12 Sätze, die Ihr QM verbessern – 1. Satz: Ich möchte Sie und Ihre Pläne besser verstehen23 | 02 | 23

12 Sätze die ihr QM verbessern

Ich möchte Sie und Ihre Pläne besser verstehen“ ist ein Satz, der ins Gespräch mit Leitungs- und Führungskräften gehört, aber auch gegenüber Jedermann und -frau nützlich sein kann.

Der Satz muss nicht wörtlich so fallen, wie er in der Überschrift steht. Manchmal heißt er: „Erzähl, ich hör Dir zu.“, oder „Warum siehst Du das so?“, „Was schwebt Ihnen vor?“, ein anderes Mal „Bitte, Sie zuerst.“ Seine Intention ist, sich selbst zurückzunehmen, den oder die andere zuerst zu verstehen und dann erst darauf einzugehen. Viel zu oft machen wir es andersherum: Wir stellen unsere Perspektive dar, stellen unsere Pläne vor und fordern Unterstützung dafür. Seit vielen Jahren beobachte ich, dass viele QM-Verantwortliche eher auf Senden als auf Empfang programmiert sind.

Und ihre Sicht auf Leitungskräfte ist leider oft vom Urteil geprägt, dass diese QM nicht verstanden hätten und es nicht angemessen förderten. Dass sich Qualitätsbeauftragte über einige Leitungsentscheidungen mit Wirkung auf Qualität und Qualitätsmanagement ärgern, heißt nicht, dass diese Entscheidungen unangemessen oder fürs Unternehmen schlecht wären. Im Abwägen von Zielkonflikten und Dilemmata sind sie nur anders ausgefallen als von ihnen gewünscht und gewollt. Da gilt es, nicht von der Wirkung auf die Intention zurückzuschließen. Dass die Entscheidung schwierige Implikationen fürs QM hat, heißt nicht, dass diese beabsichtigt waren oder auch nur billigend in Kauf genommen wurden. Wobei letzteres zugunsten „höhere Ziele“ legitim wäre.

Kennen und verstehen wir die Motive und Ziele von Leitungs- und Führungskräften, ihre Sorgen und Schmerzen, werden wir einerseits ihre Entscheidungen und Handlungen besser verstehen. Und andererseits können wir dann unsere Interpretationen, Ideen und Vorschläge besser darauf ausrichten. Und so eine höhere Wahrscheinlichkeit für Zustimmung und Konsens erreichen.

Kommentieren Sie doch bitte, ich möchte Sie und Ihre Perspektive auf dieses Thema besser verstehen.

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Die Idee für diese Reihe habe ich dem Buch „50 Sätze, die das Leben leichter machen“ von Karin Kuschik (rororo 2022) entnommen. Ich fand sie großartig und deshalb habe ich sie für uns aufgegriffen.

Über den Autor: Benedikt Sommerhoff

Benedikt Sommerhoff leitet bei der DGQ das Themenfeld Qualität & Innovation. Er beobachtet, analysiert und interpretiert die Paradigmenwechsel und Trends in Gesellschaft und Wirtschaft sowie ihre Wirkungen auf das Qualitätsmanagement. Seine zahlreichen Impulse in Form von Publikationen und inspirierenden Vorträgen geben Orientierung in Zeiten des Wandels. Sie ermutigen zur Neukonzeption des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des DGQ-Netzwerks aus Praxis und Wissenschaft arbeitet Sommerhoff in Think Tanks und Pionierprojekten an der Entwicklung, Pilotierung und Vermittlung innovativer Konzepte und Methoden.

