DIN EN 9100:2017 und noch immer kein Veröffentlichungstermin in Sicht?21 | 11 | 17
AS 9100 D, AS 9110 C und AS 9120 B sowie die begleitende Zertifizierungsnorm AS 9101 F (Ergänzung zur ISO 17021) gelten seit 2016 und die Supplemental Rule (SR 003) der IAQG (International Aerospace Quality Group) definierte unverrückbar den 15. Juni 2017 als denjenigen Stichtag, ab dem sämtliche Luft- und Raumfahrt-Audits nach der neuen Version durchzuführen sind.
In Europa gibt es bis heute finale – aber doch lediglich Entwürfe – zu den Normen FprEN 9100:2017 (Feb.), FprEN 9110:2017 (Mär.), FprEN 9120:2017 (Mär.) sowie FprEN 9101:2017 (Mär.).
Die Abkürzungen stehen für F (Final) pr (preliminary) EN (Europäische Norm). Daraus wird ersichtlich, dass wir in Europa auf der Version eines finalen Entwurfes arbeiten müssen.
EN 9100 und 91xx – Nur finale Entwürfe
Noch immer gibt es nur finale Entwürfe, doch was sind die Gründe hierfür?
Die IAQG wird dominiert von den amerikanischen OEMs aus Luft-und Raumfahrt. Daher wird hier der „Takt“ bestimmt. Die IAQG legte fest, den Zeitplan der Transition der ISO 9001:2008 auf die ISO 9001:2015 zu übernehmen.
Der Zeitplan der ISO 9001:2015 sieht eine Übergangsfrist von drei Jahren ab Veröffentlichung der Norm vor. Diese wurde am 15. September 2015 publiziert, somit ist das letztgültige Datum eines „alten“ Zertifikates auf den 14. September 2018 festgelegt.
Daraus resultiert, dass auch die Zertifikate nach den Aerospace Normen am 14. September 2018 ihre Gültigkeit verlieren.
Rechnen wir rückwärts, ergeben sich die Vorlauf-Termine ganz logisch:
- Die Zertifizierer haben 30 Tage Zeit, die Audit-Ergebnisse in die OASIS-Datenbank (Online Aeropace Supplier Information System) der IAQG einzustellen (15. August 2018).
- Die Unternehmen haben 60 Tage Zeit, ihre Abweichungen zu schließen. Somit muss der letzte Audittag am 15. Juni 2018 stattfinden.
- Für die Umstellung aller Firmen benötigen die Zertifizierer ein Jahr – somit stand fest, dass bereits ab diesem Jahr seit 15. Juni die neue Normenserie als Grundlage herangezogen werden musste. Andernfalls wäre der Abschluss der Umstellung (Transition) nicht termingerecht ohne ein zusätzliches Sonderaudit möglich gewesen.
Da die AS-Normen in den USA nur in einer Sprache veröffentlicht werden, konnte nach finaler Abstimmung diese Normenserie in Kraft gesetzt werden:
- AS 9100 D am 20. September 2016
- AS 9101 F am 31. Oktober 2016
- AS 9110 C am 04. November 2016
- AS 9120 B am 01. November 2016
In Europa sind die Normen als EN stets dreisprachig zu publizieren. Innerhalb Europas verständigten sich die Normungsinstitute, die (englischen) Texte der AS-Vorlagen unverändert zu übernehmen. Damit konnte eine erste Hürde verzugslos übersprungen werden. Jedoch mussten die deutschen und französischen Texte erst noch generiert und dann innerhalb der beteiligten Staaten abgestimmt werden. Die Abstimmung der französischen Texte erfolgte zwischen der Schweiz und Frankreich. An den deutschen Texten waren das DIN (Deutsches Institut für Normung) sowie die Österreicher und Schweizer beteiligt.
Nachdem die AS-Normen ein halbes Jahr später in Kraft gesetzt wurden als zunächst geplant, aber der Terminplan schon unverrückbar feststand, entschieden sich die Europäer, die englische Fassung unangetastet zu übernehmen.
Den Normungsgremien lief die Zeit davon. Denn es reicht natürlich nicht, die Normen pünktlich vor dem 15. Juni 2017 in Kraft zu setzen. Die Zertifizierer mussten zuvor ihre Akkreditierung auf die neuen Fassungen erweitern. Und auch die Akkreditierer mussten mit einer gültigen Normengrundlage versehen werden. In dieser Situation blieb nichts anderes übrig, als die finalen Entwürfe (FprEN 91xx) als gültige Normen zu deklarieren.
Auditiert wird auf Basis des finalen Entwurfs
Alle Firmen, die bereits oder in Kürze ihr Transition-Audit zu absolvieren haben, werden auf Basis der jeweiligen FprEN auditiert werden. Somit muss diese Norm bei Ihnen im Haus von allen relevanten Arbeitsplätzen aus abrufbar sein.
Die AS, FprEN sowie JIS Q/SJAC verwenden den Text der ISO 9001:2015 zu 100% und definieren darüber hinaus luft- und raufahrttechnische Zusatzforderungen. Diese Unterscheidung ist leicht erkennbar: Die AS-Normen sind sowohl in Normalschrift (ISO-Text) sowie in kursiver Fettschrift (Zusatz-Forderung der IAQG) geschrieben.
Dies ist aber auch der Grund, warum die ISO (International Organization for Standardization) in Genf lizenzrechtliche Ansprüche gegenüber den Amerikanern, Europäern und Asiaten geltend gemacht hat. Diese Ansprüche gilt es noch zu verhandeln. Dieser Rechtsstreit wird eine weitere Verzögerung verursachen.
Folglich kann nicht garantiert werden, dass es jemals eine EN 9100:2017 geben wird. Es ist wahrscheinlicher, das wir uns in Zukunft eine EN 9100:2018 kaufen können…
Es wäre also unrichtig, auf die endgültige Norm zu warten.
Na dann – Viel Erfolg bei der Umsetzung und Auditierung nach den finalen Entwürfen der neuen Normen.
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