung der Spezialisten für Qualitätssicherung an die Organisationseinheit für Qualitätsmanagement löst sich zunehmend auf. Die Qualitätssicherung wird folgerichtig immer häufiger an Entwicklungs- oder Fertigungsabteilungen angebunden.“
Aus heutiger Perspektive hat sich dieser Trend durchaus gezeigt, allerdings vor fünf, sechs Jahren zunächst schwächer, als wir erwartet hatten. Dagegen schreitet er heute zügig weiter voran. Im letzten Jahr konnte ich selbst ein produzierendes Unternehmen mit zwei deutschen Fertigungsstandorten aktiv dabei begleiten, dessen bisherige Qualitätssicherung neu zu organisieren. Die Geschäftsführung des Unternehmens hat die Qualitätssicherungsabteilung aufgelöst und deren einzelne Experten jeweils der Fertigung, der Entwicklung und dem Einkauf zugeordnet. Die Verantwortung für bisher typische QS-Aufgaben wie Sonderfreigaben, Reklamationsbearbeitung und Problemlösungen hat die Geschäftsführung somit der Entwicklung und der Fertigung übertragen. Ein Desaster für die Qualitätssicherung? Aus meiner Sicht nicht, denn entscheidend ist, was dabei herauskommt, nicht, wer wo im Organigramm angesiedelt ist! So sind im Unternehmen klare Qualitätsziele formuliert und es sind diejenigen für ihre Erreichung verantwortlich, die auch die Ressourcen dafür haben. Zielkonflikte, die durchaus weiter vorhanden sind, bestehen jetzt nicht mehr zwischen drei Abteilungen (Fertigung, Entwicklung, Qualitätssicherung), sondern „nur noch“ zwischen zweien, manchmal sogar im Kopf eines Entscheiders. Das beschleunigt und vereinfacht Entscheidungen in einer ohnehin schon sehr komplexen Gemengelage. Die Bedeutung der Qualität ist dabei gestiegen, nicht gesunken.
Die DGQ Weiterbildung hat auf Basis der Vorhersagen und Beobachtungen vor einigen Jahren Ihr Trainingsangebot deutlich verändert. Mit dem grundlegend neu ausgearbeiteten Lehrgang Qualitätssicherung hat sie auch die Qualifizierung für eine Tätigkeit als Qualitätsingenieur/in angemessen abgegrenzt von den Qualifizierungen von Qualitätsbeauftragten und Qualitätsmanager/innen. Solche Trainings kommen nicht mehr nur für „Qualitätler“ in Frage, sondern für alle, die qualitätsbezogene Tätigkeiten in Entwicklung, Fertigung und unterstützenden Prozessen haben.
Was in der Praxis noch zu leisten bleibt, ist sicherlich die Nutzung digitaler Techniken, um die längst mögliche, weitgehende Automatisierung von qualitätssichernden Aufgaben voranzutreiben. Die Qualitätssicherung zeigt sich heute doch recht unterdigitalisiert. Auch dieses Thema geht die DGQ aktuell an und wird bald ein „DGQ-Kompetenzmodell Digitalisierung“ vorstellen. Es soll dabei helfen zu erkennen, welche QS-Aufgaben digitale Aspekte haben oder bekommen werden und welche ganz konkreten Kompetenzen, also welches Wissen und welche spezifischen Fähigkeiten, unterschiedliche Funktionen im Unternehmen benötigen.
Darüber hinaus bleibt zu beobachten, welche weiteren Veränderungen und Entwicklungen in den nächsten Jahren auf die Qualitätssicherung zukommen werden. Doch beim Beobachten wird es die DGQ nicht belassen und weiterhin eigene Impulse setzen und die Qualitätssicherung aktiv voranbringen.