12 Kommentare bei “12 Sätze, die Ihr QM verbessern – 1. Satz: Ich möchte Sie und Ihre Pläne besser verstehen”

  1. 0d442d5807b7d7b3f6094250afd13c15 AD sagt:

    Dieser Blog trifft für mich mitten ins Schwarze. Meine letzten 30 Jahre sind dadurch geprägt, dass ich versucht habe meine Vorstellungen eines QM-Systems vorzutragen, die Wichtigkeit zu vermitteln und umzusetzen. In gewisser Weise wird dies ja auch von uns erwartet!
    Meine Erfahrung:
    In Zeiten knapper Kassen und Fachkräftemangel werden jedoch viele Norm-Anforderungen in Frage gestellt oder nur unzureichend abgearbeitet.
    Wenn ich die Verantwortlichen frage, wie sie ein Thema gerne regeln würden, kommen auch keine alternativen Lösungsansätze!
    Einiges wird eher komplett in Frage gestellt, wie z.B. „Regelung der internen und externen Kommunikation“.
    Dazu kommt, wenn die Leitungskräfte keine entsprechende QM-Ausbildung genossen haben, ist es für uns Q-Manager schwer, ihnen in der knapp bemessenen Arbeitszeit, die Hintergründe und Zusammenhänge in der notwendigen Tiefe zu erläutern.

    In der Hoffnung dem perfekten QM-System etwas näher zukommen, werde ich in meinen nächsten Leitungsteam-Sitzungen ihre Ansätze vertieft anwenden. Danke für den Blog.

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Das freut mich sehr und gutes Gelingen!

  2. 08f08e8ac9631680c658ac67a343027e Thomas sagt:

    Das ist Öl auf den Zungrn jener Führungskräfte, die sich weder mit Lastenheften /Stakeholder Anforderungen noch sonstigen QM Themen auseinandersetzten und immer noch nicht verstanden haben, dass ein IMS auch und vor allem geeignetes Führungswerkzeug ist. So was kann nur einer schreiben, der weder operativ tätig war und selbst nie 9001, 14001, VDA usw. (vor) gelebt hat, noch als verantwortlicher QUMB oder Auditor ausreichende Praxiserfahrung hat. Also Artikel völlig fehl am Platz, muss nur noch einer von diesen Möchte-Gern-Führungskräften lesen, dann können alle QMler einpacken und nach Hause gehen.

    1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

      Vielen Dank für die deutlichen Worte. Finde ich sehr aufschlussreich und bringt mich zum Nachdenken. Und toi, toi, toi für Ihre Arbeit mit Führungskräften.

    2. f3175abf69a5d8be0d4610c2fa5af3e9 Andreas sagt:

      Ich finde, ein gewisser Kulturwandel muss auch in den Bereichen, die seit Jahrzehnten durchzertifiziert sind, akzeptiert und insbesondere vom QM mitgemacht werden.

      Das QM muss seine Vorgaben immer wieder hinterfragen und abklopfen, ob die eigenen Vorgaben überhaupt noch gefordert sind und ob sie SO gefordert sind.

      Ich habe eine „Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Allergie“, denn „Vielleicht war es ja immer schon schlecht“ (meine flapsige Antwort) ist durchaus eine Option.

      Meine Audits leite ich oft ein mit: „Nichts ist in Stein gemeißelt – wir können alles anpassen und ändern, solange wir compliant bleiben“ in Zusammenhang mit „es gibt immer einen wichtigen Grund, weshalb ein Prozess nicht eingehalten wird“.

      Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich mich gut mit Nicht-Boomer-Führungskräften verstehe?

      Liebe Grüße
      Andreas

      1. 4f6813662a854feb6b712b0f3da27ac1 Felix König sagt:

        Beim Qualitätsmanagement geht es doch um Qualität und nicht um Compliance oder? Ansonsten wäre es ja ein Compliance Management.

        1. 12fad89dbfa0bd7577219e8081bbd19e Benedikt Sommerhoff sagt:

          Wenn wir weiterhin Qualität als Grad der Erfüllung von Anforderungen definieren und solange die ISO 9001 Anforderungen an Prozess und Managementsystem formuliert sowie auf die Erfüllung aller anderen geltenden Anforderungen referenziert, ist QM sehr weitgehend Anforderungsmanagement und Compliance bzw. Konformität ein Fokus.

