Fledermäuse und Qualität2 | 03 | 18

Fledermäuse sind, neben den Vögeln, die einzigen Wirbeltiere, die zu aktivem Flug fähig sind. Diese Fähigkeit verhalf ihnen schon früh in der Erdgeschichte zu einer weiten Verbreitung: Sie kommen auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor. Auf einigen Inseln, z.B. Neuseeland, waren sie vor der Ankunft des Menschen sogar die einzigen Säugetiere. Europaweit sind viele Fledermausarten im Rahmen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. In Deutschland gelten momentan 24 Fledermausarten als etabliert (Stand 2010). Fünf dieser Arten sind ungefährdet, weitere fünf in einer Vorwarnliste eingestuft. Die restlichen 14 Arten sind entweder gefährdet oder es fehlt eine verlässliche Datengrundlage zur Feststellung des Gefährdungsstatus. Dieses Fehlen einer verlässlichen Datengrundlage liegt darin begründet, dass Fledermäuse verhältnismäßig schwer zu beobachten sind. Das liegt in erster Linie an ihrer Nachtaktivität, außerdem aber auch an ihrer Navigation per Ultraschall – vor der Konstruktion geeigneter Geräte zur Detektion und Hörbarmachung von Ultraschallsignalen für das menschliche Ohr waren sie somit praktisch nicht verfolgbar.

Heutzutage gibt es unterschiedliche Methoden zur Erfassung von Fledermäusen. Neben einem klassischen Netzfang, bei dem Geschlecht, Art und natürlich die Anzahl der gefangenen Tiere bestimmt werden können wird, je nach Fragestellung, oft auch die akustische Erfassung eingesetzt. Diese kann „von Hand“ mit einem batteriebetriebenen Handheld-Device erfolgen, wobei geübte Anwender viele Arten anhand ihrer spezifischen Rufe unterscheiden können. Zunehmend wird auch die automatisierte akustische Erfassung angewendet, bei der ein Algorithmus für die Artbestimmung anhand der aufgezeichneten akustischen Signale zuständig ist. Zudem können Daten über Aufenthaltsorte, Flugrouten, Futterplätze etc. aus Telemetriedaten gewonnen werden. Dies setzt einen vorangegangenen Netzfang voraus, bei dem die Tiere mit kleinen Sendern versehen werden, die im Anschluss durch geeignete Antennen-Aufbauten detektiert werden können.

Diese besonderen Voraussetzungen innerhalb der Biologie führen zu einem ganz besonderen Anspruch beim Thema Qualität. Anhand weniger Individuen muss das Verhalten von Fledermäusen allgemein bewertet werden – beispielsweise bei dem Bau einer Windkraftanlage. Um dies zuverlässig zu gestalten, bedarf es einen durchdachten Qualitätsprozess, der auf Grund der biologischen Besonderheit außerhalb von Normen liegt. Aus den „wenigen“ Daten wird beispielsweise zuverlässig ein wirksamer Algorithmus hergeleitet, der in Abhängigkeit der Uhrzeit, Temperatur, Windgeschwindigkeit und Jahreszeit, die Windkraftanlagen herunterfährt um das Schlagrisiko zu minimieren. Auch dieses ist wiederum ein Prozess – ständig kommen in diesem relativ neuen Bereich Normen und Richtlinien hinzu um die Qualität, dass heißt hier die Brücke zwischen Naturschutz und Wirtschaftlichkeit mit einer hohen Zuverlässigkeit, zu optimieren.

Über den Autor: Ralf Zeidler

Ralf Zeidler – Geschäftsführer und Datenanalyst des Freien Instituts für Datenanalyse – beschäftigt sich seit 2006 mit dem Thema Datenanalyse und der Entwicklung von hoch innovativen Algorithmen. Schon als Physik-Student war er von der Statistik und ihren Möglichkeiten begeistert. In den letzten vier Jahren kam dann das interessante Themengebiet der Wildtierökologie hinzu. Insbesondere die schwer zu beobachtbaren Fledermäuse haben es Zeidler angetan und spornen ihn an, neue Verfahren in diesem Bereich zu entwickeln.

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