Qualitätsmanagement 2.0 – Der Qualitätsmanager im Wandel der Zeit30 | 08 | 16

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In den letzten Jahren ist nicht nur der Dschungel der Qualitätsmanagementsysteme einem Wandel unterlegen, auch die Anforderungen an Qualitätsmanager selbst sind um einiges komplexer und vielfältiger geworden. Standen bislang vorwiegend die fachliche Qualifikation und bestenfalls Projektmanagement-Know-How im Vordergrund, rücken heutzutage immer mehr themenübergreifende Anforderungen nach vorne. Dazu gehören beispielsweise die Fähigkeit interdisziplinäre Projektteams zu leiten, wo auch interkulturelles Know-How immer mehr gefragt ist sowie übergreifend zu denken und als Kommunikationsexperte zu fungieren.

Diese stille Veränderung ist bereits jetzt im vollem Gange. Weg von der administrativen und vor allem technischen Funktion, hin zu einem Changemanager sowie Schnittstellen- und Zahlenexperten. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Manager und Trendforscher sind sich darüber einig, dass uns ein Zeitalter erwartet, dessen Komplexität weit über jener der vergangenen Epochen liegen wird. Neue Organisationsformen und ein ausgeprägter Wertewandel werden die Folgen sein. Der wesentliche Wettbewerbsvorteil wird in der Fähigkeit liegen, Prozesse mit maximalem Tempo und innerhalb vernetzter Strukturen zu organisieren. Dabei wird die zukünftige Rolle des Qualitätsmanagers eine wesentliche Rolle spielen. Ein weiterer Treiber hierfür ist auch die geradezu explodierende Vielfalt der Managementsysteme mit ihren Teilsystemen, wie Risiko-, Wissens-, Innovations- und Energiemanagement, die in den letzten Jahren wie nichts aus dem Boden geschossen kamen.

Und so wird der Qualitätsmanager 2.0 geboren!

Zählt man das eine mit dem anderen zusammen, lässt sich erkennen, dass der Qualitätsmanager 2.0 noch einiges an Kompetenzzuwachs benötigt, um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein. Im Speziellen benötigt er weitgehendes Wissen im Bereich der Organisationsentwicklung sowie ein geschicktes Händchen im Umgang mit komplexen IT-Anwendungen. Organisationsentwicklung deshalb, weil sie dafür geeignet ist, nachhaltig qualitätsfähige Organisationen zu gestalten und damit an den Auftrag des klassischen Qualitätsmanagements anschließt. Auch betrachtet sie die Organisation ganzheitlich in ihrer Struktur und Kultur. Umfangreiche Kompetenzen im Bereich IT benötigt er aufgrund der immer komplexer werdenden Funktionalitäten der QM-Softwarelösungen, die es zu managen gilt. Angefangen bei der (webbasierten) Dokumentenlenkung, über prozessbasierte Szenario-Simulationen, bis hin zu komplexen Prozesskostenanalysen und -performancemessungen.

Zusammengefasst, wird sich der Qualitätsmanager 2.0 zu einem internen Unternehmensberater entwickeln, der mit seinem umfassenden Wissen eine wesentliche Schlüsselposition im Unternehmen wahrnimmt. Qualitätsmanagement an sich wird in zunehmenden Maße ein sowohl effizientes als auch effektives Ordnungssystem werden, ohne die Flexibilität und Kreativität sowie die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter zu behindern. Auf keinem Fall wird sich Qualitätsmanagement in den obersten Führungsebenen als Kochrezept etablieren. Dort gibt es nämlich nur eine gültige Regel: Erfolgreich sein, vor allem auf finanzieller Ebene!

Ist die Rolle des Qualitätsmanagers überlebensfähig?

Eine grundsätzliche Frage die sich hierbei stellt ist jedoch, ob die typische Rolle des Qualitätsmanagers in 10 Jahren überhaupt noch existiert? Dies lässt sich zugleich mit einem ja und einem nein beantworten, da es auch in ferner Zukunft in allen Organisationsebenen eine Intelligente-System-Ordnung (ISO mal anders übersetzt) geben wird, um sich im bestehenden Druck des Wettbewerbs über Wasser halten zu können. Qualitätsmanagement wird immer ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensführung bleiben, könnte aber unter einem anderen Namen verpackt sein. Eine passende Bezeichnung wäre zum Beispiel „Quality Capital Management“, um die ganzheitliche Vernetzung als selbstverständliche Basisanforderung im zukünftigen Unternehmen zum Ausdruck zu bringen.

Über den Autor: Maximilian Ehrengruber

Maximilian Ehrengruber, MA wurde 1984 in Linz, Oberösterreich geboren. Von einigen wird er als innovativer Querdenker und bodenständiger Praktiker beschrieben. Hauptberuflich ist er als Projekt-, Qualitäts- und Risikomanager sowie als Leitung der Abteilung Sicherheitstechnik in einem internationalen Gesundheitskonzern tätig. Nebenberuflich beschäftigt er sich als Inhaber von www.camadoo.info mit aktuellen Trends des Qualitätsmanagements, über die er regelmäßig auf seinen QM-Blog schreibt. www.camadoo.info

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