  3. 3df056180206f42dae21118ed2d2c995 Franz (seit 30 Jahren QM) sagt:

    Ich möchte Thomas hier deutlich widersprechen. Genau das ist das Problem vieler QM’ler. Lehrbuchwissen ohne Weitsicht oder gar Verständnis für die betriebswirtschaftlichen oder sozioökonomischen Belange. Diese Gruppe unseres Standes sorgt für Resignation und Abwehrhaltung bei den Führungskräften. Wenn nicht wir, wer sonst soll denn einen umfassenden Weitblick mit Kompromissbereitschaft und lösungsorientiertem Ansatz auf allen Ebenen haben? Insofern finde ich den Artikel lobenswert. Sollte man sich darauf einlassen.

    1. 4f6813662a854feb6b712b0f3da27ac1 Felix König sagt:

      Danke für den tollen Artikel Benedikt. Die meisten QM-Ausbildungen sind darauf ausgelegt ein Zertifikat zu erhalten oder aufrechtzuerhalten. Um gute und moderne Organisation geht es nur wenig bis gar nicht. Gleichzeitig wird der Glaubenssatz eingehämmert, dass wenn sich alle nur an die Norm halten, das Unternehmen dann erfolgreich sein wird. Am Ende haben wir dann Personen, die primär wissen wie sie ein Zertifikat erhalten, aber glauben alles besser zu wissen. Witzigerweise werden aber von der QM am liebsten Seminare der Zertifizierungsstellen besucht, weil diese eine Art Deutungshoheit der Anforderungen haben. Das System sabotiert sich damit selbst und produziert immer mehr Qualitäter:innen für die Zertifikatserhaltung.

      1. 4a78046eec99a7043cff62fd0c087d17 Martin Maier sagt:

        Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es dauert bis man den Kern der ISO9001 verstanden hat.
        Ich bin mittlerweile der Meinung, dass jedes erfolgreiche Unternehmen die Norm erfüllt ohne es zu wissen.
        Für uns QMler sollte die Aufgabe sein, die Unternehmensprozesse auf die Norm zu verlinken und im Audit den Auditor zu erklären, wie man die Norm erfüllt.

  4. 8c280b8b885b3b96363f775962ae5646 Wilhelm Floer sagt:

    Ein toller Beitrag, Benedikt, und ich freue ich schon auf die nächsten 11 Sätze, die …Ihr QM verbessern…. Sicherlich gibt es hier nicht Schwarz und Weiß sondern sehr viele Graustufen. Dennoch, Deine geschilderten Beobachtungen kann ich bestätigen. Halten wir (krampfhaft) nur an den gelernten und normativen Inhalten fest, wird es schwer für uns die Organisationen mitzugestalten und auf die neuen Aufgaben (Dekarbonisierung, Digitalisierung, Deglobalisierung, etc.) vorzubereiten. Hier schließe ich mich einigen vorherigen Kommentaren an. Diese Erkenntnis sollte viel stärker in der Ausbildung zukünftiger QMBs berücksichtigt werden. QM darf nicht nur Auditdurchführung und Zertifikatserhaltung bedeuten. QM liefert im besten Fall einen Return on Invest/Quality und gestaltet bzw. entwickelt Organisationen für die anstehenden Aufgaben und nimmt die Sprache der Leitungs- und Führungskräfte an. Das geht nur, wenn wir uns aus der QM-Blase – welche sich mit den klassischen QM/QS-Themen beschäftigt – herausbewegen und proaktiv den neuen Themen stellen.

  5. 2f02b6ad85b3d3ecb6623929f6702f49 Manuela Sarodnick sagt:

    Audit kommt von (zu)hören. Und im Rahmen von integrierten Managementsystemen ergibt sich die Frage nach „ist das Qualität oder Compliance…“ nicht mehr.

    Natürlich ist in Bezug auf Normforderungen ein Mindestmaß an „sich gegenseitig“ zuhören und sich als Auditor nicht komplett zurücknehmen um irgendetwas als Nachweis zurechtzubiegen, was ansatzweise der Normforderung entspricht ebenso wichtig.

    Aber wenn man nicht alles alleine machen möchte, muss man Verständnis erzeugen. Das geht nur, indem man die aktuellen Anstrengungen der Fachbereiche honoriert und indem der Gegenüber versteht, welchen Nutzen er von einer anderen Arbeitsweise ziehen kann.

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