Ein Jahr lang keine Norm erwähnen17 | 01 | 18
Das Jahr ist noch jung. Sind die ersten Vorsätze schon gebrochen, waren es die falschen oder sie wurden in der falschen Zeit gefasst – der gefühlsseligen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, die so weit vom Arbeitsalltag entfernt zu sein scheint. Nun hat uns alle dieser Alltag wieder gepackt.
Es ist aber noch nicht zu spät, sich über Vorsätze für 2018 Gedanken zu machen und ich möchte einen Vorschlag unterbreiten. Ein Jahr lang keine QM-Norm erwähnen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ISO 9001:2015 finde ich klasse. Da stehen lauter sinnvolle Dinge drin. Die Branchenstandards wie IATF 16949 machen uns zwar schon mehr Kopfzerbrechen. Aber wenn ein wichtiger Kunde die Umsetzung eines solchen Standards von uns verlangt, dann werden wir natürlich nicht diskutieren ob, sondern wie wir ihn umsetzen. Und das aus gutem Grund.
Nein, mir geht es nicht darum, die Normen und Branchenstandards zu ignorieren, schamvoll zu verschweigen oder gar frustriert zu diskreditieren. Mir geht es darum, von den eigenen Kollegen als Partner für Qualität und nicht als Botschafter externer Regelwerke erlebt zu werden.
Lassen Sie sich im Restaurant von einer Wirtin oder einem Koch für ein leckeres Essen begeistern, der mit Ihnen über die Hygienevorschriften seines Betriebes sprechen will? Wollen Sie im Fußballstadion über die Auslegung der Abseitsregel diskutieren? Freuen sie sich darauf, beim nächsten Konzert die Lärmschutzverordnung zu besprechen? Wenn Sie sich um einen geliebten Menschen bemühen, werben Sie dann mit der Einhaltung Ihrer Impftermine und Abgabetermine der Steuererklärung?
Je mehr Qualitätsmanager die Normen und Standards als Monstranz vor sich hertragen, desto weniger bringen Führungskräfte und Mitarbeiter diese Kollegen in Verbindung mit anderen Themen, mit Problemlösung und Qualitätsverbesserung. Wer die extrinsische Begründung über die Normforderung der intrinsischen Begründung über die Nützlichkeit für den Unternehmenserfolg vorzieht, der löst damit etwas aus. Der personifiziert das – manchmal auch ungeliebte – Regelwerk.
Es ist viel schwieriger, die für die Qualitätssicherung des Produktes und für die systemische Qualitätsfähigkeit der Organisation erforderlichen Maßnahmen allein aus der Sache heraus zu begründen. Und bei ihrer Umsetzung professionell dafür zu sorgen, dass die Prozesseigner ganz nebenbei und sehr elegant auch die unumstößlichen Anforderungen aus Regelwerken zertifizierungssicher umsetzen.
Ich komme zurück zu meinem Vorschlag. Reden Sie 2018 mit Ihren Kollegen nicht über die Norm, erwähnen sie sie kein einziges Mal. Helfen Sie natürlich dabei, deren Anforderungen umzusetzen. Und schauen und erleben Sie, wie sich Argumente entwickeln, Diskussionen verlagern und Rituale verändern. Viel Spaß.
Sie sprechen mir aus der Seele!
Danke!m
Ich bin dabei 🙂
Das ist leichter gesagt als getan. Jeder, der in einer Firma eine Spezialaufgabe hat, wie QM, UM, Compliance, Risk u.v.m. wird meistens im Fokus des Regelwerkes betrachtet. Das liegt aber weniger an diesem Spezialisten als mehr an den KollegenInnen, die immer versuchen, diese Personen in ein Kästchen zu strecken. Damit haben die es einfacher, mit dieser Person umzugehen. Ansonsten finde ich Ihre Idee gut. Ich glaube, sie ist aber nicht durchgehend umsetzbar, wie z. B. wenn ich als DQS-Auditor Firmen auditiere und schon beim Eingangsgespräch die Grundlage dieses Audits benennen muss.
Ich finde Ihren Vorschlag gut. Wir sollten unsere Aktivitäten nicht mit Rücksicht auf die Norm begründen, sondern mit dem Argument, dass „Nicht-Qualität mehr kostet als Gut-Qualität“. Dass zehn zufriedene Kunden mehr wert sind als ein unzufriedener. Wenn wir dies schaffen auf unsere Mitarbeiter auszustrahlen, dann wirkt das viel glaubhafter.
Unbedingt!
Klasse Artikel! Ist wahrscheinlich nicht komplett umsetzbar, aber der Punkt, aus der Sache heraus und nicht anhand einer Norm zu argumentieren, das ist das Wesentliche… .
Auch mir sprechen Sie aus der Seele – Danke!
Vielen Dank Herr Sommerhoff für diesen Ansatz und diesen nachhaltigen Artikel.
Wenn die Norm wie eine Bibel vorweggetragen wird, bleibt den Führungskräften und Mitarbeitern auch nur die Schublade. Gleiches gilt auch bei einigen Auditoren (Nicht alle!), welche Ihre Daseinsberechtigung über die Norm begründen und vergessen, dass Sie gegen die Norm prüfen, nicht mit der Norm.
In Zeiten von agilen Systemen funktioniert es nur miteinander und wenn wir verstehen. Auf gehts…! Ich bin dabei.