Der Compliance Officer: Das Interview20 | 09 | 17

Interview mit einem Compliance Officer

Nachdem ich Ihnen in meinem letzten Beitrag das Berufsbild des Compliance Officers anhand statistischer Befunde zu Karriere, Einkommen und Work-Life-Balance vorgestellt habe, möchte ich  Ihnen nun den Berufsalltag näher vorstellen.

Hierfür habe ich mich mit einem Compliance Officer auf einen Kaffee getroffen. Interviewt habe ich einen erfahrenen Juristen, der bei einem international agierenden Beratungsunternehmen tätig war und nun Compliance Officer im Finanzsektor ist. Mein Gesprächspartner verfügt daher über weitreichende Branchenkenntnisse und war der perfekte Interviewpartner, um mehr über den Beruf des Compliance Officers zu erfahren.


Interview

Meine erste Frage an Sie: Welche formalen Kompetenzen benötigt ein Compliance Officer?

Auch wenn ich Jura studiert habe, ist ein juristisches Studium nicht unbedingt notwendig. In meiner Compliance-Abteilung arbeiten auch Menschen mit einem Abschluss in BWL, VWL aber auch ITler und ehemalige Steuerberater.

„Ganz unterschiedliche Berufsfelder können in einer Compliance Abteilung vorkommen. Das notwendige juristische Wissen kann erworben werden.“

Auch ganz andere Berufsfelder können in einer Compliance-Abteilung vorkommen. Zum Beispiel kann man Mathematiker und Physiker immer gebrauchen. Juristische Kenntnisse, die durchaus nötig sind, können auch durch Weiterbildungen erlangt werden

Sind außer dem fachlichen Know-how noch weitere Kenntnisse nötig?

Wichtig sind vor allen Dingen Neugier für die relevanten Themen und Flexibilität. Man muss sich im beruflichen Alltag immer wieder in neue gesetzliche Vorschriften einarbeiten und am Ball bleiben. Dies erreicht man am besten durch Fortbildungen und eigenes Selbststudium – aber natürlich nicht ohne Interesse an diesen Themen. Neben den spezifischen Kenntnissen der Rechtsprechung und der Normen benötigt man natürlich auch branchenspezifische Kenntnisse der jeweiligen Rechtsbereiche.

„Für diesen Job braucht man Interesse an rechtlichen Themen und Empathiefähigkeit.“

Aber nicht nur eine Affinität für Gesetze und Regularien ist notwendig, auch Soft Skills sind gefragt. Benötigt wird auf jeden Fall Empathiefähigkeit: Man muss sich in die Mitarbeiter (Stress, Arbeitsbelastung, Priorisierung von Aufgaben etc.) einfühlen können.

Elementar sind auch Konsequenz und Integrität in diesem Job. Als Compliance Officer muss man einerseits freundlich auftreten können und die Sprache des jeweiligen Gegenübers sprechen. Auf der anderen Seite ist die Regulatorik der Treiber und das muss natürlich auch den Mitarbeitern bestimmt vermittelt werden.

Was ist für Sie das Spannende an diesem Beruf? Was reizt Sie an der Tätigkeit als Compliance Officer?

Vor allem die abwechslungsreichen Fragestellungen, die Vielfalt der Themen und die Gestaltungsfreiheit trotz strenger Vorgaben faszinieren mich. Außerdem habe ich einen Hang zu regulatorischen Themen und das Zusammenspiel von Integrität und Verbindlichkeit, das im Mittelpunkt dieses Jobs steht, motiviert mich.

„Mich fasziniert die Gestaltungsfreiheit trotz strenger Vorgaben.“

Man lernt extrem viel während des Berufsalltags. Zum einen durch die tägliche Arbeit und die Konfrontation mit neuen Fragestellungen und Aufgaben, zum anderen durch Weiterbildungen, die notwendig sind, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Gibt es auch problematische Aspekte an der Position als Compliance Officer?

Das Schwierige an der Position ist, dass man als Compliance Officer immer wieder deutlich machen muss, dass man sich als Helfer oder Partner der Fachabteilungen sieht und nicht nur als erhobener Zeigefinger wahrgenommen wird. Man legt sowieso zwangsläufig auch den Finger in die Wunde.

Man sollte aber nicht unterschätzen, dass man auch eine Vorbildfunktion im Unternehmen einnimmt. Das bedeutet natürlich, dass man sich selbst an die Vorschriften halten und sich an den eigenen Maßstäben messen lassen muss. Außerdem müssen die Konsequenzen, die man androht auch umgesetzt werden, da man sich sonst unglaubwürdig macht. Anerkennung bekomme ich so häufig leider eher durch die Prüfinstanzen, als durch die KollegInnen in den Fachabteilungen.

„Ich bin Helfer und Partner der Fachabteilungen – aber trotzdem lege ich zwangsläufig den Finger in die Wunde.“

Auch die Position im Unternehmen an sich ist eine besondere, man arbeitet als Compliance Beauftragte/r unabhängig von der Hierarche im Unternehmen.

Eine Herausforderung ist auch der Spagat zwischen Business und Regulatorik. Auf der einen Seite stehen die Sorgen und Nöte der Fachabteilungen im Unternehmen, auf der anderen Seite die Anforderungen der gesetzlichen Vorgaben und internen Richtlinien, die ein Compliance Officer kennen und vermitteln muss und deren Einhaltung er einfordern soll. Hilfreich und wichtig ist es hier die Prozesse der Fachabteilungen zu kennen.

Insgesamt also ein spannender, abwechslungsreicher und verantwortungsvoller Beruf. Ein wenig ist man schon ein – manchmal verkannter – Superheld im Unternehmen, der sich sozusagen für Recht und Ordnung einsetzt und sein Unternehmen und die KollegInnen vor Risiken schützt.

 

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Über die Autorin: Christina Eibert

Christina Eibert ist studierte Sozialwissenschaftlerin und Produktmanagerin bei der DGQ. Sie verantwortet die Trainings in den Bereichen Compliance, Datenschutz, Statistik und Cyber-Sicherheit. Besonders wichtig ist es ihr, praxisnahe und zukunftsorientierte Weiterbildungen zu entwickeln, von denen Teilnehmer und Unternehmen gleichermaßen profitieren.

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