Mut zum Vorbild bedeutet Mut zur Qualität11 | 08 | 17

Fuehrung

Die Stimmung im Unternehmen hat natürlich viele Facetten. Wer ist denn aus Ihrer Sicht für die Atmosphäre oder auch für das Betriebsklima entscheidend zuständig? Vermutlich die Führungskraft, sie hat doch hierbei einen großen Einfluss, häufig direkt und oft unbewusst auf verschiedenen Ebenen. Die wichtigste Ressource eines Unternehmens sind nach wir vor die Menschen, die es beschäftigt. Das Führungsverhalten und der Führungsstil wirken auf diese Ressource in einem erheblichen Maß.

Dies alles ist nicht neu aber deswegen leider noch lange nicht selbstverständlich. Oft konzentrieren sich die Führungskräfte mehr auf harte Fakten statt auf softe Kompetenzen. Sie schielen auf messbare Vorgaben und drohen dabei ihr Gegenüber, den Mitarbeiter, aus den Augen zu verlieren.

Dabei erhalten Sie Rückendeckung von eher unerwarteter Seite: durch DIN ISO 9001:2015. Mit der Revision dieser Norm rückt das Thema „Führung“ in den Vordergrund. Die Aufgaben heutiger Führungskräfte fließen in die Norm ein.

Qualität ist Chefsache

Wenn man sich die Entwicklung der ISO 9001 zum Thema Führung betrachtet, sieht man klar, dass die Führungsrolle im Qualitätsmanagement immer bedeutender wird. Während in der Revision 9001:2000 die Verantwortung der Leitung erst mal nur benannt wird, geht die 2008-Version schon konkret auf die Selbstverpflichtung ein. In der aktuellen Version (2015) ist der Fokus auf die Integration in der Organisation und die Bewusstseinsbildung und Kompetenzen, mit den angehängten Themen wie Nachhaltigkeit und Sicherheit.

Im Unterschied zur vorherigen Norm wird nun auch ein stärkeres Augenmerk auf die Integration des Qualitätsmanagements in das tägliche betriebliche Geschehen gelenkt. Dies setzt das Engagement und die Art und Weise der Führungskräfte für Qualitätsmanagement im Unternehmen voraus.

In Normkapitel 5.1.1 wird die Führungsrolle und Vorbildfunktion der Führungskräfte bezüglich QM deutlich, indem die Mitarbeiter entwickelt werden und das Schaffen eines Bewusstseins für die Bedeutung der zu verrichteten Tätigkeit.

Die Führungskraft kann also sowohl gesundheitsförderlich als auch –schädigend beim Mitarbeiter wirken. Ziel muss es natürlich sein, ein nachhaltiges Gesundheitserleben beim Mitarbeiter zu erzeugen, z.B. in der Nachvollziehbarkeit des Aufgabenverständnisses, die Ressourcenverfügbarkeit und die Sinnhaftigkeit für die zu erledigende Aufgabe.

Führung beeinflusst die Lebensqualität

Je mehr die Führungskraft auch über die mentale Gesundheit der Teammitglieder weiß, umso gesünder wird auch der Führungsstil. Eine gesunde und wertschätzende Führung zeichnet sich vor allem durch zwischenmenschliches Wohlbefinden im Alltag aus. Dieses Miteinander erlaubt natürlich auch Konflikte, sie gehen damit aber wertschätzender um und finden Lösungen dafür.

Im Kapitel 6.2.1 der Norm wird nach der Vermittlung der Unternehmensziele gefragt. Die Führungskräfte müssen die Ziele am besten smart kommunizieren und geeignet nachhalten. Die Unternehmenskultur, also die Normen und Werte der Organisation, bestimmen das Handeln und das Denken der Mitarbeiter.

Herausforderung für die Führungskraft

Die Gedankenwelt einer Führungskraft, ist oftmals eine ganz andere, als die eines Mitarbeiters, d.h. die Einstellung, Vorurteile und Zukunftserwartungen ergeben durch die verschiedenen Perspektiven ein differenziertes Bild (die eigene Wahrnehmung ist hochindividuell). Manchmal muss hierfür auch die Denkweise der führenden Personen geändert werden. Wenn die Einstellung dazu da ist, ist die Chance groß, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung entsteht, zudem ist eine langfristige Motivation beider Seiten die Folge.

Über Jahre hinweg lag der Fokus im Unternehmen auf dem Ergebnis. Heute verändern sich Dinge und Umstände rasant schnell, Werte verschieben sich. Die ständig wachsenden Anforderungen und Veränderungen der Gesellschaft als Führungskraft sollten mit Zuversicht, Klarheit, Offenheit, Dankbarkeit, Mut, Herz und Vertrauen begegnet werden.

Während die sichtbaren Aspekte (Strategien, Strukturen und Prozesse) die Daten und Fakten betreffen, sind die unsichtbaren Aspekte (Verhalten, Werte, Einstellungen, Motivation, Status, Gefühle, Denkverhalten) die weichen Faktoren und die Kultur betreffend, meist die Entscheidenden.

Die Bereiche „Integration“, „Verankerung im Bewusstsein“ und „Wirksamkeit und Verbesserung“ sind in der Verantwortung der Geschäftsführung, so ergibt sich ein aktives Handeln und persönliches Mitwirken in Sachen Qualität.

Die Führungspersönlichkeiten brauchen folgende Eigenschaften: Authentizität, Überzeugungskraft, Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit.

Haben Sie Mut zum Perspektivenwechsel. Werfen Sie mal wieder einen Blick in die Norm. ISO 9001:2015 bietet gute Voraussetzungen.

 

 

 

Über den Autor: Marco Gutöhrlein

Marco Gutöhrlein ist seit 2004 Leiter der DGQ-Landesgeschäftsstelle Süd in Stuttgart. Vorher war der studierte Diplom-Betriebswirt mit den Schwerpunkten Marketing und Marktforschung u.a. bei einer Beratungsfirma des bayerischen Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie tätig.